epilog

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23 Jahre später
Brooke
London

»Das war die Geschichte von Esra Jane Blackheart«, sage ich mit einem leicht traurigen Lächeln auf den Lippen. »Und das Ende ihres Lebens, ihrer Liebe und ihrer Existenz.«

Meine sechszehnjährige Tochter schaut mich mit einem undefinierbaren Blick an, was ich mit einem Schmunzeln quittiere. 

»Esra hatte wirklich gelebt und Louis auch«, sage ich, während April eine Augenbraue hochzieht. »Louis war tatsächlich Esras Lehrer und gleichzeitig auch meiner. Seine blaugrauen Augen waren wunderschön, jede Schülerin fand ihn einfach gut aussehend.«

Aprils Augen weiten sich. Daran erkenne ich, dass sie nicht damit gerechnet hat, dass diese Geschichte wirklich der Wahrheit entspricht. 

»Damals war ich ein Tyrann, was die Cheerleader-Competition anging. Ich wollte nur gewinnen, aber habe nicht daran gedacht, dass der Spaß wichtiger sein könnte. Aber nach unseren Auftritt, als Esra umkippte, wusste ich nicht, wie es um mich geschah. Ich sah Louis am anderen Ende der Halle und hörte, wie er nach Esra schrie. Doch sie hatte schon längst keinen Puls mehr. Sie starb an Ort und Stelle. Sie hätte überlebt, hätte ich nicht so einen Druck gemacht. In aller Ruhe hätte sie ihre Tabletten nehmen können und-«

Ich breche ab. Die Schuldgefühle verfolgen mich bis heute. Hätte, wenn und aber. Sie hätte leben können, wenn ich sie nicht so überanstrengt hätte, ich hätte sie gar nicht ins Team gelassen, hätte ich gewusst, was ihr gesundheitliches Problem war. 

Mein Blick wandert zu meinem besten Freund Niall, der seinen Blick starr aus den Fenster gerichtet hat. Er kann sich an jedes einzelne Detail erinnern. Alles, was er mit Esra erlebt hat. Er und Louis waren die Einzigen, die wussten, was mit Esra war. 

»Ich weiß, dass du dich fragst, warum ich dir das erzähle«, sage ich leise und behutsam. »Ich habe Geschichten am Elternabend gehört, wie du ihre Töchter beim Cheerleader-Training schikanierst, April. Bitte lege dir ans Herz und akzeptier', dass es beim Cheerleading um Spaß geht. Gewinnen ist schön, aber wenn du lachen kannst, wenn ihr verloren habt, dann seid ihr unschlagbar. Das macht ein Team aus, okay?«

April nickt und sagt mit kratziger Stimme: »Okay ... und ... und was ist mit Louis?«

»Louis denkt bis heute noch an die gemeinsame Zeit mit Esra zurück, die er hatte«, erzähle ich ihr und lächle leicht. »Er hat nach Esra jemand Neues kennengelernt und er ist glücklich mit seiner Frau, aber ich weiß, dass er Schuldgefühle hat. Genauso wie ich.«

10 Jahre Altersunterschied. Lehrer-Schüler-Beziehung. Hypertrophe Kardiomyopathie.

Esra hätte nach ihren Abschluss eventuell mit Louis glücklich werden können, wenn man ihren Vater außer Acht lässt. 

»Alles gut, Mom. Du wusstest nichts davon«, versucht mich meine Tochter zu beruhigen. »Esra hat dir im selben Moment verziehen, als sie aufhörte zu atmen.«

Als ich diesen Satz von meiner Tochter höre, kann ich mich nicht mehr halten und breche in Tränen aus.

Esra kann mir nicht verziehen haben.

BlackheartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt