kapitel 07

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»Esra, bleib' nochmal kurz da«, ruft mir Louis nach.

Niall und ich bleiben stehen. »Ich warte auf dich«, meint der Ire. Hätte er mir nicht viel lieber den Arsch retten können?

Trotzig laufe ich zurück und setze mich auf einen Tisch in der ersten Reihe. »Was willst du von mir?«, frage ich, als der letzte Schüler die Tür hinter sich geschlossen hat.

»Mir ist zu Ohren gekommen, dass du Tabletten auf dem Schulgelände genommen hast«, meint er und schaut mich ernst an. »Ich wollte keine voreiligen Schlüsse ziehen und dich fragen, was das auf sich hat.«

»Es hat nichts schlimmes auf sich, Louis«, sage ich mit einer zuckersüßen Stimme. »Alles in Ordnung, das sind nur Drogen.«

Mit diesen Worten springe ich vom Tisch und verlasse zügig das Klassenzimmer. Draußen treffe ich wie versprochen auf Niall. »Wir gehen. Jetzt«, sage ich, packe seinen Arm und ziehe ihn hinter mir her. »Kann Tomlinson mit Spaß umgehen?«

Die Frage klingt so ziemlich beiläufig. Ich möchte nicht wissen, wie Niall reagiert, wenn er weiß, was ich gesagt habe.

»Nun ja, doch. Kann er«, meint Niall nach kurzem Überlegen. »Wieso?«

»Er hat gehört, dass ich Tabletten auf dem Schulgelände genommen habe und ich habe gesagt, dass es nichts schlimmes auf sich hat und es nur Drogen sind.«

»Uhm... du verarscht mich doch, oder?«, fragt Niall und zieht eine Augenbraue hoch. »Das kannst du doch nicht einem Lehrer sagen, Esra. Was ist, wenn er das jetzt wirklich glaubt? Du bist dann auf gut englisch gesagt gearscht.«

»Kann ich mit leben, mein Vater ist Polizist und regelt bestimmt irgendetwas«, meine ich schulternzuckend und bleibe stehen, als ich eine Lautsprecherdurchsage höre. »Ich hoffe, dass du deine Sportkleidung dabei hast.«

»Das hoffe ich für dich ebenfalls«, meint Niall und gemeinsam machen wir uns auf dem Weg, um zu unseren Schließfächern zu gehen, Sachen zu holen und dann zum Sportplatz verschwinden. Es steht nämlich bald eine große Challenge an, bei der die Fußballer und Cheerleader gegeneinander antreten. Unsere Choreographie muss einfach alles toppen.

- later -

»Brooke, ich kann nicht mehr«, sage ich, als sie bei mir stehen bleibt und anfangen will zu nörgeln.

Sie zieht eine Augenbraue hoch: »Ich wollte dich schon fragen, was mit dir los ist. Denn deine Leistung lässt nach.«

»Dazu habe ich auch einen bestimmten Grunde«, sage ich und setze mich einfach auf den Boden. Seufzend setzt sie sich neben mich und ruft den anderen Mädchen zu, dass sie fünf Minuten Pause hätten.

»Erzähl«, sagt sie simpel und schaut mich fragend an.

Ich seufze: »Ich habe ein gesundheitliches Problem, weißt du? Zudem bin ich ein wenig empfindlich, was die Hitze angeht.«

»Was für ein gesundheitliches Problem, Es?«, fragt mich Brooke und schaut mich nun neugierig an. »Du musst es nicht erzählen, wenn es zu privat ist, nur ich würde es gerne verstehen.«

»Vertrau mir, Brooke. Ich muss nur Pause machen müssen, wenn ich eine brauche, ansonsten endet das nicht so schön«, sage ich und verziehe kurz das Gesicht. Oft genug bin ich schon umgekippt und das möchte ich allen ersparen.

»Okay, in Ordnung. Du darfst Pause machen, wenn du wirklich eine Pause brauchst. Dafür musst du mir aber schon irgendwann erzählen, was für ein gesundheitliches Problem du hast«, meint sie und sieht mich streng an. »Ich möchte meine neugewonnene Freundin doch nicht wegekeln, nur weil ich gewinnen will.«

»Gewinnen ist schön«, sage ich leicht lächelnd. »Ich mag es zu gewinnen, da ich schon oft verloren habe.«

»Dann gewinnen wir das Ding«, meint Brooke und steht auf. »Du machst weiter Pause und... Mädels! Wir machen weiter!«

Ächzend stehe ich auf und laufe zur Tribüne, um mich auf diese fallen zu lassen. Wenig später machen die Fußballspieler Pause und der Ire setzt sich neben mich.

»Alles in Ordnung?«, fragt er mich, doch ich schüttle den Kopf. »Übertreib es nicht, okay?«

»Wird nicht passieren. Ich habe Brooke erklärt, dass ich ein gesundheitliches Problem habe. Ich musste ihr versprechen, dass ich es ihr irgendwann erzähle, damit sie weiterhin Verständnis zeigen kann und die Mädchen sich nicht benachteiligt fühlen«, erzähle ich ihm und muss öfters Luft zum Atmen holen, weil es gerade wirklich schmerzt. »Tut mir leid, aber... ich kann nicht mehr so viel reden. Ich muss eine Tablette nehmen, aber ich möchte nicht, dass es die Anderen sehen.«

Ohne einen deftigen Grund steht Niall auf und stellt sich vor mich hin. »Jetzt kannst du sie nehmen«, meint er lächelnd und ein großes, dankbares Lächeln zeichnet sich auf meinem Gesicht ab. Mit leicht zitternden Händen hole ich eine Tablette raus und schlucke sie schnell mit einem Schluck Wasser runter.

»Dankeschön«, sage ich außer Atem und er nickt mir zu, was mir sagt, dass das kein Problem für ihn ist. Seit gestern weiß er ja, weshalb ich nicht möchte, dass das zu viele erfahren. Die Meisten behandeln dann einen wie eine zerbrechliche Porzellanpuppe, die jeden Moment in sich zusammenfallen könnte.

»Ich verstehe dich, Esra. Zwar nicht die Schmerzen oder so, wie sich das anfühlen mag, keine Ahnung, aber ich verstehe dich, wieso du es niemanden erzählen willst«, meint Niall.

Mit gerunzelter Stirn schaue ich zu ihm hoch: »Jemand hat mich gestern in der Schule gesehen, wie ich Tabletten genommen habe und dieser Jemand beobachtet mich über meine Webcam. Er fragt mich ständig, was das für Tabletten sind und er meint, er will dich selbst fragen.«

»Mich hat bisher noch niemand gefragt«, meint Niall und ich weiß nicht wieso, aber mir ist ein Stein vom Herz gefallen. »Ich werde auch nichts verraten, ich meine, du hast es mir ja anvertraut.«

»Und dafür bin ich dir wirklich dankbar«, sage ich, als ich einige Sekunden mit unnötigem Denken verschwendet habe. »Also Niall, danke dir vielmals.«

Niall öffnet seinen Mund, um etwas zu sagen, doch Louis ruft ihn zurück aufs Feld, da die Pause vorbei ist. Ich schaue Niall nach und beobachte dann die Jungs dabei, wie sie ein Spiel organisieren und gegeneinander letztendlich spielen.

»Hast du was mit dem Blonden am Laufen?«, höre ich jemanden neben mir fragen und schaue sofort auf. Louis steht neben mir, die Arme vor der Brust verschränkt und einem starren Blick auf seine Jungs gerichtet. »Ich habe dich etwas gefragt, Esra.«

»Nein, ich habe nichts mit ihm am Laufen. Er ist einfach nur ein cooler Kumpel, den ich gern habe. Aber heutzutage heißt es ja, dass Mädchen und Jungen sowieso nicht mehr normal miteinander befreundet sein können«, zische ich und verschränke die Arme vor meiner Brust. »Also Louis, wenn du keine Ahnung hast, dann halte einfach deine Fresse. Ehrlich gesagt wusste ich nicht, dass du mich gleich für so eine Schlampe hältst. Ich hätte niemals mit dir... du weißt schon. Zwischen uns liegen 10 Jahre, das ist eklig.«

»Und trotzdem warst du mit mir auf dem Klo«, meint er und ich seufze frustriert. »Akzeptiere es doch einfach, es ist, was es ist.«

»Halt die Fresse und labere mich nicht voll. Mein Gehör wollte nicht völlig von deiner grässlichen Stimme zerstört werden«, meine ich und stehe auf. »Pardon.«

BlackheartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt