Manchmal frage ich mich, was in den Leuten um mich herum gefahren ist. Sie meinen immer, sie würden mich gut genug kennen, um irgendetwas zu sagen. Vielleicht sagen sie die richtigen Sachen, aber oftmals sind es die Falschen. Wenn man jemanden gute Dinge sagen will, dann muss man die Wörter bedacht auswählen. Viele denken, sie kennen mich, aber sie kennen mich ganz und gar nicht. Der Schein trügt alle und führen sie hinters Licht. Jeder tappt mal im Dunkeln herum und diesmal bist du derjenige, der im Dunkeln herum tappt.
Mit geschwungener Schrift schreibe ich meine Gedanken auf und betrachte dann meinen kleinen Text. Seufzend lege ich den Text zu meinen Zeichnungen und lege mich auf mein Bett, um weiter One Tree Hill zu gucken.
Ich weiß nicht, was heute mit mir los ist, aber seit dem Training scheine ich nur noch in Gedanken versunken zu sein. Immerzu schweifen meine Gedanken zu meinem späteren Leben und ich frage mich immerzu, ob mein Leben so wie Dans Leben verlaufen würde. Zwar bin ich ganz anders als Dan, aber wir haben die gleiche Krankheit – und Lucas, ebenfalls aus One Tree Hill, auch.
Die Folgen in der siebten Staffel nehmen mich heute mal wieder besonders mit. Mir tun die James-Schwestern leid, da ihre Mutter an Krebs sterben wird und sie es nicht akzeptieren wollen. Für mich ist das ein wenig unvorstellbar, ich meine, meine Mutter und ich – das Verhältnis könnte besser sein, ist es aber nicht. Man würde eher sagen, dass ich ein Papa-Kind bin.
Mein Vater ist für mich der Beste und niemand kann das ersetzen, ändern, was auch immer. Man sollte eigentlich beide Elternteile lieben, aber mir fällt es sehr schwer einen zweiten Elternteil zu lieben. Manche verstehen meine Gedanken, andere wiederum gar nicht. Aber egal was man denkt, jeder macht sich ein Vorteil. Ein Nachteil der Menschheit in meinen Augen, wenn ich ganz ehrlich bin.
Wohin denke ich schon wieder? Meine Gedanken haben mal wieder komplett andere Wege eingeschlagen.
Kopfschüttelnd richte ich mich auf und schaue zu meinem Bildschirm, wobei ich zwei offene Chats erkennen kann. Versuchen Zuschauer wieder meine Aufmerksamkeit zu erlangen.
Seufzend stehe ich auf und lasse mich auf den Stuhl nieder, ehe ich mir über das Gesicht wische und dann die Nachrichten lese. Rovers2412 interessiert mich gerade wenig, aber dafür ein Name, welchen ich noch nie gelesen habe. Allerdings klicke ich beide Chats, ohne sie zu beantworten, weg und schnappe mir mein Handy. Niemand hat mir geschrieben, macht auch nichts.
Ohne einen Mucks von mir zu geben stehe ich auf und gehe schnellstens in der Küche. Dad ist noch nicht da, aber das ist komplett kein Problem für mich.
Das einzige Problem, was ich gerade vor mir sehe, ist Giulia – das Stiefmonsterchen.
»Wann verschwindest du wieder?«, fragt sie mich, während sie sich gerade ein Glas mit Orangensaft einschenkt. »Ich meine, du gefährdest unsere Beziehung. Das ist nicht gut.«
»Du bist nicht gut genug für ihn, Giulia«, seufze ich und nehme mir eine kleine Colaflasche aus dem Kühlschrank. »Eine Frau sollte nicht zwischen dem Elternteil und Kind stellen. Da ist eine starke Bindung.«
»Und was ist, wenn sich dein Vater für mich entscheidet?«, fragt sie mich und schaut mich ein kleines bisschen arrogant an. Aber nur ein kleines bisschen.
»Mein Vater ist stolz auf sein kleines Mädchen, falls du es nicht wusstest. Wir sind immer offen und ehrlich zueinander, hören den jeweils anderen immer zu und teilen unsere Sorgen. Willst du all das kaputt machen?«
»Um ehrlich zu sein, ja«, meint sie eher kühl und ich verdrehe die Augen. »Ich will nicht abgewiesen oder versetzt werden, nur weil mein Freund seine Tochter bei sich wohnen hat. Sag mal, Giulia, hast du keine Kinder?«
»Doch...«, sagt sie leise und langgezogen. »Diese Karte auszuspielen ist respektlos und gestattet, Esra.«
»Nein, es ist nicht mies und das wissen wir beide«, sage ich seufzend. »Wenn du mich entschuldigen würdest – ich gehe spazieren.«
Bevor sie antworten kann, schlage ich die Flucht an und verschwinde, nachdem ich mir Schuhe angezogen habe, das Haus.
