Kapitel 12 - escape

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„Minho?", frage ich ungläubig und starre ihn an. Erst als ich ihn bei seinem Namen nenne, schaut er auf, denn vorher kritzelte er noch etwas auf seinen Notizblock. Jetzt aber starren seine Augen in meine und er ist sichtlich geschockt. Ich mustere seine weitere Erscheinung. Er sieht aus wie immer, ganz schwarz gekleidet, Haare leicht unordentlich und, nun ja, unfreundlicher Blick. Alleine die grüne Schürze kippt das Bild total.

„Verfolgst du mich?", fragt er mich jetzt unverblümt und auch mit ziemlich lauter Stimme, was mich leicht sprachlos mach, „Bekommst du es so schlecht in deinen Kopf, dass wir nichts miteinander zu tun haben, dass du jetzt herkommst?"

„Äh, nein, das war Zufall", sage ich sichtlich verwirrt. Dass Minho mich nicht sehen will, das ist ja kaum verwunderlich, aber ihn stalken tue ich beim besten Willen nicht.

„Wie auch immer", schnaubt er und schüttelt den Kopf, „Ich möchte, dass du gehst. Jetzt."

Ich schaue ihn sprachlos an.

„Ich wollte hier nur etwas essen. Du musst dich ja nicht zu uns setzen", erwidere ich nun patzig.

„Ich bediene dich aber nicht!", schreit er jetzt förmlich und mein Wille mich ihm entgegenzusetzen wird definitiv kleiner, „Du gehst jetzt."

Ich blicke zu Benny, der die gesamte Situation schon kritisch und verwirrt verfolgt hat. Der zuckt nur mit den Achseln und fast uni solo stehen wir auf. Gut, Stress möchte ich nun wirklich nicht haben. Dass Minho aber heute wieder so drauf ist und mit mir umspringt, wird ein Nachspiel haben. Das lasse ich in der Therapie deutlich an ihm aus.

„Gut, ich gehe", sage ich dann noch ergebend und ich merke, dass Minho deutlich erleichtert aufatmet. Doch noch bevor ich richtig stehe, kommt die Frau wieder, die uns zuvor die Karten gebracht hat. Sie wird wohl seine Mutter sein.

„Minho, was soll das? Geht man so mit unseren Gästen um? Haben dein Vater und ich dir das so beigebracht?", fragt sie ihn und meckert bereits auch ziemlich an ihm herum, „Muss ich dir noch tausend Mal sagen, dass du freundlich zu sein hast?! Wann bekommst du es in deinen kleinen Kopf hinein?!"

Minho steht nur da und lässt das Gemecker seiner Mutter über sich ergeben, die sichtlich sauer ist. Nach ihrer doch recht kurzen Tirade schaut sie zu mir.

„So, setzen sie sich wieder. Wir bedienen sie", sagt sie und ich würde mich gar nicht trauen zu sagen, dass wir auch gehen können, weil sie so autoritär wirkt. Also nicke ich und setze mich, während ich unsicher zu Benny schaue.

„Und du, Minho, bedienst diese Leute. Freundlich! Verstanden?!", richtet sie sich wieder an ihren Sohn, der jetzt nickt, „Immer derselbe Ärger mit dir."

Sie gibt ihm einen recht festen Klaps auf den Hinterkopf und geht dann noch verärgert murmelnd davon. Was sie murmelt, verstehe ich nicht, denn es ist auf Koreanisch. Aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es sonderlich nette Worte sind. Etwas unsicher blicke ich zu Minho, der nun durchatmet und uns dann mit einem aufgesetzten Lächeln anblickt. Allerdings wirkt es so, als würde sein Blick genau durch uns hindurchgehen. Er fragt uns nach unserer Bestellung, die wir ihm rasch geben. Dann rauscht er ab und ich schaue ihm hinterher. Er gibt die Bestellung ab, dann positioniert er sich hinter der kleinen Bar. Minho bemüht sich gar nicht beschäftigt zu wirken, sondern stützt sich einfach mit den Armen am Tresen ab und starrt irgendwohin. Ich schaue wieder zu Benny.

„Klärst du mich mal auf?", fragt er mich und ich seufze.

„Klar", erwidere ich und gebe ihm eine kurze Zusammenfassung von alldem, was nach dem Kuss passiert ist. Jedenfalls in Bezug auf Minho, was passiert ist.

„Okay, wow, ähm", antwortet Benny nur auf meine Erzählungen und ich nicke, denn seine Verwirrung teile ich total, „Gut, naja. Ich würde sagen, du gehst jetzt zu ihm hin."

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