Kapitel 10 - traitor

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Heute ist Donnerstag und ich sitze in der Bahn und bin auf dem Weg zur Therapie. Wenn ich ehrlich bin, ich musste mich total überwinden heute überhaupt dort hinzugehen. Ich habe weder Lust mich in der Therapie gestellt zu streiten noch mich in echt mit Minho zu streiten. Auch weiß ich ganz genau, dass das Aufeinandertreffen mit Minho total peinlich sein wird. Außerdem bin ich noch immer verletzt von ihm und komme einfach noch nicht klar, weshalb er solch einen Ausraster hatte. Es wird definitiv spannend werden mit Minho und mir, wenn wir aufeinandertreffen, aber eigentlich habe keine Lust. Ich habe weder Lust von Minho angemeckert zu werden, weil er sich nicht mit mir abgeben will und andererseits habe ich auch keine Lust überhaupt bei ihm in der Nähe zu sein und sich anzuschweigen. Es wird zwar spannend, aber auch sehr unangenehm. Und mit dem komischen Aufeinandertreffen mit Minho endet mein anstrengender Tag leider noch nicht, aber ich hoffe, dass es nach Minho nur besser werden kann. Schlimmer kann es ja kaum werden.  Ich treffe mich nämlich direkt danach mit Felix. Er wird mich abholen und wir werden dann gemeinsam Essen gehen. Er hatte mich Dienstag angerufen und wir hatten ein wenig miteinander gequatscht und eben heute das Abendessen ausgemacht. Darauf bin ich eher gespannt und vielleicht auch nervös. Ich weiß noch immer nicht was ich mit dem neuen Kontakt mit Felix anfangen soll oder eher was ich davon erwarte und will. Ich weiß wirklich nicht, was ich von Felix will. Hingegen scheint er wohl zu wissen, was er will. Ich kenne ihn ja und die Trennung hat er ja nie gutgeheißen. Ich muss wohl einfach abwarten, wie das Abendessen abläuft. Wie wir miteinander umgehen werden, worüber wir sprechen werden und was ich spüren werde, wenn ich mich wieder mit ihm treffe. Jedenfalls muss ich mir noch etwas ausdenken, weshalb ich dort in diesem Ärztegebäude bin. Ich bin mir nämlich ganz sicher, dass er nicht verstehen oder es gutheißen wird, was mein neuer Job ist. Vielleicht habe ich einfach einen neuen Zahnarzt. Jedenfalls kommt zu meinem sowieso anstrengenden Tag hinzu, dass es auch noch kräftig regnet. Es ist zwar noch recht warm und der Regen damit irgendwie angenehmen, aber es nervt mich einfach. Wie eigentlich alles heute.

Ich laufe mit meinem gelben Regenschirm in der Hand von der Bahn zum Gebäude. Mit jedem Schritt werde ich etwas nervöser, weil ich einfach nicht weiß, wie Minho denn heute drauf sein wird. Es kann ja noch immer sein, dass er total freundlich zu mir sein wird. Er hat ja so komische Stimmungsschwankungen. Trotzdem habe ich wenig Lust mich mit ihm auseinanderzusetzen und bin daher auch recht froh, dass ich die erste bin, die da ist. Ich stelle mich einfach, wie gewohnt, vor das Gebäude und warte. Minho lässt aber nicht lange auf sich warten und ich entdecke ihn nach kurzer Zeit auch schon die Straße hochkommen. Ich wundere mich etwas, denn trotz des strömenden Regens hat er keinen Regenschirm dabei. Er trägt nicht einmal die Kapuze seines schwarzen Pullovers. Mist, da fällt mir ein, dass ich seinen noch immer zuhause habe. Den habe ich komplett vergessen, seitdem Felix ihn mit all meinen anderen Sachen vom Bett gefegt hat. Minho wird jedenfalls durch den Regen total nass, so dass seine Haare ihm klitschnass in die Stirn hängen und Tropfen über sein Gesicht strömen. Aber das scheint ihn absolut nicht zu stören und als ich sehe, was er für ein Gesicht zieht, da erstarre ich. Er hat den wütendsten Gesichtsausdruck im Gesicht, den ich je gesehen habe. Okay, wir gehen definitiv in Runde 2. Als Minho vor mir steht, da schaut er einfach auf mich herab und schaut etwas hochnäsig aus. Dennoch merke ich natürlich sofort, dass er genervt ist und wohl wenig Lust hatte zu kommen. Gut, kann ich ihm nicht vorwerfen. Das hatte ich auch nicht.

„Komm", sage ich einfach und warte gar nicht auf seine Reaktion. Ich klappe einfach meinen Regenschirm ein und gehe in das Gebäude. Ich kümmere mich weder darum, dass er mit mir hereinkommt oder dass er mit zum Fahrstuhl kommt. Kurz überlege ich sogar einfach zu laufen, aber irgendwie bin ich faul. Vielleicht will ich auch ein Gespräch mit ihm provozieren. Dafür ist der Fahrstuhl sogar leer, doch dennoch sagt Minho kein Wort. Also kreuze ich einfach meine Arme vor der Brust und starre nach vorne. Dann sage ich eben auch nichts. Ich habe es definitiv nicht nötig. Etwas trotzig stolziere ich dann aus dem Fahrstuhl und in die Praxis, wo ich freundlich Samuel ankündige, dass wir beide heute einen Termin hätten. Er bittet uns dann in Raum 6, wo Minho und ich still hingehen. Dort setzt sich jeder in einen Sessel und starrt einen beliebigen Punkt an. Es ist wohl nicht nötig zu erwähnen, dass auch hier wir nicht miteinander reden. Aber es kommt dann eh der Dr. Hirel herein und begrüßt uns, während er die Tür schließt. Als wir nur etwas missmutig den Gruß erwidern, wird er stutzig und fragt uns daher:

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