Ich wache von alleine auf und merke sofort, dass ich ziemlich viel Raum des Bettes eingenommen habe. Ich wache auf dem Bauchliegend mit einem Bein angewinkelt und die rechte Hand unter das Kissen von Minho geschoben auf. Denn dieser liegt gar nicht mehr neben mir oder generell im Bett. Ich richte mich langsam und leicht stöhnend, weil ich noch recht müde bin, auf und setze mich ordentlich hin. Dann reibe ich mir kurz die Augen und versuche mich zu orientieren.
„Guten Morgen", spricht plötzlich die tiefe Stimme von Minho und ich erstarre kurz. Die Stimme ist so tief, als hätte er noch kein Wort heute Morgen gesagt. Ich schaue zu ihm und kann noch immer nichts sagen. Gegenüber vom Bett steht neben dem Fernseher ein einsamer Ohrensessel. Minho sitzt dort und starrt mich einfach an. Hat er mich etwa beim Schlafen beobachtet? Die Frage kann ich leider noch nicht stellen, denn ich bin zu sehr fasziniert davon, wie er dort sitzt. Er hat sich noch nichts übergezogen, hat noch immer nur seine Boxershorts an und der Oberkörper ist frei. Der Sessel ist zwar nicht breit, aber Minho sitzt zurückgelehnt und breitbeinig da und mit beiden Armen lässig auf beiden Lehnen. Die Fenster sind zwar verdeckt durch die dunklen Vorhänge, aber ein wenig Licht schimmert durch die Spalten an den Seiten und in der Mitte, welches natürlich genau auf seinen Oberkörper fällt. Er sieht auf eine Weise seriös aus, auf die andere Weise angsteinflößend. Er sitzt da, wie ein Mafiaboss.
„Hast du mich beobachtet?", frage ich und klinge tatsächlich unsicher. Minho schmunzelt, als er kurz an die Decke blickt und wird dann wieder ernst, als sein Blick sich zu mir dreht. Dann nickt er langsam und ich stelle fest, dass er langsam mit dem Zeigefinger Kreise auf dem Samt des Sessels malt. Auch das muss natürlich übermäßig gut aussehen.
„Wie spät ist es?", frage ich dann noch und streiche meine Haare aus dem Gesicht, die hoffentlich nicht aussehen, wie ein Vogelnest. Generell hoffe ich nicht, zu schlimm auszusehen. Immerhin bin ich ungeschminkt. Aber da er mich wohl tatsächlich beim Schlafen beobachtet hat, hat er das Schlimmste wohl eh schon gesehen. Hoffentlich habe ich im Schlaf nichts gemurmelt oder gesabbert.
„Es ist jetzt kurz vor zwölf", erwidert er und ich weite leicht meine Augen, „Wir haben das Frühstück verpasst."
„Oh, wieso hast du mich denn nicht früher geweckt?"
„Du sahst so friedlich aus. Ich wollte nicht stören", antwortet er nur und ich nicke einfach, „Tja, also ich glaube, der Strand fehlt flach."
Ich schaue verwirrt, aber da steht Minho auch schon auf und öffnet die Vorhänge. Der Himmel scheint zwar recht hell zu sein, aber es regnet heftig.
„Oh, du hast wohl Recht", murmle ich, als Minho sich wieder setzt und erneut zu mir schaut.
„Wir könnten trotzdem schwimmen gehen. Während du geschlafen hast, habe ich nach einem Schwimmbad gegoogelt und hier gibt es eins in der Nähe", sagt Minho nun und ich bin erstaunt über den Fakt, dass er so aufmerksam ist, „Also, was sagst du?"
„Klar, wenn du auch magst. Bist du so ein Fan vom Schwimmen?"
„Ach, joa, geht schon in Ordnung. Wir sollten vielleicht noch irgendwo was zu essen holen", schlägt er vor.
„Ne, lass mal", werfe ich gleich ein und robbe jetzt an die Bettkannte, „Ich habe eh kein Hunger."
Ich werfe Minho keinen Blick zu, sondern bücke mich nach meiner Jeans, die ich gestern Abend einfach auf den Boden geworfen habe. Stumm gehe ich zu den Tüten und krame dort drinnen nach neuer Unterwäsche und dem neuen Shirt.
„Ich gehe mich umziehen", murmle ich und verschwinde im Badezimmer. Erst werfe ich ihm allerdings noch einen Blick zu und wünschte, ich könnte ihn länger anblicken. Ich wünschte, ich dürfte ihn auch so lange anstarren.
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strange[r] love
Любовные романыAdelaine und Minho. - a strange love between two strangers- Zwei Menschen, die sich niemals kennengelernt hätten. Zwei Menschen, die das Schicksal so nicht füreinander vorgesehen hat. Adelaine, eine hart arbeitende Studentin mit zwei Jobs, um sich...