kapitel 14

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Das wird ein sehr interessantes Wochenende.

Wenn ich mal eine Ablenkung brauche, dann ist niemand da. Zuhause hat mir doch immer Rovers2412 geschrieben. Hat mein Vater im Dachgeschoss nicht einen alten PC mit Webcam dagelassen?

Grinsend mache ich mich auf den Weg zum Dachgeschoss, den mein Vater mal in seiner Jugend hat ausbauen lassen. Für ein paar Monate hat er dort gewohnt, dann aber ist meine Mutter dazugekommen und später sind sie zusammengezogen, um dann nach ein paar Jährchen wieder auszuziehen. Aber anstelle wieder zu seinen Eltern zu ziehen, ist er in ein eigenes Haus gezogen, hat für mich ein Zimmer hergerichtet und jetzt wohne ich sogar bei ihm. Ich glaube, alle Stiefmonster können mich wohl oder übel einfach nicht ausstehen. Aber ich bin doch ein kleines, nettes und süßes Mädchen. Vielleicht nicht immer mit netten Gedanken, aber trotzdem.

Mein Handy gibt ein Ton von sich und ich hole es umständlich aus der Hosentasche meiner kurzen Hose heraus.

Brooke: Ich erwarte von euch, dass ihr trainiert! Wir wollen es wirklich versuchen zu gewinnen!

Kurzentschlossen entscheide ich mich wieder anders und marschiere auf direktem Wege wieder nach unten.

Grinsend schreibe ich Katarzyna eine Nachricht, dass sie Döner besorgen soll und zur besagten Adresse, die ich ihr geschickt habe, kommen soll, damit wir gemeinsam zu Abend essen können, dann stecke ich mein Handy weg und mache mich mit meinem Tablet, den ich unnötigerweise mitgenommen habe, auf den Weg in den Garten. Da ich diese Miniboxen mit einem guten Sound besitze, schließe ich mein Tablet an die Miniboxen an und lege beides auf den Gartentisch. Dann suche ich das Lied für unsere Choreographie heraus und dann beginne ich mit dem Training.

Das ganze Training, was ich durchziehe, ist anstrengend und eigentlich nicht für mich geeignet, aber ich möchte nicht der Grund sein, dass wir bei der Competition scheitern.

Als es wirklich nicht mehr geht, wegen meinem Schmerzen, lasse ich mich erschöpft auf einen Gartenstuhl nieder und wische mir kurz über die schwitzige Stirn.

Es dauert einige Zeit, bis ich mich beruhigt habe. Schließlich klingelt es an der Tür, sodass ich mich aufraffe und zur Haustür schlendere.

Ich habe fest mit Katarzyna gerechnet, als ich die Tür aufreiße, doch das, was vor mir steht, ist defintiv nicht weiblich.

Doch bevor ich etwas sagen kann, werde ich ins Haus gedrückt und seine unglaublichen Lippen finden ihren Platz auf meinen.

Wohl oder übel muss ich mir eingestehen, dass ich genau diese Lippen auf irgendeiner verdrehten Art und Weise vermisst habe.

Ohne zu überlegen, was ich gerade genau machen soll, erwidere ich seinen drängenden Kuss und spüre dabei sein Grinsen. Ich habe ihm eine Zustimmung gegeben.

Nach gefühlten Ewigkeiten, in der wir uns geküsst haben, löst er sich von mir und schaut mich aus seinen schönen Augen an.

Wir starren uns lange an, bis er die Stille bricht.

»Als du erfahren hast, dass ich dein Lehrer bin, wurdest du deinem Nachnamen gerecht und hast mir die kalte Schulter gezeigt. Aber hoffentlich weißt du, dass deine Versuche mich loszuwerden mich dazu bringen, dich immer mehr zu wollen.«

Sprachlos sehe ich ihn an. Habe ich das wirklich versucht?

»Selbst wenn, Louis, du darfst mich nicht haben«, erwidere ich und habe Mühe, meine Stimme in einer kühlen Tonlage zu halten.

Er zuckt mit den Schultern: »Keiner muss davon erfahren, Esra.«

»Die Wahrheit kommt immer ans Licht, das weißt du schon, oder?«, frage ich Louis. »Zudem ist mein Vater Polizist. Lehrer und Schüler dürfen kein Verhältnis haben und daran würde ich mich gerne halten. Außerdem verlierst du deinen Job und kommst ins Gefängnis, wenn das herauskommt, und ich muss die Schule wechseln und den Jahrgang wiederholen. Das möchte ich dir und mir ersparen.«

»Weißt du überhaupt, wie anstrengend du bist? Du zeigst mir ständig nur deine kalte Schulter!«, ruft er klagend aus, doch ich zucke nur mit den Schultern. »Du hast mich so lange ignoriert und wenn, dann hast du mir sowieso nie richtig geantwortet.«

»Schnapp dir doch Brooke, sie findet dich sowieso heiß«, schmunzle ich und wende mich von Louis ab, allerdings zieht er mich schwungvoll zurück und legt seine Arme um mich, damit ich nicht flüchten kann.

»Du etwa nicht?«, fragt er heiser und grinst mich an.

»Habe ich nie gesagt. Lässt du mich jetzt los? Danke. Du solltest gehen, Katarzyna kommt gleich, dann wollen wir gemeinsam zu Abend essen«, sage ich und schaue ihm unentwegt in die Augen. »Sie soll nicht auf falsche Gedanken kommen.«

»Was machst du eigentlich hier? Mr und Mrs Blackheart sind in den Urlaub gefahren und- warte, du heißt ja auch mit Nachnamen Blackheart«, fällt ihm dann auf und ich ziehe amüsiert eine Augenbraue in die Höhe. »Sind Mr und Mrs Blackheart deine Großeltern?«

Grinsend nicke ich: »Ja, sind sie. Meine ach so tollen Großeltern. Bin ich froh, dass ich sie mindestens jede zweite Woche sehen muss.«

»Du hast doch gesagt, dass deine Großeltern ein Enkelin haben wollen, die sich wie eine junge Frau aus dem 20. Jahrhundert benimmt oder?«, fragt er und ich nicke. Wow, hast du was Neues aus deinem Unterricht gelernt? »So hätte ich sie nicht eingeschätzt.«

»So sind Oma und Opa eben. Herzlich nett zu mir - nicht wirklich. Aber das tut nichts zur Sache«, schmunzle ich.

Louis holt Luft zum Antworten, aber dann klingelt es an der Tür.

»Ich habe dir doch gesagt, dass du lieber gehen solltest, bevor Katarzyna auftaucht...«, murmle ich leise und sehe ihn an. »Was soll ich ihr bitteschön erzählen?« 

»Lass das meine Sorge sein«, erwidert er, küsst mich nochmal und lässt mir genug Zeit, dass ich ihn erwidern kann, aber er hält nicht lange, weil Louis sich dann von mir löst und auch seine Arme von mir nimmt. »Kann es sein, dass dein Herz-«

»Schnell schlägt? Ja, ich habe eben für die Competition trainiert«, sage ich und reiße die Tür auf.

Katarzyna sieht mich ein wenig erschrocken an, doch ich lächle sie nur an. »Ich dachte schon, ich hätte mich in der Adresse vertan, aber an der Haustür steht ja Blackheart, also konnte ich gar nicht so- Mr Tomlinson, was machen Sie hier?«

»Meine Nachbarn, die hier wohnen, sind im Urlaub und ich sah, dass sich eine Person im Haus befand. Ich wollte sicher gehen, dass sich kein Einbrecher im Haus aufhält. Es hat sich herausgestellt, dass es Esra war und dass ihre Großeltern hier wohnen«, erklärt er ganz simpel. Hätte ich mehr Zeit zum Nachdenken, dann wäre mir bestimmt so etwas Ähnliches eingefallen. Aber ich habe keine Zeit zum Nachdenken gehabt.

»Oh, ach so. Dann ist ja alles gut«, erwidert Katarzyna und lächelt leicht. »Ich habe hier unser Abendessen, Es. Du schuldest mir entweder jetzt 3,50 oder einen Döner.«

Lächelnd nicke ich: »Ja, danke. Komm rein. Wir sehen uns am Montag beim Training, Mr Tomlinson.«

Das war der Startschuss für Louis zum Gehen.

»Bis Montag, Mädels. Seid pünktlich und macht eure Hausaufgaben«, meint er und verlässt schnell das Haus.

Katarzyna kommt rein und schließt die Tür hinter sich, ehe sie sich mir zuwendet.

»Also ich mache meine Hausaufgaben so gut wie nie.«

Dann sind wir schon mal zwei.

BlackheartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt