„Du bist ja noch immer hier", ertönt eine Stimme neben mir. Ich fluche leise, als ich den Kopf aus dem großen Kühlschrank stecke und nach links schaue. Dort steht Felix gekleidet in Anzug, mit Aktentasche unter dem Arm und noch Headset am Ohr und blickt mich gleichermaßen irritiert und belustigt an.
„Mhm", mache ich mit meinem mit Erdbeeren vollgestopften Mund und schließe die Kühlschranktür durch einen Hüft Stoß, „Hatte keine Lust."
Er nickt nur und schüttelt dann verneinend den Kopf, als ich ihm die Packung Erdbeeren hinhalte. Als ich das Nutella Glas hinhalte, schaut er mich an, als wäre ich verrückt geworden. Ich zucke mit den Schultern und beobachte wie er seine Aktentasche auf einen Barhocker an der Theke stellt und dann seine honigfarbenen Augen wieder auf mich richtet.
„Mein Beileid an deine späteren Patienten", sagt er trocken und schüttelt leicht kichernd den Kopf, als ich ihm die Zunge rausstrecke. Wusste ich doch, dass er nicht wirklich böse ist, dass ich heute schon wieder nicht in der Uni gewesen bin. Eigentlich nur seit gestern nicht. Die Erklärung für Felix ist, dass mir der Streit mit meinen Mitbewohnern noch zu sehr in den Knochen steckt. Die Wahrheit ist, dass das Schicksal mich vermutlich hasst und mich genau jetzt in Minhos Arme laufen lassen würde, wenn ich auf dem Campus auftauche. Also vermeide ich den Campus.
„Wie war dein Tag?", frage ich ihn als Themenwechsel und tunke eine Erdbeere dick in mein Nutella Glas. Er brummt kurz einfach als Antwort und ich stelle mich ihm gegenüber, allerdings trennt uns die Küchentheke.
„Sehr stressig. Ich bin total fertig", erklärt er mir dann und massiert sich kurz mit zwei Fingern die Schläfen, dann schaut er mir wieder in die Augen und diesmal kann ich sehen, wie erschöpft er aussieht. Es ist gerade mal 13 Uhr und er sieht aus, als hätte er eine 40-Stunden-Woche hinter sich. Da bereits Freitag ist, vermute ich, dass es eher 50 Stunden sind. Mitleidig erwidere ich seinen Blick und stelle gedankenlos meinen Snack ab und gehe um die Theke zu ihm herum.
„Komm, du brauchst dringend mal ein bisschen Schlaf, Felix. Leg dich immerhin eine Stunde hin", sage ich sanft zu ihm und lege meine Hand auf seine, die den Barhocker umklammert. Seit ich hier wieder wohne, ist mir natürlich nicht entgangen, wie lange er abends noch arbeitet, und die Schatten unter seinen Augen sind die Bestätigung.
„Geht nicht", meint er nur, seufzt tief und schaut mich gequält an, „Wir haben später ein sehr wichtiges Geschäftsessen. Meine Eltern werden da sein, nur um mich zu beobachten. Der Kunde ist ein schwieriger Brocken und ich-"
„Verstehe schon", unterbreche ich ihn und erwidere seinen angestrengten Blick mit einem milden Lächeln, „Dann geh und bereite dich auf dein Essen vor. Soll ich dir vielleicht irgendwas zum snacken machen? Du solltest etwas essen."
„Nein, alles gut", erwidert er, „Außerdem hast du zu tun. Shoppen, Friseur, was Frauen halt so machen."
„Wie meinst du das?", frage ich verwirrt und ziehe meine Hand weg.
„Begleitest du mich später?"
Verblüfft schaue ich ihn an. Ich wohne seit zwei Tagen bei ihm, dennoch sind wir nicht offiziell zusammen. Er hat verstanden, dass es er meine einzige Lösung ist, und sich verständnisvoll gezeigt. Dass er mich fragt, ob ich mitkomme, verwirrt mich ein wenig. Zu einem normalen Date, da hätte ich nicht nein gesagt. Aber das hier, ein Essen mit einem seiner Kunden und noch dazu seinen Eltern, die mich als seine Ex-Freundin kennen, das ist was Ernstes und ich weiß nicht, ob ich dazu bereit bin.
„Adelaine?", hakt Felix bei mir nach, als ich nicht antworte und schaut mich fragend an. Ich blicke ihm in die Augen und frage mich, worauf ich noch warte. Felix und ich, das passt einfach. Und vielleicht hatte Minho Recht, dass ich mich schon entschieden habe.
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strange[r] love
RomanceAdelaine und Minho. - a strange love between two strangers- Zwei Menschen, die sich niemals kennengelernt hätten. Zwei Menschen, die das Schicksal so nicht füreinander vorgesehen hat. Adelaine, eine hart arbeitende Studentin mit zwei Jobs, um sich...