Sorry das so lange nichts kam, es war total viel los und ich war abends zu kaputt um noch zu schreiben. Ich versuche wieder mehr zu schreiben :) und auch von mir noch ein frohes neues Jahr und ich hoffe ihr seid alle gut in 2022 gekommen ;)
Ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Es ist unfassbar viel in unfassbar kurzer Zeit passiert. Die ganzen Erinnerungen und Gefühle stürzen auf mich ein, während ich krampfhaft versuche , mich nicht zu übergeben. Tief ein und ausatmen. Es war nur ein wenig Kartoffelsalat. Und eine Bockwurst. Du musst dich nicht ekeln. Es ist nur essen. Summen. L hat immer gesagt Summen hilft. Und den Kopf in den Nacken. Tatsächlich wird es ein wenig besser. Meine geprellten Rippen tun weh wie sonst was. Ich schließe die Augen und habe klar diese Bilder wieder vor Augen.
Ich bin morgens in den Stall gefahren, es war der 30/12/21. Der große Umzug stand an. Ich begrüßte meine drei zuckerschnuten und verteilte ein paar leckerchen, man musste sich ja irgendwie beliebt machen. Oroya ließ sich nach wie vor nicht verladen. Wir packten alles zusammen, packten die Pferde ein und stiefelten also zu Fuß mit ihr los. Die anderen beiden gingen brav in den Hänger. Ich konnte einfach nicht glauben das ich diese Anlage, die mein zweites zu Hause geworden war, nicht mehr wiedersehen würde. Das ich das letzte Mal mit Chef und Chefin sprach. Das ich hier nicht mehr arbeiten kommen würde. Das überhaupt nichts mehr so sein würde wie es mal war. Das machte mich sehr traurig und trifft mich immer noch. Aber ich war auch voller Vorfreude auf den neuen Stall. Oroya kannte das Gelände nicht und sie ist noch recht jung. Und von Natur aus ein sehr nervöses Pferd... das Wetter war schlecht, es war recht düster und durch den Wind bewegte sich alles. Wir versuchten sie zu dritt zu beruhigen, jedoch mit wenig Erfolg. 5,5 km mussten wie laufen. Wir waren keine zwanzig Minuten unterwegs kam es zu einem Unfall. Der Weg war eng also lief ich schräg hinter den beiden und Oroya, allerdings mit Abstand was mein großes Glück war. Sie erschreckte sich und dann ging alles sehr schnell. Sie machte einen Satz nach hinten und trat schräg aus. Sie erwischte mich in den linken Rippen, aufgrund des Anstands zum Glück nicht mehr mit voller Wucht. Trotzdem tat es höllisch weh und ich konnte kurz nicht mehr atmen. Panik stieg in mir auf weil ich nicht mehr einatmen konnte. Ich legte mich ins nasse Gras und versuchte mich zu beruhigen. Ein Fahrrad Fahrer auf der der anderen Fluss Seite kam zu uns rüber und telefonierte mit meiner Mutter wo sie mich abholen konnte. Ich wollte mich zwar nur kurz ausruhen und dann einfach weiter mit laufen aber die Mädels bestanden drauf das ich zum Arzt ging. Ich konnte sowieso kaum laufen. Mir war schwindelig und schlecht. Mama fuhr mit mir ins Krankenhaus und wir ließen das abchecken. Keine inneren Blutungen, nichts gebrochen. Zum Glück! Aber auch eine Prellung tut verdammt weh. 2 Wochen kein Sport, was wirklich sehr ärgerlich war. Von da an hieß es so viele Schmerzmittel nehmen wie es nur ging um wenigstens atmen zu können. Von den anderen habe ich gehört das bei der Ankunft wohl leider auch nicht alles glatt lief. Die eine ließ sich nicht ausladen, ist eskaliert und gestürzt. Und die drei stehen in den Boxen nicht nebeneinander, das sorgt natürlich für große Unruhe. Ich weiß immer noch nicht wie es dort aussieht da mein Sportverbot noch nicht vorbei ist.
Ich öffne die Augen. Ich vermisse die Pferde. Gefühlt war ich eine Ewigkeit nicht mehr da. Mein Blick schweift über meine Lichterkette. Über die Bilder die daran hängen. Über die erinnerungen.
Dann war Silvester. Kurz vorm neuen Jahr verbrühte ich mir die Hand als ich eine Wärmflasche für meine Rippen machen wollte. Bereits früh am Abend fingen wir mit Alkohol sn, wenn auch erstmal nur mit Wein. Wir machten wie jedes Jahr Raclette und packten unseren glückskeks aus. Ich aß viel durcheinander, als wir zusammen spiele spielten gab es sämtliche Chips und Kräcker Arten. Ich versuchte beim Gemüse zu bleiben , ohne viel Erfolg. Zur Feier des Tages durfte ich so ziemlich alles mittrinken was es gab. Ich vertrug nicht mehr viel, ich hatte zwei mal in der Klapse getrunken und ansonsten lange nicht mehr aufgrund des Untergewichts. Er nagte also ganz schön an mir. Pünktlich um null Uhr hatte ich dann meine Vorsätze fertig, war total angetrunken und versuchte halbwegs grade auf der Straße zu laufen. Die Stimmung war sehr locker und aufgrund des Alkohols spürte ich den Schmerz in den Rippen nicht. Die Rechnung dafür bekam ich dann am nächsten morgen. Ich wünschte jedem der mir wichtig war auf WhatsApp ein frohes neues Jahr und Genoss das kleine Feuerwerk das es trotz des feuerwerksverkaufverbot gab. Wenn ich schon komplett angetrunken war konnte ich ja auch weiter machen, ich kippte also nochmal ordentlich Champagner und Hugo hinterher und leerte zügig eine Bierflasche. Ich bekam nicht mehr wirklich viel mit und torkelte ins Bett. Alles drehte sich und ich versuchte extrem krampfhaft nicht zu kotzen. Deshalb konnte ich lange nicht schlafen. Am nächsten Tag habe ich auch promt die Rechnung bekommen. Ich hatte höllische rippenschmerzen und einen verdammten Kater. Ich startete also sehr ruhig ins neue Jahr. Mit geprellten Rippen, verbrühter Hand und einem Kater. Na wenn das mal keine Zeichen sind... allerdings bekam ich kurz darauf endlich meine lang ersehnten Frösche.
Wir fuhren relativ lange nur um zwei wirklich schöne tinctorius azureos ( blaue pfeilgiftfrösche) abzuholen. Die wollte ich schon als Kind haben! Stolz brachte ich sie in mein neues Terrarium welches ich alleine eingerichtet hatte. Auch meine degus zogen wieder bei mir im Zimmer ein. Das wiederum waren gute Zeichen für dieses Jahr. Und sind wir mal ehrlich, es kann nur besser werden als letztes Jahr...
Mein Blick schweifte rüber zu dem Bild an der wand. Es ging schief. Ich kann sowas gar nicht ab. Bei Gelegenheit musste ich es unbedingt grade Rücken. Ja, was war sonst noch so passiert? Eigentlich nicht mehr viel. Ich musste in die Klinik zurück, sie sagten ich würde den nächste freien Platz bekommen. Ich hoffe wirklich das dauert noch. Es hat mir beim letzten Mal nicht geholfen, wieso sollte es diesmal helfen? Anorexie spielt sich im Kopf ab. Aber genau daran wird in dieser Klinik nicht gearbeitet. Ich bekomme einen Kalorien Plan, soll mich auf ein Gewicht hoch essen und werde dann entlassen. Damit ist es aber nicht getan! Zumal es nur zu Hause so schlimm wird. Warum wohl, bei dieser Mutter... zumindest läuft es alles andere als gut. Ich habe einiges wieder abgenommen, bin im Untergewicht und esse kaum mehr als 600kcal. Mein Körper baut wieder ab, konzentrieren und denken wird wieder schwieriger. Wie sollte ich das mit der Schule schaffen? Die Schule... noch so ein Thema. Ich hab unfassbar Angst ab Montag wieder in die Schule zu gehen. Ich kenne dort kaum einen, bin ja noch neu, ich kann da nicht essen und mich nicht konzentrieren. Wie sollte ich a mein Gewicht halten bzw zu nehmen und b meinen Schulabschluss schaffen?? Gestern hatte ich beschlossen die recovery wieder aufleben zu lassen. Ich war motiviert und bin das heute eigentlich immer noch aber es geht absolut nichts. Ich kann nachts kaum schlafen und stehe erst gegen 12 auf, esse dann meist erst gegen 2 etwas, natürlich schaffte ich so meine Kalorien nicht. Heute kam noch hinzu das ich einen ganz schlimmen