[7] Miteinander reden lernen

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„Es tut mir leid! Es tut mir wirklich, wirklich, wirklich leid!!" Terushima stand in einer 90 Grad Verbeugung vor mir und hatte gar die Hände gefaltet.

Tetsurou, welcher wie ein Lehrer die Arme vor der Brust gekreuzt hielt und zu dem anderen streng hinabblickte, rümpfte die Nase.

Das war jetzt das vierte Mal gewesen, dass sich der Blonde auf diese Weise entschuldigte, und er fragte im nächsten Atemzug leiste genau dasselbe, was ich mich auch fragte: „Wie oft... soll ich das eigentlich noch machen?"

„Solange, bis es mir reicht! Also noch mal!"

Terushimas flehender Blick fiel auf mich, aber ich konnte ihm nur ein überfordertes Lächeln schenken. Es gab ein paar Dinge, da kannte Tetsurou keine Gnade. Wenn es um mich ging, zum Beispiel. Er wurde dabei zwar nie unfair, aber es konnte schon eine Weile dauern, bis er sich wieder beruhigte. Wegen gestern war er also immer noch megawütend auf unseren Kommilitonen. Auf mich etwas weniger. Vielleicht aber konnte er sich in meiner Gegenwart nur etwas besser zurückhalten.

Dafür wurde ich genug mit Kopfschmerzen gestraft, von denen ich jedoch bezweifelte, dass sie nur vom Alkohol kamen. Denn auch, wenn ich mich nicht dran erinnern konnte, was seit der Bahnfahrt nach Hause passiert war, hatte ich dennoch keinen ruhigen Schlaf finden können. Es war das erste Mal seit Wochen, dass ich so einen chaotischen Traum erleben musste und man mir diesen auch noch entsprechend in mein Gedächtnis verankert hielt. So vieles, was durcheinandergebracht worden war: Ein lustiges Spiel mit den Jungs von Seijou, dann auf einmal die Uni-Aufnahmeprüfung, bei der ausgerechnet Tooru in der Jury saß und uns bewerten musste. Wie seine Augen dabei auf mich gelegen hatten. Wie ich bestand, Tetsu aber durchfallen ließ. Und dann waren wir in der WG, vollkommen ausgelassen mit Akane und Sayaka feiernd. Bis mit einem Mal diese Typen von gestern einfach einfielen. Bis sie feuchtfröhlich dazu aufriefen, sich kennenzulernen. Ich war zwar nicht schweißgebadet aufgewacht und hatte weitergeträumt, bis sich alles wieder lichtete, aber trotzdem saß mir der Schreck noch im Nacken.

„Entschuldige!", erklang es also wieder von Terushima und ich setzte nach einem stummen Seufzen ein Lächeln auf, die Hände beschwichtigend hebend: „Ist schon gut... Das war schließlich nichts, woran du Schuld hast."

Terushimas braune Augen suchten erleichtert meine. Du verzeihst mir also? Ich bin erlöst?

Ich hob die Schultern. Es gab für mich nie etwas zu verzeihen. Daraufhin schaute ich zu Tetsurou.

Seine Augen verengten sich und sein Mundwinkel zuckte nervös auf. Bist du blöd?

Ich wandte von beiden meinen Blick ab und ließ meine Aufmerksamkeit lieber auf die drei Kleinvögel gerichtet, welche in unmittelbarer Entfernung von uns auf dem Campusboden nach Nahrung suchten. Die waren wenigstens friedlich. ... Oh. Oder auch nicht. Der eine pickte dem anderen ins Gefieder, weil er das Stück Brötchen haben wollte, was dort lag. Der Dritte im Bunde stand unbeteiligt auf seine zwei Streichholzbeinchen und beobachtete sie. Wären wir gerade diese Vögel... Welcher von denen wäre wohl ich?

„Lasst uns das vergessen, okay? Es ist ja alles gut gegangen", schlug ich demnach leise vor, weil mir das die einzige Lösung erschien, die angebracht war.

Ohne zu ihm zu sehen, wusste ich, dass Tetsurou stark die Schultern anspannte. Bereit, mir Widerworte zu schenken. „Pyonpyon, ich denk nicht, dass-"

„Ich will's nicht aufbauschen, okay? Mir... hat das gestern gereicht..." Und mein Traum kam auch noch dazu, warum ich einen Cut setzen wollte.

Terushima richtete sich wieder auf, ein ernster Ausdruck war in seinem Gesicht gelegen. „V/N, dass Hideki da war... Ehrlich, hätte ich das gewusst, hätte ich gleich die Bullen gerufen", begann er, aber wurde von mir schon mit einem Kopfschütteln unterbrochen.

So wie wir waren (OikawaxReader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt