Kapitel 3- starbucks date

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Bereits zwei Tage später sitze ich wieder in der Bahn und bin diesmal auf den Weg zum Starbucks am Kurfürstendamm. Dort treffe ich mich mit Samuel aus der Bar und dem mysteriösen Kerl, der bei dieser vorgespielten Therapie meinen Freund spielen soll. Eigentlich sollen wir uns ja fremd sein, aber ich schätze, dass wir immerhin die Eckdaten voneinander wissen sollen, damit es nicht direkt zu sehr auffällt. Ich bin, ehrlich gesagt, sehr gespannt, neugierig und, vor allem, auch sehr nervös.
Wie wird der Mann sein, der mein Freund spielen soll? Werde ich ihn mögen oder wird es mir leicht fallen mit ihm in der Therapie zu streiten? Wie soll diese Therapie werden? Werde ich das überhaupt hinbekommen? In der Oberstufe war ich zwar im Theaterkurs, doch das hier ist schon ein recht extreme Situation. Ich kann noch immer nicht fassen, dass ich mich tatsächlich darauf eingelassen habe, doch knapp über 2.000€ im Monat dafür zu bekommen, dass ich so tue, als würde ich diesen Mann lieben, wie kann ich das ablehnen? Außerdem habe ich jetzt schon gestern meinen schlecht bezahlten Job in der Kanzlei fristlos gekündigt, deshalb gibt es auch sowieso kein Zurück mehr. Glücklicherweise habe ich noch niemanden von diesem neuen Job erzählt. Nicht, dass ich gerade viele Ansprechpersonen hätte. Die Leute aus meiner WG sind zwar beide sehr nett und recht gesprächig, aber ich kenne sie noch nicht gut genug, um einschätzen zu können, wie sie diese verrückte Idee finden. Und meine eigentlichen Freunde haben ihr eigenes Leben, ich spreche sie nicht oft. Vielleicht war es mir auch einfach peinlich jemanden davon zu erzählen, weil ich sowas nur wegen dem Geld mache. Ich weiß nicht, aber ich werde es jetzt durchziehen.

Ich komme an dem Starbucks entlang und schaue durch das Fenster nach innen. Es ist viel los, was nur allzu logisch ist. Am Kurfürstendamm sind immer viel zu viele Menschen unterwegs, viel zu viele Touristen. Außerdem ist es kurz nach dem Mittag, viele machen gerade ihre Mittagspause und holen sich ihr Kaffee. Von außen habe ich Samuel zwar noch nicht gesehen, bin mir aber sicher, dass er schon da sein wird, denn ich bin absichtlich 5 Minuten zu spät. Ich hoffe, auch, dass mein Fake-Freund schon da ist, denn noch längere Aufregung kann ich nicht ertragen. Ich komme also in den Starbucks und genieße erst einmal den kühlen Luftzug auf der Haut, denn draußen ist es mal wieder viel zu heiß und ich habe mich nicht sonderlich luftig angezogen. Meine enge Leggins klebt derartig an mir, dass ich das Gefühl bekomme, sie ist meine zweite Haut geworden, und mein T-Shirt fühlt sich so durchgeschwitzt an, dass ich es am liebsten runterreißen würde. Doch stattdessen schaue ich mich lieber in dem vollen Café um. Dann entdecke ich Samuel, der natürlich alleine ist, und mir fröhlich zuwinkt, als sich unsere Blicke kreuzen. Ich versuche meine Enttäuschung zu verbergen, dass der geheimnisvolle Mann noch nicht da ist, und gehe auf ihn zu. Ich setze mich ihm gegenüber und schüttle kurz seine Hand, die er mir hinhält. Sie ist glücklicherweise nicht verschwitzt, was ich hoffentlich auch von meiner Hand sagen kann.

„Schön, dass du gekommen bist", spricht er glücklich, „Minho müsste auch gleich da sein. Er verspätet sich, hat er mir geschrieben."

Samuel checkt nochmal sein Handy, während seine Worte in mir nachhallen. Minho, das ist also sein Name. Das ist koreanisch, oder? Den Namen habe ich schon einmal gehört, doch ich komme nicht darauf von wo.

„Ich sag es dir schon mal, bevor ich es später vergessen", spricht mich Samuel auch schon wieder an und schaut von seinem Handy hoch, „Ihr habt heute direkt euren ersten Termin, ja? 15 Uhr. Die Adresse von der Praxis habe ich euch beiden ja geschickt."

Ich schaue instinktiv auf meine Uhr. Es ist jetzt kurz nach halb zwei. Okay, das sind anderthalbstunden, um Minho kennenzulernen und sich vorzubereiten. Könnte definitiv schlimmer sein.

„Geht klar", erwidere ich nur, doch Samuel schaut mich gar nicht mehr an oder beachtet mich gar, sondern starrt zum Eingang des Starbucks. Dann hebt er plötzlich den Arm, um jemanden zu uns zu winken, und sofort schlägt mir mein Herz bis zum Hals. Drehe ich mich schon zu ihm oder nicht? Ich breche in Panik aus und kann keine Entscheidung fällen, doch die wird mir sowieso abgenommen, denn prompt steht der vermeintliche Minho auch schon vor dem kleinen Tisch an dem Samuel und ich sitzen. Ich starre den jungen Mann an und hoffe, dass ich nicht allzu fassungslos starre.

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