Ekel gegen alles hatte. Ein Bissen genügte und ich ekelte mich so extrem das mir promt schlecht wurde und ich das Gefühl hatte mich übergeben zu müssen. Ich bekam also fast nichts runter und hatte gleichzeitig ein so schlechtes Gewissen weil ich es wieder nicht schaffte. Mit jedem Tag der verging, jedes Gramm das ich deshalb abnahm brachte mich näher zur Klinik. Und ich konnte mit keinem wirklich reden. Meine Freunde wollte ich nicht belasten und eigentlich wollte ich mit Mama reden aber die hat seit Tagen mal wieder kein freundliches Wort für mich übrig obwohl ich nichts gemacht hatte. Es fängt alles wieder so an wie früher. Flashbacks lösen sich aus. Es beginnt alles von vorne.. ich kann aus dieser Hölle nicht ausbrechen. Sie behandelt mich entweder wie Luft oder wie ein Stück dreck. Wertlos. Sie ist kalt und scheinbar gefühlstot. Und es tut mir weh. So sehr. Ich will endlich ausbrechen, hier raus! Ich muss hier raus! Sonst überlebe ich das nicht... ich weine mich in den Schlaf und stehe mit Tränen in den Augen auf. Ich muss mich nachts aus dem Haus schleichen damit ich mal raus komme und Bewegung bekomme um nicht durchzudrehen weil meine mum mir alles verbietet. Sie verbietet mir alles was mir gut tut und ich brauche. Wenn sie in einen Raum kommt wo ich sitze wird es plötzlich ganz kalt, das kann man nicht beschreiben. Wenn ich etwas sage hört sie nicht zu oder mustert mich nur kurz und wendet sich desinteressiert und arrogant ab. Von oben herab... um mir auch ja zu zeigen wie wenig ich wert bin, wie ich alles falsch mache, wie toll sie ist, wie wenig ich verdiene. Das ich überflüssig bin. In solchen Momenten denke ich oft drüber nach wie sie wohl reagieren würde wenn ein Anruf kommen würde in dem man ihr mitteilen würde das man ihre Tochter tot aufgefunden hat. Wäre sie traurig? Wäre es ihr egal? Würde sie es bereuen mich so behandelt zu haben? Würde sie ihr schuld überhaupt einsehen? Würde sie ihre fehler einsehen? Einzig und alleine Freunde halten mich grade am Leben. Am allermeisten E. E, S und L. Und meine Mädels aus der recovery Gruppe, wo die drei ja auch drin sind. Ich versuche zur Zeit alle über Wasser zu halten, sei es auf WhatsApp oder auf Tik tok oder sonst wo. Biete wo es geht meine Hilfe an und hoffe den Menschen helfen zu können weil ich nicht möchte das noch jemand so leidet wie ich. Aber ich kann nicht mehr. Ich hab dazu keine Kraft mehr. Das schlechte Gewissen nagt an mir, weil ich kaum gegessen hatte. Ich kam vielleicht wenn es hoch kommt auf 300kcal. Mein Bauch grummelte. Er hatte Hunger. Aber ich wusste mir würde schlecht werden wenn ich jetzt aß. Ich hatte beschlossen das ich vegan werden wollte. Wollte ich das? Oder wollte Ana das? Eine berechtigte Frage. In der recovery Gruppe ging eine rege Diskussion los weil das außer mir natürlich keiner gut fand und zumindest E wusste recht schnell das dies nicht meine Idee war. Ich würde niemals freiwillig auf Lasagne Milch oder Sushi verzichten, es sei denn, ich wollte abnehmen. Ich suchte Argumente, kam aber nicht gegen die Mädels an. Ich beschloss gleich nochmal zu versuchen etwas zu essen, irgendwas das ich mochte und nicht schwer im Magen lag. Vielleicht schaffte ich etwas Brei, das ging immer ganz gut. Oder ein paar Salzstangen. Irgendwas. Einfach um meinen Magen am arbeiten zu halten. Verdammt, ich wollte doch nicht Rückfällig werden! Ich bin so unfassbar müde... würde es denn nie besser werden? Würde ich es nie im Kampf gegen Ana schaffen?
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Nie gut genug
RandomDas Leben in seinen Höhen und Tiefen, mit seinen Schwierigkeiten und mit dem Wille zu überleben. Weshalb? Um einmal gut genug zu sein. Nicht für irgendjemanden, nicht für sich, für sie. Oder aber sie würde bei dem Versuch gut genug zu sein sterben.