kapitel 13

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»Alles gut?«, fragt mich Brooke, als wir kurz Pause machen. Mittwoch ist die Cheerleader Competition, bei der wir antreten werden. Die Cheerleader unserer Schule haben bei dieser Competition noch nie gewonnen. Alles, was ich dazu meinte, war, dass wir dieses Jahr gewinnen werden. Hoffen wir mal, dass wir wirklich gewinnen.

Brooke meinte doch vor wenigen Tagen, dass nur Gale für das Fußballtraining zuständig ist, doch Tomlinson steht ebenfalls hier. Manchmal spüre ich, wie sich sein Blick in meinen Rücken brennt, aber ich merke auch, dass Niall oftmals zu mir schaut, als müsse er nachschauen, ob Tomlinson mir seine Aufmerksamkeit schenkt oder nicht.

Ich weiß, dass er die Blicke von Louis auf mir bemerkt und das nervt ihn ein bisschen, weil in seinem Kopf Kopfkino herrscht. Louis und ich. Im Bett. Gerne würde ich ihm das ersparen, aber seine Vorstellungskraft ist Teil von ihm – nicht von mir.

»Hallo?«

Die Blondine fuchtelt mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum und irritiert schaue ich zu ihr. »Halleluja«, meint sie seufzend, als ich sie anschaue. Verwirrt lege ich den Kopf schräg. »Du kannst mir auch mal antworten und nicht so geistesabwesend in eine Richtung schauen. Oder zu den Fußballspielern. Das ist auffällig. Wenn du auf jemanden stehst, dann wäre das eine nette Info für mich.«

»Ich stehe auf niemanden, ich habe nur darüber nachgedacht, wie wir die Competition gewinnen können«, lächle ich sie schief an und sie nickt nur, sieht dabei so aus, als würde sie mir nicht glauben. »Wie sieht es eigentlich bei den Jungs aus? Haben sie mal den ersten Platz dort belegt oder eher nicht?«

»Vor etlichen Jahren, als wir noch 11 Jahre alt waren, haben sie einmal den dritten Platz belegt«, berichtet mir Brooke und zuckt mit den Schultern.

Empört sehe ich sie an: »Na aber hör mal! Das bekommen wir doch besser hin.«

»Wir bekommen es nicht besser hin, Esra«, seufzt Brooke und verdreht theatralisch die Augen. »Unsere Schule ist dort irgendwie nie gut weggekommen. Wir waren immer die Schlechten, von daher.«

»Zeig doch etwas von deinem tollen Optimismus«, meine ich. »Wir schaffen das. Wir werden eine geniale Choreographie abliefern und das Ding einfach gewinnen.«

»Du bist voller Optimismus, dass es schon fast gruselig ist«, murmelt Brooke. »Egal, lass uns weiter machen. Mädels! Zurück aufs Feld und dann tanzen wir die Chereo durch, okay? Und Esra, könntest du vielleicht schauen, ob sie gut aussieht. Du kannst mir auch Verbesserungsvorschläge geben, okay?«

»Mach ich gerne, aber wieso fragst du mich?«, frage ich schmunzelnd.

»Ich vertraue auf dein Talent«, meint sie dann. »Okay, Mädels! Auf geht's!«

– at home –

»Okay«, sage ich zu mir selbst, als ich unten eine mittelmäßig laute Diskussion zwischen meinem Vater und Giulia. Ich stehe auf, krame eine Tasche unter meinem Bett hervor und packe irgendwelche Sachen, die ich in den nächsten Tagen anziehen kann.

Aus meinem Sparschwein (ja, so ein Tel besitze ich noch) hole ich ein paar Geldscheine raus, um sie dann in meinem Portemonnaie zu verstauen und dann mit meiner gepackten Tasche nach unten zu gehen.

Als mich Dad und Giulia bemerken, schaut mich mein Vater irritiert an. »Wohin gehst du?«, fragt er und wendet sich komplett mir zu.

Ich zucke mit den Schultern: »Sind deine Eltern Zuhause?«

»Nein, sie sind im Urlaub, aber-«

»Ich penne über das Wochenende bei denen im Haus, in Ordnung?«, frage ich nach. Dad setzt an, irgendetwas zu sagen, doch ich lasse ihn erst gar nicht zu Wort kommen. »Seit ich hier bin, hast du mit der da Stress und das nur, weil sie mich nicht ausstehen kann. Du sollst ja mit dem Monster zusammen sein und nicht ich. Und wenn du glücklich mit ihr bist, dann bitte, tue dir keinen Zwang an. Damit ihr endlich mal wieder Zeit für euch habt, gehe ich halt zu Grannys Haus. Ist doch auch nichts dabei. Ach ja, ich tue das für dich, Dad, und nicht für das Monster.«

»Du freches Gör, du-«, fängt Giulia an, doch mein Vater unterbricht sie.

»Sei ruhig, Giulia. Die Sache zwischen uns wird nicht besser, wenn du meine Tochter beleidigst oder sonst was«, sagt er streng und lächelt mich liebevoll an. Daddys Prinzessin an die Macht! »Es ist doch nett von Esra, dass sie uns Zeit für uns alleine geben möchte, aber Esra, Liebling, du musst doch nicht extra dafür zum Haus meiner Eltern gehen.«

»Nah, doch«, erwidere ich und widme mich der Schlüsselschale, um nach dem Haustürschlüssel für das Haus meiner Großeltern zu suchen. »Ich würde es niemals mit Giulia an einem Tisch aushalten, gar unter einem Dach zu leben. Da erspare ich dir, ihr und besonders mir Stress. Nichts für Ungut, Dad, ich hab dich lieb. Wir sehen uns Sonntag. Gegen Nachmittag gedenke ich zurückzukommen. Bis dann.«

Bevor er noch protestieren kann, schlüpfe ich schnell in meine Schuhe und knalle die Tür hinter mir zu.

»Hast du gehört, wie deine Tochter in meiner Gegenwart über mich redet?!«, empört sich Giulia lautstark über mein Verhalten.

»Sie ist ein Teenager, Lia, und du benimmst dich ihr gegenüber nicht besser!«, verteidigt mich mein Vater und ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. »Hast du schon mal was von Wie du mir, so ich dir gehört? Das macht sie nämlich mit dir! Ich weiß doch, wie meine Tochter drauf ist.«

Kopfschüttelnd gehe ich weiter, während ich in mich hinein grinse und nebenbei meine Kopfhörer auseinander knote. Nachdem sie endlich entknotet sind, schließe ich die Kopfhörer an mein Handy und stecke mir sie anschließend in meine Ohren. Schließlich mache ich Musik an und Charli XCX trällert mir Break the rules in die Ohren.

Während des gesamten Weg habe ich nichts besseres vor, außer mir Gedanken zu machen, was zur Hölle ich später essen soll. Oder das ganze Wochenende über.

Ich denke, der heutige Tag kann mit einem Döner gedeckt werden. Der morgige mit chinesischem Essen oder Pizza. Wobei, ich glaube, dass ich mich für chinesisch entscheiden werde. Mal sehen, auf was ich morgen am Meisten Bock habe.

Nachdem ich etliche Male abgebogen bin, mich gefühlte achtmal verlaufen habe und schon mit dem Gedanken gespielt habe, dem Penner auf der Parkbank Gesellschaft zu leisten, habe ich es trotzdem geschafft am Haus meiner Großeltern anzukommen.

Erschöpft über den langen Fußmarsch schließe ich die Tür auf und stolpere fast über die Türschwelle. Gott sei Dank kann ich mich noch abfangen und stelle mich so hin, als wäre nichts passiert. Mal abgesehen davon ist hier sowieso keiner, der es hätte sehen können.

Mit einem breiten Grinsen lasse ich meine Tasche auf den Boden fallen, renne die Treppen rauf und öffne die Tür vom Balkon (der über der Haustür ist), um die schöne Luft einzuatmen. Die Luft ist hier nämlich stickig.

Lächelnd betrachte ich die Nachbarn meiner Großeltern, bis ich einen mir bekannten Wagen auf die Auffahrt des gegenüberliegenden Hauses sehe.

Tomlinson steigt aus seinem Wagen, schließt sein Auto ab, geht zur Haustür und schließt die Tür auf. Aber bevor er ins Haus geht, schaut er sich nochmal kurz um, so als hätte er gespürt, dass ihn jemand beobachtet.

Als sein Blick an mir vorbei schweift, ducke ich mich schnell und hoffe inständig, dass er mich nicht gesehen hat. Doch wir beide wissen, dass er es weiß, dass ich hier bin.

Das Wochenende wird sehr interessant, denke ich.

BlackheartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt