So wie wir waren (OikawaxReader)

[11] Einschnitt

Zu den Gemeinschaftsduschen gehend, ließ ich mich dort von dem kühlen Wasserstrahl wecken und machte mich nach dem Ankleiden und Zähneputzen im wieder zurück zum Zelt. Heute Morgen tat mir nicht wieder mein gesamter Körper weh, denn diese Nacht hatte Tetsurou mich beim Schlafen nicht in Beschlag genommen. Ich mein, wenn sich ein gut fünf Kilo schwerer Arm über deinen Brustkorb oder auf deinen Bauch und fast fünfzehn Kilo Bein auf deins legte... Da konnte man schon mal Nervenkribbeln und Muskelschmerzen bekommen, nicht?

Als ich wiederkam, hatte sich mein bester Freund jedenfalls ebenso aufgemacht, und damit hatte ich ein paar Minuten für mich. Trotz seiner Abwesenheit nahm meine Nase noch seinen Geruch wahr. Oder jener seines Rasierwassers. Oder beides.

Ich nahm mein Handy in die Hand und checkte die Uhrzeit. Wir hätten noch ein bisschen Puffer, bis es nach dem Frühstück zur großen Tagesaktion überging. Ehrlich, wenn die uns zeigen wollten, dass wir Sportstudenten keinen Tag rumlümmeln durften, machten sie ihren Job ziemlich gut!

Zum Messenger wechselnd, schrieb ich Tooru zurück, der mir einen Guten Morgen gewünscht hatte. Ich schickte ihm ein Selfie von mir und griente über beide Wangen.

V/N, 07:55 Uhr
Wir machen heute eine Schnitzeljagd!
Ich werde Schatzmeisterin!

Tooru <3, 07:56 Uhr
Wie alt seid ihr? (￣▼￣)

V/N, 07:56 Uhr
Sagt der Richtige!

Tooru, 07:57 Uhr
Ich liebe dich,
meine Schatzmeisterin. <3

Er schickte mir ein Foto und als mir dieses angezeigt wurde, konnte ich nicht anders, als verliebt zu lächeln: Tooru, geschafft mit roten Wangen beim Training. Er hatte sich in die Ecke des Bildes gedrängt, um mir einen Einblick vom Spielfeld zu zeigen und grinste stolz in die Kamera.

Ich verlor mich für zwei Minuten in dieses Foto, in seine Augen, seine etwas kürzeren Haare und seine leicht gebräunte Haut. Verlor mich in Toorus Antlitz, welches mir im Grunde so vertraut war, und doch von neuen Spuren gekennzeichnet war. Schöne, glückliche Spuren seines neuen Lebens in Argeninien.

Tooru, 07:59 Uhr
Erde an V/N. Noch da?

V/N, 07:59 Uhr
Ja klar.

Und da wechselte das Displaybild und ich sah, dass ein Videoanruf einging. Ich tippte den grünen Button an und erblickte Toorus Gesicht, live und in Bewegung.

„Hey meine Schöne!", begrüßte er mich mit seinem Grienen. Mein Freund hatte jetzt ein Handtuch um den Hals gelegt, seine Haare klebten ihm leicht am oberen Part der Stirn und ich blinzelte überrascht.

„Du... hast wirklich die Haare kürzer, oder?", wunderte ich mich und rückte dem Display näher, so dass er zu lachen anfing.

„V/N-chan, ich seh nur noch Pixel!" Tooru griff sich dann eine der kurzen Locken mit den Fingern, die ihm gleich wieder wegsprang. „Findest du?"

„Veräppel mich nicht. Die sind kürzer!"

Er lachte noch mehr: „Dir entgeht nichts. Ich war beim Friseur. Die schneiden hier ganz gut, oder?"

Den Mund zu einer Schnute ziehend, überlegte ich und betrachtete ihn prüfend. „Denk schon", kommentierte ich und musste mich erst einmal an den Anblick gewöhnen. Es sah nicht schlecht aus, er wirkte erwachsener, aber das war eben neu. „Wenn du beabsichtigt hast, dass ich nicht mehr aufhören kann, dich anzusehen, hattest du vollen Erfolg!", murmelte ich mit rötlichen Wangen. „Der Haarschnitt... steht dir. Wirklich", fügte ich leiser hinzu.