Nach einer erfolgreichen Geschichtsstunde mit Mister Tomlinson packe ich meine Sachen in meine Tasche und möchte den Klassenraum verlassen, doch Mister Tomlinson ruft mich zurück und bittet mich um ein Gespräch.
Schließlich verschwinden so gut wie alle Schüler und Brooke sagt mir, dass sie im Gang auf mich warten wird, was ich mit einem Lächeln abtue.
»Esra«, sagt Louis ernst, als er die Tür hinter den letzten Schüler schließt. »Hättest du nebenbei mal erwähnen können, dass du noch zur Schule gehst? Dann hätte ich niemals mit dir eine schnelle Nummer gehabt.«
»Hättest du nebenbei mal erwähnen können, dass du Lehrer bist? Dann hätte ich niemals mit dir eine schnelle Nummer gehabt«, zische ich und beiße die Zähne fest aufeinander. »Ich bin dafür, dass wir die Sache ein für alle mal vergessen. Wenn du — oh, entschuldige — Sie mich Entschuldigen würden, ich möchte meine Pause noch sinnvoll nutzen.«
»Esra, ich meine es ernst. Ich möchte meinen Job nicht wegen einer dummen Schülerin verlieren und das werde ich auch nicht zulassen«, sagt Louis. »Ich-«
»Du, du, du«, sage ich und schüttle grinsend den Kopf. »Es geht nicht nur um dich. Ich habe auch etwas zu verlieren und wenn mein Vater erfährt, dass ich in einer Bar war und auf dem Klo mit einem Älteren eine schnelle Nummer hatte, dann glaub mir, ich bin schneller in der Hölle, als was du bis drei zählen kannst. Ich war hierher gekommen, um neu anzufangen und mich nicht mehr an die schreckliche Zeit mit Stiefmonstern zu erinnern. Ich stelle das, was ich hier jetzt habe, wegen dir nichts aufs Spiel. Damit es klar ist!«
»Ich weiß, dass du auf mich stehst«, meint er dann und grinst selbstgefällig. »Jeder tut es.«
»Wovon träumen Sie nachts?«, frage ich nach. »Ich bin genauso wie Sie dafür, dass wir die schnelle Nummer vergessen. Ich möchte, wie gesagt, meine Pause noch sinnvoll nutzen.«
»Ist die Zeit mit mir etwa nicht sinnvoll?«, fragt er mich und ich öffne empört meinen Mund. »Ach ja, mir ist aufgefallen, dass du das Duzen bei meiner Wenigkeit lassen solltest. Ich bin dein Lehrer, nicht deine Freundin.«
»Warum machst du diese Anmerkungen, hm? Du willst doch diese Nacht, genauso wie ich, schnell vergessen«, zische ich und verlasse augenblicklich das Klassenzimmer, wobei ich fast an Brooke vorbeilaufe, doch sie hampelt mir vor dem Gesicht herum.
»Esra!«, schreit sie mir beinah ins Gesicht und ich verziehe das Gesicht. »War das zu laut?«
»Bloß nicht. Mach ruhig weiter, ich habe kein Problem damit, taub zu werden«, meine ich scherzend und sie sieht mich verwirrt an. Hat sie den Sarkasmus nicht herausgehört oder soll ich sagen, dass das typisch blond ist?
— after school —
Nachdem ich Zuhause angekommen bin, habe ich mir zuerst etwas zu Essen gemacht, ehe ich in meinem Zimmer die Webcam platziert habe.
Ich weiß nicht, wann es angefangen hat, aber ich war damals auf eine Website gestoßen, bei der ich mir einen Usernamen ausdenken sollte und dann bekam ich einen speziellen Link. Somit konnte jeder, der Lust und Laune hatte, auf diesen Link klicken und mir den ganzen Tag zusehen. Ehrlich gesagt kann ich nicht genau sagen, weshalb ich das getan habe. Ohne irgendeinen bösen Hintergedanken habe ich mich da angemeldet. Wahrscheinlich wird mir niemand zusehen und wenn doch, dann wird er mir höchstwahrscheinlich nur beim Zeichnen zusehen oder wie ich meine Lieblingsserie One Tree Hill schaue. Die Staffeln habe ich mir rauf und runter angeguckt, ich kenne langsam jedes Szenario auswendig und trotzdem schaue ich es mir immer wieder an. Wahrscheinlich liegt es daran, weil ich an so eine Liebe wie von Haley und Nathan glaube, oder einen tollen Freund wie Mouth haben möchte, oder einen Typen wie Skills, der einfach übelst geil drauf ist, dass du nur lachen kannst. Dazu kommt noch Bevin, die kleine, dumme Cheerleaderin, die nicht die Hellste ist. Dafür ist sie aber ein Teil von One Tree Hill und sie macht es einmalig. Dan erinnert mich leider an meinen Stiefvater und Rachel, dieses hinterhältige Miststück, an das andere Stiefmonster.
Als ich sichergestellt habe, dass ich wieder online und sichtbar bin, habe ich angefangen Hausaufgaben zu machen. Meine Bildung ist mir wichtig. Denn, wenn du nicht gut genug bist, was willst du später erreichen? Ich weiß nicht so genau, was ich geplant habe, da mein Plan meistens eher planlos verläuft, aber ich habe schon Lust irgendwann in eine Galerie zu gehen und meine gezeichneten Bilder anschauen — oder ich probiere mich als Sängerin aus. Ein kleines, süßes Stimmchen habe ich schon und ich kann Gitarre spielen, was ich jetzt schließlich auch tue.
Während ich das Lied »Halo« von Haley James Scott — aus One Tree Hill — covere, bemerke ich gar nicht, dass jemand meine Zimmertür öffnet. Nun gut, bis zu dem Zeitpunkt, an dem meine Zimmertür gegen meine Kommode knallt und mein Glas Wasser zu Boden fällt.
Erschrocken schaue ich zur Tür und stelle perplex die Gitarre beiseite, ehe ich auf die kleine Pfütze mit dem Wasserfleck zugehe. »Wolltest du mich überraschen?«, frage ich und nehme ein Handtuch, welches im Wäschekorb liegt. Allerdings sammle ich zuerst die Scherben auf und werfe sie in den Mülleimer, ehe ich das Handtuch auf den Wasserfleck lege.
»Uhm... ja«, meint Brooke und lächelt mich entschuldigend an. »Tut mir leid, ich hätte klingeln sollen, aber deine Tür war offen und dann habe ich die Gitarrenklänge gehört, dazu deine Stimme und das war einfach... unglaublich. Du hast so eine tolle Stimme und woah, ich kann es nicht beschreiben!«
»Hol mal Luft«, grinse ich und richte mich auf. »Setz dich.«
Mit einer einfachen Handbewegung gebe ich ihr zu verstehen, dass sie sich auf mein Bett setzen kann, was sie schließlich auch macht. Wenig später setze ich mich neben sie.
»Woher wusstest du, wo ich wohne?«, frage ich irritiert nach und lege mich auf meinen Bett etwas zurück. »Außerdem... man geht doch nicht einfach in fremde Häuser.«
»Nun ja, wie dumm es auch klingen mag, ich war dir gefolgt«, grinst Brooke. »Ich habe von einem Gerücht gehört, hat irgendetwas mit Webcam zu tun.«
»Das ist kein Gerücht«, grinse ich und deute auf meine Webcam. »Das ist eine Website. Sobald die Leute den Link zu meinem Profil haben, dann können sie mich 24/7 beobachten. Allerdings werden sie bei mir keine Show kriegen, denn dafür bin ich zu anständig.«
»Was bringt dich eigentlich dazu mitten im Jahr umzuziehen?«, fragt die Blondine lächelnd und lässt sich dabei nach hinten auf meinem Bett. »Das interessiert mich jetzt wirklich.«
»Meine Mutter hat neu geheiratet und ihr neuer Ehemann hasst mich, nachdem seine Prinzessinnentochter mich kennengelernt hatte«, meine ich und zucke mit den Schultern. »Glaub mir, die Stiefmonter haben mir geholfen meine Mutter zu überreden und schwups, schon befinde ich mich bei den besten Daddy der Welt in Doncaster — auch wenn mich sozusagen hier auch Stiefmonster erwarten. Seine Neue, Giulia, hasst mich und will mich loswerden.«
»Ew, pfui«, meint Brooke und verzieht das Gesicht. »Böse Menschen; das sind echt böse Menschen. Ich mag Stiefmonster nicht. Böse Menschen.«
»Das einzige Monster, was sich hier im Haus befindet, sitzt neben dir«, höre ich Giulias Stimme von der Tür aus und ich stöhne genervt auf.
»Halt die Fresse und verpiss' dich«, zische ich, stehe auf und knalle die Tür komplett zu. »Tut mir leid, Brooke. Ich wusste nicht, dass Giulia hier ist.«
»Ich auch nicht«, meint sie, während ich zurücklaufe und mich neben sie fallen lasse. »Was sind so deine Hobbys?«
»Ich zeichne gerne«, sage ich, richte mich wieder auf und nehme einen Block hervor, dann gebe ich ihr den und sie klappt ihn auf.
»Oh. Mein. Gott.«
![](https://img.wattpad.com/cover/35948741-288-k138261.jpg)
DU LIEST GERADE
Blackheart
Fanfiction„Als du erfahren hast, dass ich dein Lehrer bin, wurdest du deinem Nachnamen gerecht und hast mir die kalte Schulter gezeigt. Aber hoffentlich weißt du, dass deine Versuche mich loszuwerden mich dazu bringen, dich immer mehr zu wollen." © Cover by...