kapitel 18

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»Esra, ich brauche deine Hilfe!«, jammert Brooke am Montag, als ich mich auf meinen Platz setze, nachdem ich eine schöne Runde zu spät gekommen war.

Katarzyna wurde heute Morgen, so wie es mir geschrieben hat, auf den Platz vor mir gesetzt, aber hat sich gerade zu mir umgedreht.

»Wobei?«, frage ich, hole mein Collegeblock heraus und lenke meine Aufmerksamkeit auf Brooke.

Sie seufzt: »Ich brauche Freiwillige für das Cheerleaderteam und du kennst dich genauso gut wie ich aus. Kannst du mir helfen, Freiwillige zu finden, die zudem gut sind?«

»Klar, kann ich das«, grinse ich und fange dann ein Gespräch mit Katarzyna an. Wir reden über das Wochenende und was wir zusammen echt mal bringen müssen.

Louis muss mal wieder Vertretung machen. Er hat zu Anfang der Stunde an die Tafel geschrieben, welche Aufgaben wir bearbeiten sollen. Aber ein Großteil der Klasse scheint in Gesprächen vertieft zu sein. Brooke redet mit ihrer Sitznachbarin Haley und ich bin immer noch in einem Gespräch mit Katarzyna vertieft.

»Esra! Hey, Esra! Esra ... ey! Esra! Esra! Esra!«

»Ich rede gerade!«, schnauze ich Felix an. Ein Klassenkamerad von mir, der neben Brooke sitzt, also schräg gegenüber von mir.

»Ist ja gut«, meint er abwehrend, verdreht die Augen und wendet sich an Calvin, der neben ihm sitzt. Katarzyna fängt an zu lachen, Brooke ebenfalls und etliche Blicke liegen auf mir. War das etwas zu laut gewesen?

»Esra, ist alles in Ordnung bei dir?«, fragt mich Louis mit einer hochgezogenen Augenbraue, aber dennoch kann ich erkennen, dass er schmunzeln muss.

Ich nicke: »Joar, bei mir passt alles. Ich muss Felix nur beibringen, dass man die Schnauze zu halten hat, bis die Person fertig mit reden ist. Aber so wie es aussieht, wird das wohl nie etwas. Ist sonst alles bei Ihnen in Ordnung?«

»Ja, danke der Nachfrage«, schmunzelt Louis und klatscht dann in die Hände. »Gut Leute, arbeitet weiter an euren Aufgaben.«

Jeder widmet sich wieder den Aufgaben, oder eher gesagt ihren Gesprächen.

Katarzyna wendet sich an jemand anderen, während ich mich an Brooke wende.

»Hab 'ne Idee, Brooke. Wie wäre es, wenn wir eine Lautsprecherdurchsage machen? Wir bekommen es bestimmt genehmigt, einmal während einer Schulstunde so ein Vortanzen oder so zu machen, damit wir die richtigen Mädchen finden.«

Brooke nickt: »Klar, uhm ... fragst du Mr. T., ob wir die Durchsage machen dürfen?«

»Ist dir das von letztens noch peinlich?«, necke ich sie und sie verdreht die Augen, ehe sie mich mit der Hand nach vorne scheucht. »Ist ja gut, ich gehe ja schon, chill.«

Grinsend stehe ich auf und gehe nach vorne. Als ich vorne ankomme, schaut Louis auf und ein Grinsen huscht über seine Lippen, aber es verschwindet genauso schnell wieder, wie es gekommen ist.

»Kann ich dir helfen, Esra?«, fragt er und legt leicht den Kopf schräg, als ich nicke. »Was kann ich denn für dich tun?«

»Brooke und ich suchen mehr Cheerleader, oder freiwillige Mädchen. Wir wollen heute ein Vortanzen machen, dafür wollte ich dich- ich meine Sie fragen, ob wir das Vortanzen erstens in deinen- Ihren Stunden machen dürfen und ob wir jetzt eben eine Durchsage machen dürfen, damit auch welche vom Vortanzen Bescheid wissen«, sage ich und verhasple mich oft, da ich ihn immer wieder Duze anstelle zu Siezen. »Also, was sagst du- äh, sagen Sie?«

Schmunzelnd antwortet Louis: »Mit der Durchsage bin ich einverstanden, aber möchtet ihr wirklich bei meinem Unterricht fehlen?«

»Ich kann das jetzige Thema sowieso nicht wirklich, wahrscheinlich werde ich das sowieso nicht auf die Reihe bekommen. Ich weiß nur, dass Ludwig der keine Ahnung wie vielte geköpft wurde, dann gab es auch eine Revolution, warte, das Thema heißt französische Revolution ... okay, das war jetzt dämlich«, merke ich dann an und schüttle den Kopf. Schließlich beuge ich mich etwas runter. »Ich weiß, dass du mich das machen lassen würdest.«

»Das ist mies, weißt du das?«, fragt er leise und ich nicke. »Na, geht schon.«

»Dankeschön«, grinse ich und drehe mich dann um. Brooke schaut mich erwartungsvoll an und ich nicke, was sie zum Grinsen bringt. Dann gehen Brooke und ich aus dem Klassenzimmer.

