strange[r] love

Kapitel 7 - death

Allerdings fällt mir genau das in der ganzen nächsten Woche richtig schwer. Ich kann nicht leugnen, dass ich auf dem Campus der Uni immer wieder schaue, ob ich Minho irgendwo entdecke, oder dass ich mir doch nicht kurz mal sein Instagram Profil anschaue. Komischerweise ist er die gesamte Zeit irgendwie in meinem Kopf und ich verstehe nicht weshalb. Ich weiß nichts über Minho, wirklich rein gar nichts, aber irgendwie hat er sich total in meinem Kopf festgesetzt. Ich vermute, es ist eh nur wegen der Therapie. Ständig denke ich auch darüber nach, ob noch lange alles gut gehen wird, was uns bei der nächsten Stunde erwarten wird und fantasiere über verschiedene Szenarien, die dabei aufkommen könnten. Sicherlich denke ich nur deshalb an Minho, ganz bestimmt. Es ist nicht wegen Minho. Trotzdem stehe ich in meinem Zimmer vor meinem Spiegel und mustere kritisch mein Outfit, ob ich es tatsächlich so gehen kann. Ich bin, ich gebe zu, etwas gewollt angezogen und ich möchte nicht, dass ihm auffällt, dass ich mich tatsächlich so bemüht habe. Andererseits will ich schon, dass es ihm auffällt, dass ich gut aussehe. Oh Gott, was ist mit mir los? Ich crushe doch nicht tatsächlich auf Minho, oder? Ich kenne ihn kaum, er ist verdammt arrogant, wobei er sowieso schon denkt, dass ich ständig träume, wie er mit mir schläft, und er ist echt anstrengend. Es ist keine gute Idee sich in ihn zu verlieben, auch wegen der Therapie. Nein, ich verliebe mich auch nicht in ihn. Ich rede Unsinn und habe vermutlich auch in letzter Zeit zu wenig Aufmerksamkeit von Männern bekommen. Immerhin bin ich ständig nur am Lernen oder am Arbeiten, obwohl da die Aufmerksamkeit der Männer irgendwie nicht positiv ist. Jedenfalls nur für meinen Geldbeutel. Deshalb klammere ich mich so an Minho, genau, das ist der Grund und kein anderer. Ich überlege mich wieder umzuziehen, doch dann würde ich vermutlich noch später kommen, als ich es sowieso schon bin. Also nicke ich meinem Spiegelbild, dass eine hautenge Lederlegging trägt, die meine Beine und meinen Po gut in Szene setzen, und die durchsichtige, weiße Bluse unter der sich mein schwarzer BH wirklich sehr gut abzeichnet. Da muss ich jetzt durch, dass ich das Outfit gewählt habe. Ich schnappe mir schnell meine kleine Handtasche und verschwinde auf den Wohnungsflur, um meine Schuhe anzuziehen.

„Wo gehst du hin?", fragt mich Benny, der aus der Küche kommt und schon wieder Eis löffelt. Der hat echt eine Sucht und ich weiß echt nicht, weshalb ich die noch so fördere, indem ich ihm immer wieder neues Eis kaufe.

„Zu dieser Therapie, weißt du doch", antworte ich ihm und schlüpfe in meine weißen Air Force 1.

„Ah stimmt, viel Spaß", meint er und grinst dann, „Sehr normales Outfit übrigens. Jetzt ist mir wirklich völlig klar, dass du nichts von Minho willst."

Ich greife nach einem Schuh, der hier rumliegt, und werfe ihn nach Benny. Er trifft ihn an der Schulter, worauf er einen kleinen Schrei loslässt.

„Ich will nichts von ihm."

„Mhm, ist klar. Gib ihm einen Kuss von mir mit", meint Benny, wirft den Schuh zurück, den ich fange, und geht dann lachend zurück in die Küche. Ich schüttle leise lachend den Kopf, lasse den Schuh einfach fallen und gehe aus der Wohnung. Ich muss mich beeilen, denn ich bin wirklich ziemlich spät dran. Zu meinem Glück kommt die Bahn natürlich noch ein wenig zu spät. Auf die deutsche Bahn kann man sich echt nicht mehr verlassen. Ich trete aus dem Bahnhof und laufe zu dem Gebäude, als der Termin schon eigentlich anfangen müsste. Ich hetze durch die Straße und umschiffe umständlich die Menschen, die mir im Weg sind. Schweratmend komme ich an dem Gebäude an und merke, dass Minho nicht davorsteht. Ist er etwa auch zu spät? Ich bleibe stehen und schaue die Straße hoch und runter. Okay, dann warte ich kurz noch. Aber die Minuten verstreichen und nach 5 Minuten wird mir klar, dass Minho vermutlich schon reingegangen sein wird, um unseren Termin nicht verstreichen zu lassen. Ich stöhne auf, weil ich so bescheuert war und gehe ins Gebäude. Dort nehme ich die Treppe und renne hoch in die Praxis. Mit Schwung mache ich die Tür auf und stehe am Empfang.