kapitel 12

1.3K 89 20
                                    

»Niall James Horan!«

Viele drehen sich zu mir um und mustern mich argwöhnisch, doch ich mache mir nichts draus und laufe auf Niall zu, der gerade die Fliege machen will.

Allerdings mache ich ihm einen Strich durch die Rechnung, als ich Anlauf nehme und ihm dann auf den Rücken springe. Der Ire gerät ins Schwanken und fällt mit mir der Länge nach auf die Schnauze.

»Ouch, Esra!«, beschwert er sich dann, als ich von seinem Rücken rutsche. »Was sollte das?«

»Du gehst mir schon den ganzen Tag aus dem Weg!«, schmolle ich, während Niall sich aufrichtet, aber noch sitzen bleibt.

»Gar nicht«, meint er und sieht mich aus seinen schönen Augen an. »Das bildest du dir nur ein.«

»Stimmt nicht«, widerspreche ich ihm. »Du hast heute kein Wort mit mir gewechselt, warst immer andere Wege als ich gegangen und tauchtest nicht zum Mittagessen auf. Das ist so klar, Niall, du gehst mir aus den Weg. Ich weiß auch, woran das liegt. Es war ein Fehler dir das zu erzählen.«

»Wenn ich mir das so überlege...«, lässt Niall den Satz offen in der Luft hängen, was mich frustriert.

»Mann, Niall!«, jammere ich und hämmere gegen seinen Oberarm. »Ich hasse dich dafür.«

»Ist ja cool«, meint er dann grinsend. Ich weiß nicht, wie er es geschafft hat, aber mein ganzer Ärger auf ihn ist wie vom Erdboden verschluckt. Schmollend verschränke ich meine Arme der vor der Brust, was ein komisches Bild abgeben muss, da ich immer mit Niall auf den Boden des Schulflurs sitze.

»Niall, ich möchte nicht, dass du mich ignorierst oder mir aus den Weg gehst, nur weil ich dir mein zweitgrößtes Geheimnis erzählt habe. Ich meine, du kennst ja auch mein größtes Geheimnis schon und das hat was zu bedeuten«, sage ich dann und klinge dabei etwas ... bedrückt, was Niall auch heraushören kann, denn er sieht mich ein wenig schuldig an. »Du bist mir wichtig, ansonsten würdest du all das nicht wissen, okay? Ich will auch nicht, dass du mich jetzt anders behandelst, nur weil du jetzt dieses Geheimnis weißt, denn ich bin immerhin noch ich und dass ist das, was jetzt zählt. Ich werde mich nicht ändern und du sollst unser Verhältnis nicht verändern, okay?«

Niall lässt sich meine Wörter durch den Kopf gehen, ehe er nickt und dann leicht lächelt: »Okay. Tut mir leid.«

»Schon okay«, sage ich leise und stehe dann auf, um Niall dann meine Hand anzubieten, die er auch annimmt. Es ist schwierig gewesen ihn aufzuhelfen, denn so viel Kraft habe ich jetzt auch nicht gehabt. »Darf ich dir meine neugewonnene Freundin vorstellen? Sie ist neu an unserer Schule und total cool. Ihr Name ist Katarzyna.«

»Bitte was?«, fragt er mit gerunzelter Stirn und ich versuche mir vergeblich ein Schmunzeln zu verkneifen, aber es klappt nicht so, wie ich möchte. »Das ist nicht lustig, Es. Sag nochmal ihren Namen.«

»Katarzyna«, grinse ich.

Dann zieht er eine Augenbraue hoch: »Und wie heißt sie in echt?«

»Katarzyna.«

»Verarsch mich nicht, Esra Jane Blackheart!«, meint er und versucht streng auszusehen, aber das tut er ganz und gar nicht.

»Uh, der ganze Name. Tut mir leid, Daddy, aber ihr Name ist wirklich Katarzyna«, schmunzle ich und dann stellt sich Katarzyna neben mich. »Oder Katarzyna?«

»Willst du meinen Personalausweis sehen, damit du uns endlich glaubst?«, fragt sie amüsiert und Niall schüttelt den Kopf. »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Kim meinte auch, dass mein Name nicht der Echte wäre.«

»Okay...«, murmelt Niall nur. »Also ich habe jetzt Schluss und ihr?«

»Wir auch«, grinse ich. »Aber ich wollte zuvor mit dir reden.«

»Und als sie dich gesehen hat, wie du die Flucht antreten wolltest, sah sie nichts anderes mehr, außer dir auf den Rücken zu springen«, teilt Katarzyna ihn mit und grinst über beide Ohren.

»Ich hätte nicht voraussehen können, dass du mit mir auf die Schnauze fliegst«, gebe ich dann noch mein Kommentar zum Sturz ab, aber Niall kann gut gegen an halten.

»Woher hätte ich wissen sollen, dass du mir wie eine Bekloppte auf den Rücken springst?«, fragt er mich dann und ich zucke mit den Schultern.

Dann fällt mir nur ein Wort ein. »Hellsehen.«

»Hellsehen? Was ist das denn für ein Schwachsinn?«, fragt mich Niall und ich schüttle lachend den Kopf. »Ja, gut, Mädel.«

»Ja, gut, Junge«, gebe ich von mir und nehme dann meine Tasche. »Ich sollte mich mal auf den Weg nach Hause machen.«

»Ja, ich auch«, meint Katarzyna und Niall nickt uns zustimmend zu. Dann machen wir uns zu Dritt auf den Weg nach Hause.

– at home –

Mit meiner Gitarre auf dem Schoß klimpere ich ein paar Töne und schaue nebenbei aus dem Fenster. Es ist nichts Interessantes los und auf Hausaufgaben habe ich sowieso keine Lust. Stattdessen hänge ich meinen Gedanken nach und spiele einfach nur Gitarre.

Brooke habe ich heute noch nicht wirklich gesehen und genau genommen weiß ich nicht, wieso. Geht sie mir aus dem Weg? Hatte sie was Besseres zu tun, als mit mir abzuhängen? Bin ich zu schnell langweilig geworden?

Als es leise an meiner Tür klopft, lege ich die Gitarre neben mir aufs Bett und wende mich der Person zu, die an meiner Tür steht.

»Hallo, ich bin Elena«, stellt sich das Mädchen schüchtern vor. »Giulias Tochter.«

Oh mein Gott, jagt dieses Kind aus dem Haus. Ich möchte rein gar nichts mit Giulia und ihrem Leben zu tun haben.

»Dein Vater hat gesagt, dass ich mal hier hochgehen soll, um mich dir vorzustellen«, meint sie und lächelt scheu. »Du heißt Esra, oder? Ich habe es unten nicht ganz mitbekommen.«

Fast schon automatisch zieht sich meine linke Augenbraue in die Höhe. Dann beschließe ich kurz einfach unhöflich zu sein und nehme mir meine Gitarre zur Hand, um dann weiter irgendwelche Töne zu spielen, die keinen Zusammenhang haben und auch zu keinem bestimmten Lied gehören.

»I-Ich gehe d-dann mal wieder ru-runter...«, stottert sie dann und höre nur noch, wie die Tür geschlossen wird. Kopfschüttelnd stehe ich auf und schließe die Tür ab.

Eigentlich schließe ich die Tür im seltensten Fall ab, doch jetzt ist mir einfach danach, weil ich alleine sein möchte.

Manchmal habe ich solche Tage, an denen ich einfach nur für mich sein muss, um mit mir und meinem Leben klarzukommen. Mit einer Krankheit lebt sich alles nicht so einfach und vor allem nicht mit dieser Krankheit, die ich leider von meiner Mutter geerbt habe. Ich wünsche mir so sehr, dass ich die Sommersprossen von ihr geerbt hätte, aber nein, es muss eine bescheuerte Krankheit sein, die mein ganzes Leben beeinflusst. 

BlackheartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt