Kapitel 2- messed up cocktails

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Es ist 21 Uhr und meine Schicht läuft schon seit einer Stunde. Trotz allem stelle ich mich erst jetzt hinter die Bar, weil der Club auch jetzt erst öffnen würde. Der Ansturm ist nicht sonderlich groß. Die Bar ist in Wedding und eigentlich recht beliebt, doch es ist Montag und damit kein Tag, der normalerweise sonderlich gut besucht ist. Trotzdem bereite ich mich auf den üblichen, aber minimalen Stress vor. Denn nach einer Stunde ist die Bar doch recht gut gefüllt und viele Menschen sind gekommen, um den Tag nett ausklingen zu lassen oder zu feiern. Der Alkoholkonsum hält sich allerdings in Grenzen, sodass ich nicht mit fünf Bestellungen gleichzeitig jonglieren muss. Stattdessen kann ich ganz in Ruhe den Tresen abwischen, der ziemlich klebte, nachdem jemand drei Drinks umgekippt hatte. Wie er es dabei schaffte, dass die Cocktails auch mich treffen, bleibt wahrscheinlich für immer ungeklärt, aber ich hoffe immerhin, dass mein jetzt durchsichtiges weißes T-Shirt mir immerhin mehr Trinkgeld einbringt. Ich könnte es gebrauchen.

„Sieht nach verschütteten Cuba Libre aus", kommentiert plötzlich ein Mann, der sich genau vor mir an die Bar setzt und mich jetzt beim Putzen beobachtet. Ich blicke zu ihm und studiere sein Gesicht. Er ist vielleicht Ende 30, mit braunem Haar, braunen Augen und einem weichen Gesicht. Sein Outfit ist kaum außergewöhnlich, schwarze Jeans und ein weißes T-Shirt. Er hat eine recht langweiligen Erscheinung. Er strahlt kaum etwas aus und wirkt wie jemand, der gerne am Spielfeldrand bleibt. Er wirkt zwar unscheinbar, aber immerhin nett.

„Es waren Caipirinha und Long Island Ice Tea", erkläre ich ihm, wische den letzten Rest mit dem Lappen auf und wasche ihn dann genau vor dem Mann aus, da er vor dem Waschbecken sitzt. Er nickt auf meine Bemerkung hin und schmunzelt, als er auf mein nasses Shirt schaut.

„Den Fleck kriegst du mit Backpulver wieder raus", kommentiert er und ich bin erleichtert, dass er keinen ekelhaften Kommentar von sich gibt, die ich diesen Abend bestimmt öfter hören werde. Er schaut auch gar nicht mehr auf mein T-Shirt, sondern greift nach der Schale an Nüssen und schaut sich in der mittelgroßen Bar um.

„Danke, für den Tipp", spreche ich ihn wieder an und erlange seine Aufmerksamkeit zurück, „Was wollen sie trinken?"

„Cubra Libre", sagt er und wirft sich eine Nuss in den Mund.

„Kommt sofort", sage ich und beginne zu handwerkeln. Während ich die Zutaten für den Drink erst mal zusammensuche, folgt sein Blick mir, scheint aber eher interessiert daran zu sein, wie ich den Drink mixe, statt an mir. Während ich den Rum zu der Cola gebe, hebt er nämlich seinen Kopf und schaut mich an.

„Wo lernt man sowas eigentlich?", fragt er interessiert.

„Ich habe mal ein paar Kurse belegt", antworte ich und er weitet die Augen, weil er vermutlich gedacht hat, ich hätte eine Ausbildung absolviert, „Es benötigte aber ein paar mehr Kurse, damit ich hier arbeiten konnte. Also man muss sich schon sehr gut auskennen."

„Warum wolltest du hier arbeiten?", fragt er mich wieder interessiert, während ich sein Glas schon mit den Limetten befülle und gleichzeitig nach dem Strohhalm suche, den ich mir zurechtgelegt habe. Er duzt mich, was ich unerwartet finde, da ich angenommen hatte, er wäre jemand, der einen, egal welches Alter, siezt. Doch da mein Name leserlich auf meiner Schürze steht, scheint es, für jeden, eine Einladung zu sein, mich zu duzen. Ich mag es sowieso lieber.

„Brauchte einen zweiten Job, um noch etwas Geld zu verdienen", erkläre ich und schiebe ihm den Drink hin, „Und eine Bar hat insofern gute Arbeitszeiten, dass sie nicht mit dem restlichen Tag kollidieren."

„Danke, der ist sehr gut", bedankt er sich für den Drink, nachdem er von dem Glas getrunken hat und die Worte auf sich wirken lassen hat, „Als was arbeitest du denn sonst?"

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