Ich löste vorsichtig die schnallen der Manschette und riss erleichtert das starre Ding von meinem Bein. Schmerz durchzog mein Knie und ich sog zischend die Luft ein. Mein Bein pochte. Es kribbelte. Ich stand schwankend auf und suchte nach dem Kater. Meine Augen brannten vom vielen weinen. Ich war erschöpft von der langen Fahrt. Kurz vor Dortmund war viel Stau gewesen. Wir waren länger als sonst gefahren. Und das während ich jede Delle im Boden in meinem Bein als schmerzen spüren konnte. Ich fand denkste schließlich und kuschelte ihn. Er war viel zu dick. Und schwer. Schwankend setzte ich ihn auf mein Bett. Mein Kreislauf war noch immer am Ende, obwohl ich eben etwas gegessen hatte. Mein Puls war noch immer zu niedrig. Ich wollte nach Hause, mir ging es nicht gut. Ich legte mich ins Bett, schloss die Augen und lauschte den Gedankenfetzen. Zusammenhanglos faselten sie Sätze und Worte.
« Blutverdünnung » « selbstverletzung » « Hunger » « Abschluss » « spritzen » « Tabletten » « Überdosis »
Aber es ergab alles keinen Sinn. Ich war einfach zu müde. „ich sollte schlafen. Der Morgen kommt schnell genug und je eher er kommt umso schneller kommt die letzte Nacht hier umso schneller bin ich wieder zu Hause." und wie ich das dachte schlief ich ein.——————-Zeitsprung————————————
Ich stellte den Wasserkocher an und kippte das Pulver in die Tasse. Heiße Tasse- sicherlich nicht gesund wenn ich mir dieses Gebräu so anschaute. Aber es schmeckte halbwegs und machte warm. Obwohl ich das an einem solchen Sommertag eigentlich nicht brauchte, aber es war bereits so ein Gewohnheitsding geworden. Ich ging meinen Gedanken nach während ich das kochende Wasser eingoss, umrührte, und die heiße Tasse zum abkühlen ins Wohnzimmer stellte. Alles war so still. Still und dunkel und einsam. Ja, es war einsam. Seit ich entlassen war war ich sehr einsam. Ich hatte mich zwar fast wieder dran gewöhnt und die Klinik zeit gut verdrängt aber in solchen Momenten der Einsamkeit kam es wieder hoch. Fraß sich in mein Herz, Schmerzhaft in der Erinnerung. Ich stellte den Fernseher an und lief in den Keller. Ich sprach beruhigend mit mir selbst um nicht in Panik zu geraten. Ich hasste keller. Das war schon immer so. Ich stellte den Korb vor den Trockner und ließ die warme saubere Wäsche in den Korb gleiten. Leerte das Wasser und säuberte das Sieb. Geübte Hausfrauen Griffe. Wie in Trance. In einer Routine. Schmiss dreckige Wäsche in die Maschine, goss Waschmittel ein, stellte das Programm ein und stellte sie an. Alles lief an wie eine Maschine. Ich nahm den warmen Korb hoch unter den Arm an die Seite und stütze es auf meiner Hüfte ab. Geübte Hausfrauen Handgriffe. Mit grade Mal fast 17. Als hätte ich mein ganzes Leben nichts anderes gemacht. Ich schleppte mich die steile Treppe hoch und genoss kurz den Geruch der frischen Wäsche. Der warme Stoff zwischen meine Händen. Ich ließ mich aufs Sofa fallen und legte mein kaputtes Bein hoch. Ich starrte den Fernseher an ohne etwas mitzubekommen. Wie in Trance. Ich war überarbeitet. Mal wieder. Jetzt schon. In den Alten Routine Handgriffen faltete ich die Wäsche und stapelte sie während ich meine Tasse schlürfte. Ich hatte viele Gedanken und war gleichzeitig zu müde sie zu denken. Vielleicht sollte ich wieder Drogen nehmen. Sie würden mich wieder beleben. Würden wieder Farbe und Kraft in mein Leben bringen. Ich hatte noch gras hier, aber keine Chemie mehr. Beim letzten Mal hatte ich alles entsorgt. Wie ärgerlich. Ich musste dringend etwas neues holen. Seufzend faltete ich das letzte Stück und dachte an das Wochenende. Es war anstrengend gewesen, aber die Woche würde noch viel heftiger werden. Dabei konnte ich jetzt schon nicht mehr. Ich hatte Magenkrämpfe und es war spät. Ich sollte schlafen, auch wenn ich morgen frei hatte. Ich musste trotzdem früh raus, zum Arzt, und der Haushalt macht sich auch nicht von alleine. Und mit den Mädels wollte ich mich auch noch treffen, zum lernen. Übermorgen war die letzte Abschlussprüfung.
DU LIEST GERADE
Nie gut genug
RandomDas Leben in seinen Höhen und Tiefen, mit seinen Schwierigkeiten und mit dem Wille zu überleben. Weshalb? Um einmal gut genug zu sein. Nicht für irgendjemanden, nicht für sich, für sie. Oder aber sie würde bei dem Versuch gut genug zu sein sterben.