In Gedanken versunken laufe ich durch die Straßen und finde mich irgendwann in einem schönen Park wieder, der mich irgendwie zum Lächeln bringt.
Aber die Stimmung wird schnell von einer eifersüchtigen Furie unterbrochen, die auf mich zukommt und mich ohne Grund anpampt. Aber das sollte ich ja früh genug herausfinden, als die Wörter »mein« und »Niall« aus ihrem Mund fällt.
In meinem Kopf rattert es, bis sich ihr Satz in meinem Kopf zusammensetzt: »Du lässt die Pfoten von meinem Niall.«
»Oh, wow, warte mal«, wehre ich ab. »Denkst du wirklich, dass Niall und ich...? Ew, pfui, nein. Er ist ein Kumpel, falls du weißt, was das ist.«
»Oh nein, ich sehe doch, wie du ihn ansiehst und er dich«, meint sie dann. »Freunde hin oder her, Mädchen und Jungen können nicht befreundet sein. Irgendwann verlieben sie sich so oder so ineinander.«
»Damit dir das passiert, solltest du dich vielleicht mit Niall anfreunden. Ich kann nichts dafür, dass er mein Nachbar ist und bei mir zum Essen eingeladen war«, zische ich genervt, doch dann klatscht mir dieses Mädchen eine. »Pfoten weg von Niall Horan, klar?«
»Nein, es ist nichts klar. Du gibst mir einfach eine Ohrfeige für nichts. Tut mir leid, ich bin vergeben und brauche Niall nicht als meinen festen Freund. Ich brauche ihn lediglich nur als einen Freund. Aber du scheinst gerade nicht hell in deiner Birne zu sein, anstelle es gleich zu checken und deine perfekt gemachten Nägel halbwegs zu ruinieren. Obwohl... sind sie aufgeklebt? Oh Mann, das sind noch nicht mal echte. Das geht gar nicht.«
»Du kleines Miststück lässt die Pfoten von Niall, verstanden?«, fragt sie mich zischend und verengt die Augen. Fehlt nur noch ein Knurren und Schaum vor den Mund, dann erinnert sie mich an einen Chihuahua mit Tollwut.
Augenverdrehend gehe ich an ihr vorbei und gehe weiter, weil ich mir so einen unnötigen Streit nicht geben muss, aber das Mädchen hat es sich wohl ganz anders gedacht, denn ihre Hände finden sich in meinen Haaren wieder und ziehen daran, was außerordentlich wehtut.
Schnellstens drehe ich mich um und schubse sie von mir weg, dabei verliert sie den Halt in meinen Haaren und stolpert erschrocken zurück.
»Das nächste Mal solltest du dir überlegen, was du machst. Glaub mir, wenn ich das Niall erzählen würde, dann wird er es ganz und gar nicht witzig finden und dich darauf ansprechen. Dann kannst du dir das mit Niall-«
»Gibt es hier ein Problem?«, unterbricht mich ein Fußgänger und ich schaue auf.
Frustriert stöhne ich auf und antworte: »Es gibt jetzt nicht mehr eins, sondern zwei. Tut euch zusammen und lasst mich einfach in Ruhe. Denn ich habe weder dir noch dir etwas getan.«Ein letztes Mal schaue ich mir das Mädchen an, ehe ich meinen Blick kurz zu Louis wende und mich dann umdrehe, um zu gehen.
Nichts und niemand könnte meinen Tag aufheitern, dachte ich, bis ich Niall im Park entdecke und mich zu ihm geselle.
»Was hast du mit deinen Haaren angestellt?«, fragt er mich mit gerunzelter Stirn.
Desinteressiert zucke ich mit den Schultern: »Nur ein Mädchen wollte mir verbieten Zeit mit dir zu verbringen. Nichts weiter, interessiert mich auch nicht.«
»Du zeigst sie mir in der Schule«, meint der Ire grinsend. »Dann erzähle ich ihr mal was.«
»Wenn du unbedingt willst«, grinse ich. »Klar. Bestelle ihr doch schöne Grüße von mir.«
»Und hast du das auch von ihr?«, fragt mich Niall, deutet mit dem Zeigefinger auf meine Wange und ich nicke. »Ich mag handgreifliche Mädchen nicht sonderlich.«
Kann ich mit leben, denke ich mir und zucke wieder einmal mit den Schultern, kann mir das Grinsen nicht verkneifen.
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Blackheart
Fanfiction„Als du erfahren hast, dass ich dein Lehrer bin, wurdest du deinem Nachnamen gerecht und hast mir die kalte Schulter gezeigt. Aber hoffentlich weißt du, dass deine Versuche mich loszuwerden mich dazu bringen, dich immer mehr zu wollen." © Cover by...