»Wie hast du geschafft, dass er zustimmt? Und außerdem, wieso hat es solange gedauert?«, löchert sie mich direkt mit zwei Fragen.

Schmunzelnd zucke ich mit den Schultern: »Keine Ahnung, schätze mal, dass er mich als Schülerin mag, vielleicht liegt es daran, dass ich ihn nicht so anschmachte wie jedes andere Mädchen, das ihn sieht. Außerdem habe ich abgeklärt, dass wir das Vortanzen in seinen Stunden machen dürfen, also in der 5. und 6., aber du weißt schon, dass es anstrengend wird, es allen zu erklären und beizubringen, oder?«

»Ja, ich weiß«, seufzt sie. »Aber das bekommen wir hin.«

»So optimistisch?«, frage ich schmunzelnd nach.

Die Blondine nickt: »Wir müssen es schaffen!«

»Bleib am Boden, Blondie«, grinse ich und deute dann mit einem Kopfnicken zur Tür des Sekretariats.

Brooke geht rein, während ich einfach im Flur warte. Sie wird ja wissen, was sie sagen muss, da braucht sie meine Hilfe nicht.

Nebenbei fällt mir noch ein, dass wir es vielleicht einmal mit den Direktor hätten absprechen müssen, aber daran haben wir jetzt überhaupt nicht gedacht.

Er wird schon nichts dagegen haben, schließlich ist es ja für die Competition. Wenn doch, dann ist es nicht unser sondern sein Problem.

Schließlich höre ich Brooke bei ihrer Ansage zu und gehe mit ihr zurück, als sie fertig ist und aus dem Sekretariat kommt.

»Diese dumme Zicke hat mich voll angemacht, ich glaube es kaum! Vor allem, die Alte ist eigentlich immer nett, aber entweder war sie heute mit dem falschen Fuß aufgestanden oder sie hatte einfach nur schlechten Sex gehabt.«

»Darüber will ich gar nicht nachdenken«, murmle ich und schüttle dann den Kopf, um dann einen Zahn zuzulegen. »Wie kommst du überhaupt darauf, dass sie schlechten Sex gehabt haben könnte?«

»Weiß nicht. Wenn man schlechten Sex gehabt hatte, dann ist man meistens schlecht gelaunt«, meint sie und zuckt mit den Schultern.

Bei den Gedanken daran, dass sie schon viel Erfahrung damit haben muss, schüttle ich den Kopf und laufe voll in eine Person rein. Perplex wende ich meinen Kopf nach vorne und schaue rauf, um dann in Louis' Gesicht zu schauen.

»Oh, tut mir leid«, grinse ich und mache einen Schritt zurück. »Ich habe nicht nach vorn gesehen, passiert nicht nochmal.«

»Kein Problem, Esra«, schmunzelt Louis. »Magst du mir kurz behilflich sein?«

»Klar«, erwidere ich und zucke mit den Schultern, dann schaue ich über meine Schulter hinweg zu Brooke, welche mir aber nur ein Grinsen zuwirft und in die Klasse verschwindet. »Und wobei soll ich dir bitte behilflich sein?«

Louis schaut sich kurz um, um nachzusehen, ob irgendjemand in der Nähe ist, doch es bleibt mucksmäuschenstill.

»Hiermit«, meint er leise, legt eine Hand an meine Wange und streicht kurz mit seinem Daumen über meine Unterlippe, ehe er seine Lippen leicht auf meine legt.

Zu gerne hätte ich den Kuss erwidert, doch im Schulflur ist das ein bisschen zu sehr auffällig, weshalb ich ihn wegdrücke.

»Nicht hier«, sage ich leise und schaue in seine klaren Augen, die so schön sind. »Später vielleicht.«

»Schade«, grinst er leicht und wendet sich von mir ab, dann geht er den Gang entlang. »Folge mir.«

Ohne ein Wort zu verlieren laufe ich ihm hinterher und lasse mir im Lehrerzimmer irgendwelche Kopien geben. Hier sind einzelne Lehrer, die gerade eine Freistunde haben, und schauen uns komisch an.

Allerdings muss es schon komisch sein, dass ein junger Lehrer eine Schülerin mitnehmen muss, um Kopien zu holen.

Wenn sie nur wüssten.

BlackheartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt