kapitel 17

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Louis und ich haben den Abend sehr genossen und ruhig ausklingen lassen. Nachdem ich ein Shirt und eine Boxershorts von ihm bekommen habe, um die Sachen dann anzuziehen, haben wir uns in sein Bett gelegt und haben gekuschelt. Solange, bis wir eingeschlafen sind.

Am nächsten Morgen wache ich langsam auf. Mein Kopf ruht auf seiner Brust, welche sich langsam auf und ab bewegt. Sein Herz schlägt etwas unregelmäßig.

Louis streicht sanft mit seinen Fingerkuppen über meinen Oberarm, sodass ich eine Gänsehaut bekomme. 

»Du bist wach«, stellt er mit einer etwas rauen Stimme fest. »Guten Morgen, Love.«

Vorsichtig hebe ich meinen Kopf an und lächle verschlafen: »Guten Morgen.«

»Gut geschlafen?«, fragt er mich und ich nicke. »Freut mich. Heute soll das Wetter echt schön werden. Ich würde ja vorschlagen, dass wir ja zusammen ins Schwimmbad fahren könnten, aber das lassen wir lieber gleich sein.«

»Derselben Meinung bin ich auch«, sage ich dann und setze mich auf. »Ich denke, ich muss auch bald nach Hause. Mein Vater war am Freitag völlig dagegen, dass ich übers Wochenende im Haus meiner Großeltern wohne.«

»Warum bist du eigentlich zu Mr und Mrs Blackhearts Haus gegangen?«, fragt er mich und setzt sich ebenfalls auf, um mich dann an sich ranzuziehen. 

Ich seufze: »Mein Vater hat ein Monster als Freundin und sie kann mich aus irgendeinem Grund nicht ausstehen. Jedenfalls möchte sie mich immer loswerden und sagt, dass ich das einzige Monster bin, was unter dem Dach meines Vaters lebt. Ich bin so etwas wie Ungeziefer in ihren Augen. Aber mein Vater steht zu mir, aber ich weiß, dass ihn die Differenzen zwischen mir und Giulia auf die Nerven gehen. Deswegen möchte ich jetzt öfters versuchen unterwegs zu sein, damit ich erstens ihr nicht über den Weg laufen muss und zweitens sie dann mehr Zeit mit meinem Vater hat. Ich meine, er muss ja mit ihr glücklich werden und nicht ich, auch wenn er mit mir über seine Probleme redet. Letztens hat er mir gesagt, dass er sich wie ihr Betthäschen fühlt. Ich war verstört für den Rest des Tages, dazukam, dass ich erfahren hatte, dass du mein Lehrer bist. Jetzt sieh uns hier an – wir wollten das vergessen, aber nichts ist daraus geworden.«

»Also so schlimm finde ich das um ehrlich zu sein nicht«, meint er und lächelt leicht. »Mir gefällt es. Wir dürfen nur nicht auffällig sein.«

»Gut, dann will ich nicht, dass du mich im Unterricht bevorzugst.«

»Würde sowieso auffallen«, meint er dann und ich nicke zustimmend.

»Außerdem würde es auffallen, wenn ich urplötzlich ohne tüchtigen Grund nett zu dir bin – nichts für Ungut, Louis, du weißt ja, dass ich dich mag«, sage ich ehrlich. »Sag mal-«

»Dein Handy klingelt«,unterbricht mich Louis, als der grässliche Ton ertönt.

Seufzend löse ich mich von ihm und fische nach meinem Handy. »Ja?«

»Esra,ich wollte sichergehen, dass du noch lebst, ich meine, du hast dich das ganze Wochenende nicht gemeldet, weißt du, wie verrückt mich das macht?«, ertönt die Stimme meines Vaters. 

»Uhm, Dad«,murmle ich und reibe mir über das Gesicht. »Wenn eine Leiche gefunden worden wäre, dann hättest du es wahrscheinlich als Erstes oder so erfahren. Aber wie du hören kannst, lebe ich noch. Gibt es sonst noch was?«

»Ich wollte dich abholen, damit du nicht laufen musst, Mäuschen«, meint mein Vater und ich höre anhand seiner Stimme sein Lächeln heraus. »Ich bin in einer Stunde da, okay? Ich versuche zuerst Giulia loszuwerden.«

Schmunzelnd sehe ich an die gegenüberliegende Wand: »Warum versuchst du Giulia loszuwerden?«

»Ich will dich doch nicht gleich vergraulen, wenn sie mitkommt«, meint er dann. »Oh, sie kommt wieder. Wir sehen uns in einer Stunde, Süße.«

»Aber, Da-«, und schon hat er aufgelegt. 

Mein Blick wandert zu Louis, welcher mich etwas besorgt mustert: »Alles in Ordnung? Weil du hast 'Leiche' gesagt und-«

»Alles in Ordnung, mein Dad wollte wissen, ob ich noch lebe, weil ich mich das ganze Wochenende über nicht gemeldet habe«, schneide ich ihm mit meiner Erklärung das Wort ab und er nickt dann. »Ich hatte das Wochenende was anderes zu tun und habe es genossen.«

»Freut mich zu hören«, meint Louis und zieht mich wieder zu sich, ehe er seine Lippen einfach auf meine legt. Ohne weiteres erwidere ich den Kuss und lasse es zu, dass er ihn vertieft. Auch als er mit seiner Zunge leicht gegen meine Lippen stupst, öffne ich leicht meinen Mund und wenig später spielt seine Zunge mit meiner.

Ich löse mich von Louis, als ich wieder Luft zum Atmen brauche und lächle ihn leicht an. Der Gedanke daran, dass ich mit meinem Lehrer herumknutsche ist zwar absurd und surreal, aber andererseits sehe ich ihn schon gar nicht mehr wirklich als meinen Lehrer. Trotzdem muss ich in der Öffentlichkeit diese Distanz halten und das muss Louis wohl oder übel akzeptieren. Was würde mein Vater sagen, wenn er erfahren würde, dass seine Tochter ein illegales Verhältnis zu einem ihrer Lehrer hat? Er würde mich auf der Stelle zurück zu meiner Mutter schicken, oder aber er würde eine Versetzung beantragen und wird dann im Endeffekt mit mir umziehen, damit ich weit weg von Doncaster und somit von Louis komme. 

»Wir haben noch eine 50 Minuten Zeit, bevor mein Vater kommt. Ich brauche 10 Minuten drüben«, sage ich dann, nachdem ich wieder in die Realität zurückgekommen bin. »Lass uns sie sinnvoll genießen,bevor es morgen wieder so wie vorher wird.«

»Das lasse ich mir doch nicht zweimal sagen«, meint Louis und küsst mich wieder, was ich sofort erwidere. 


Nachdem ich meine Sachen im Haus meiner Großeltern zusammengeräumt habe, sitze ich wenig später im Auto meines Vaters – mit ihm und Giulia. Wie sollte es auch anders sein? Er konnte sie nicht loswerden. Schließlich kommen wir Zuhause an,nachdem die Autofahrt still verlaufen war, denn weder ich, noch mein Vater oder Giulia haben etwas gesagt. Wieso auch? Stiefmonster und ich hätten uns nur angezickt, mit Blicken eventuell fast umgebracht. Mit meiner kleinen Tasche und den Einkaufstüten verschwinde ich sofort in mein Zimmer. Nur weil ich Giulia nicht sehen möchte. 

Der Sonntag hat so schön angefangen, aber jetzt ist meine Laune einfach tiefer als die Titanic gesunken. 

Mit einem schlecht gelaunten Gesicht lege ich mich auf mein Bett, stecke mir die Kopfhörer in die Ohren und drehe die Musik laut auf. Entspannt schließe ich dann meine Augen und lasse das Wochenende mit Louis Revue passieren, weshalb sich ein sehr schwaches Lächeln auf meine Lippen legt.



BlackheartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt