Wieder mal lag ich wach, eng eingerollt und ohne Ruhe. Ich sog ihren Duft nochmal ein und wandte mich dann wieder meinen Gedanken zu. Ich hatte kaum geschlafen letzte Nacht und wie es schien würde es diese Nacht so weiter gehen. Ich hatte jetzt eine neue Zimmernachbarin. Aus Datenschutzgründen heißt sie N. N ist sehr nett und ich kam gut mit ihr zurecht. Sie kam am Vormittag und hatte selbst eine lange Nacht hinter sich. Ich ließ sie schlafen und schlich mich raus. Ich machte Kreuzworträtsel und Suchbilder. Nichts lenkte mich ab. Mir war kotzübel. Ich würgte ein paar mal unkontrolliert aber übergab mich zum Glück nicht. Der ganze Stress bekam mir nicht. Ich hatte große Angst vor der morgigen Visite. Ich würde meine Entlassung ansprechen. Würde ich sie bekommen? Wenn ja für wann? Was wenn nicht? Ich kuschelte mich zurück unter die Decke und rollte mich schutzsuchend ein. Mir war warm und kalt zugleich. Würde ich mich überhaupt trauen die Entlassung anzusprechen? Aber ich konnte ja nicht auf ewig hier bleiben und ich hatte echt die Nase voll. Drei Monate war ich schon hier. Aber war eine Entlassung jetzt schon sinnvoll? Oder war es zu früh? Essen lief holprig. Wie stabil war ich wirklich? Was wenn einfach nur eine gute Phase war? Die Sicherheit der letzten Tage verflog. Ich wollte entlassen werden, aber mit jedem Tag länger hier entfremdete sich mein Alltag und ich verlor immer mehr das Vertrauen in mich ob ich einen Alltag zu Hause überhaupt schaffte. Ich malte mir das alles so schön aus, aber wir wussten alle dass dies nur Hirngespinste und Träume einer 16 jährigen waren. Allerdings war bald Weihnachten, ich musste noch Besorgungen machen. Ich musste noch Geschenke einpacken. Wieder stellte sich mir die Frage ob ich das alles zu Hause schaffte. Die letzten Tage waren ein perfektes Beispiel das es eben nicht klappte wenn ich zu gestresst war, es schlug mir auf den Magen und ich konnte kaum essen. Würde ich die normale Schule schaffen? Die Prüfungen? Den langen Tag? Ich konnte mich keine vier Stunden konzentrieren. Ich konnte in der Schule vor den anderen nicht essen. Wie sollte ich mein Gewicht halten? Würde ich es schaffen genügend bei Bodo zu lernen? Was wenn ich ihm irgendwann nicht genug reiten konnte? Was wenn ich mich nie mehr trauen würde zu galoppieren? Was wenn ich am Samstag wieder lauter Fehler machte? Zweifel nagten an mir wie ein Biber an einem Baum. Ich lauschte der Musik konnte dem Text aber nicht folgen. Meine eigenen Gedanken waren einfach zu laut. Mein Magen rumorte, der Stress setzte ihm zu sehr zu. Unruhig starrte ich ins dunkle. Mein lieblingslied von oonagh lief. Ich schloss die Augen und lauschte dem mutmachenden Text. Langsam viel ich in einen sehr unruhigen Schlaf.
Am nächsten morgen bekam ich fast nichts zu essen runter. Immer wieder drehte sich mit der Magen um. Trotz der Aufregung lief die Visite gut. Ich bekam meine Entlassung für die darauffolgende Woche.
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Nie gut genug
RandomDas Leben in seinen Höhen und Tiefen, mit seinen Schwierigkeiten und mit dem Wille zu überleben. Weshalb? Um einmal gut genug zu sein. Nicht für irgendjemanden, nicht für sich, für sie. Oder aber sie würde bei dem Versuch gut genug zu sein sterben.