Ich sitze unruhig in der U-Bahn und wünsche mir heute mehr denn je, dass ich ein eigenes Auto hätte, das am besten noch eine funktionierende Klimaanlage hat. Der heutige Tag ist sehr heiß, es sind fast 32 Grad. An einem solchen Tag zu Stoßzeiten mit der U 2 in Richtung Gendarmenmarkt zu sein ist nicht schön. Die Bahn ist brechend voll und ich wünsche mir, ich würde nicht die verschwitze Haut meines Sitznachbars an meinem Oberarm spüren. Zum hundertsten Mal schaue ich auf meine Uhr, als würde dadurch die Bahn schneller fahren. Doch ich werde, glücklicherweise, endlich erlöst und wir gelangen zur Endstation. Zusammen mit der Masse steige ich aus der Bahn und stehe auf dem Bahnhof. Fast wie automatisch, gehe ich den mir allzu bekannten Weg aus dem Bahnhof heraus und stehe direkt auf dem Gendarmenmarkt. Die Sonne scheint mir direkt auf die Stirn und ich wünsche mir, dass ich endlich ins Kühle komme. Ich ignoriere die schönen Bauten hier, wie den Deutschen Dom, die für mich so alltäglich sind, und laufe über den Platz zu einem höchstmodernen und exklusiven Wohnhaus. Ich öffne die Haustür zur Empfangshalle und sobald ich in dem Gebäude stehe, schlägt mir eine Welle kühle Luft ins Gesicht. Ich stehe in der ruhigen Halle, höre nur die Haustür hinter mir schließen und atme genüsslich die kühle Luft ein, auch wenn meine Nervosität jetzt auf meinen Magen schlägt.
„Hallo, dich habe ich hier nicht erwartet", spricht mich eine bekannte Stimme plötzlich an und ich wende mich in die Richtung aus der ich den Klang vernommen habe. An dem Empfangstresen, der gerade noch leer gewesen ist, steht nun ein älterer Mann, der mich grimmig anschaut. Doch ich lächle ihn trotzdem an und gehe auf ihn zu, denn sein Anschein trügt sehr. Phillip, der Portier des Hauses, ist ein sehr netter Mann, ist immer für einen Plausch zu haben und das Gegenteil von grimmig.
„Hat er mich nicht angekündigt? Ich hole meine letzten Sachen ab", erkläre ich ihm, als ich ihm jetzt gegenüberstehe.
„Er hat nichts gesagt, aber er redet weniger, seitdem es zwischen euch endgültig vorbei ist", erklärt Phillip mir und schaut mich mitleidig an. Dabei gilt sein Mitleid jedoch eher mir, als meinem Ex-Freund. Ich lasse meine Schultern zucken, als wäre es mir egal, dass ihm die Trennung mitnimmt, doch so ist es nicht. Auch mich nimmt sie mit, natürlich, aber es war eine gute Entscheidung.
„Er müsste da sein. Rufst du oben an?", frage ich Phillip dann endlich. Ich möchte dringend meine Sachen zurückhaben, den Kontakt mit meinem Ex-Freund so kurz wie möglich halten und ich habe auch noch andere Termine, die sich nicht aufschieben lassen.
„Klar, warte", antwortet er mir und ich beobachte ihn dabei, wie er nach dem Hörer greift und mit oben telefoniert, „Gut, er ist da. Geh rauf."
„Danke, Phillip", sage ich nur und wende mich von ihm ab. Ich laufe durch die große Halle zum Fahrstuhl und drücke auf den Knopf, wodurch der Fahrstuhl auch schon fast sofort kommt.
„Hey", ruft mir Phillip nochmal zu und ich drehe mich zu ihm um, während ich in der Fahrstuhltür stehe, „Lass dich nicht unterkriegen. Zieh dein Ding durch, ja?"
Ich nicke lächelnd und drehe mich wieder um und gehe endlich in den Fahrstuhl. Dort drücke ich auf den Knopf für die 5. Etage und die Tür schließt sich fast sofort. Ich wippe ungeduldig mit dem Fuß auf und ab und schaue gleichzeitig an mir herunter. Ich trage ein einfaches weißes T-Shirt mit einem schwarzen Bleistiftrock und dünnen Sandaletten. Da ich direkt aus dem Büro komme, konnte ich mich nicht mehr umziehen, aber eigentlich ist es ja auch egal, was ich trage. Ich möchte nur meine Bücher zurück, die ich überall bei ihm liegen lassen habe. Dafür, dass es ihn immer ziemlich aufgeregt hat, wenn ich sie an jeglichen Orten liegen lassen habe, wollte er sie mir wirklich lange nicht zurückgeben. Immerhin waren wir seit knapp über einem Monat getrennt. Mit dem typischen Geräusch öffnet sich der Fahrstuhl und löst mich aus meiner Trance. Ich umfasse meine Handtasche, die über meiner Schulter baumelt, damit meine Hände nicht vor Nervosität zittern. Ich atme durch, bevor ich an der Haustür stehe, und klinge dann endlich. Es dauert lange, bis er mir öffnet, und solange frage ich mich, wie ich wohl reagiere, wenn ich ihn wiedersehe. Ich möchte in keine Nostalgie fallen, durch die ich schwere Fehler begehe, aber ich möchte auch keinen Streit vom Zaun brechen, nur, weil mich seine Anwesenheit aufregt.

DU LIEST GERADE
strange[r] love
RomanceAdelaine und Minho. - a strange love between two strangers- Zwei Menschen, die sich niemals kennengelernt hätten. Zwei Menschen, die das Schicksal so nicht füreinander vorgesehen hat. Adelaine, eine hart arbeitende Studentin mit zwei Jobs, um sich...