Narita. Tokyo. Ich stand im Ankunftsterminal mit den anderen von Seijou. Wir hatten uns schon früh aufgemacht, um genug Zeitpuffer zu haben und nicht hetzen zu müssen, doch dafür müssten wir nun eine ganze Stunde ausharren und totschlagen. Der Flug von LA hatte zudem etwas Verspätung. Die ersten dreißig Minuten vergingen recht schnell und dann meinte Yahaba mit einem Mal, dass er Hunger hätte. Er deutete nach links, wo es um die Ecke des Ganges den Foodcourt und damit auch Currypan geben sollte. Ich war überrascht, denn in meiner Erinnerung hatten die hier weder Stand noch Laden, wo es eine meiner Lieblingsspeisen gab? Trotzdem setzte sich Yahaba trotz meines Einwandes in Bewegung. Sollte er sich ruhig welche kaufen. Und so, wie ich das Team kannte, wurde daraus natürlich gleich eine Gruppenbestellung...
„Mit extra viel Curry!"
„Ohne Curry!"
„Mit Gyoza!"Ich rollte mit den Augen. Aber so waren sie eben. Ihre Vorlieben würden sich wohl nie ändern, ganz gleich, ob sie nun siebzehn, dreißig, fünfundfünfzig oder achtzig Jahre alt wären!
Ich nahm mein Handy aus der Hosentasche hervor und tippte das Display an. Gerade, als ich meine PIN eingeben wollte, um das Telefon zu entsperren, guckte mir Kindaichi neugierig über die Schulter.
„Oh, das ist ja ein schönes Bild!", deutete er auf den Lockscreen, welcher sich uns präsentierte.
Ich lächelte und musste dann sogar lachen, weil ich an die Situation zurückdachte, in der es entstanden ist: „Ja, das ist von vorgestern!" Gemeinsam mit Yamamoto, Tetsurou und Akane hatte ich ein Selfie gemacht. Einfach so, aus Langeweile, aber es ist wirklich niedlich geworden, wie wir um unseren Esstisch über dem Essen gebeugt saßen. Man sah uns die gute Laune an. Und die vollen Backentaschen.
„Lass mal sehen!", warf Matsukawa ein, guckte über meine andere Schulter und flötete nach drei Sekunden verheißungsvoll. „Uhlala, gewagt, gewagt!"
Ich sah verwirrt zu ihm auf, weil ich nicht verstand, was er meinte. Was war daran gewagt? Dass wir einen Tischgrill besaßen und damit einen Wohnungsbrand riskierten? Okay. Aber taten das nicht gefühlt alle japanischen Haushalte?
„Was ist? Du flötest doch nur bei anzüglichen Dingen!", kam es von Hanamaki und auch er näherte sich uns, um sich als Dritter im Bunde den Bildschirm zu besehen, während er in seine rechten Hand eine Tüte Empanadas hielt. Wann hatte er sich die gekauft? Schräg. Als hätte ich immer wieder einen kurzen Filmriss. „Oh!", verschluckte er sich jetzt fast an einem Bissen, den er gerade im Mund hielt, und hob fragend die Augenbrauen: „Was wird Oikawa dazu sagen?"
Das wurde mir zu blöd, so dass ich unverständlich grummelte und ihnen dann anhand dieses Essenbildes die Frage stellen wollte, was sie heute Morgen gefrühstückt hatten, dass sie an solchen Sehstörungen litten. Meine Augen weiteten sich geschockt, als ich selbst erneut auf das Display sah und bemerkte, dass es gar nicht mehr unser Gruppenbild zeigte, sondern ein wirklich prekäres Motiv: Tetsurou und ich, wie wir in seinem Bett unter einer Decke lagen. Selbst, wenn man nicht unsere nackten Schultern, die geröteten Wangen oder meine verworrenen Haare sähe, konnte man uns an der Nasenspitze ablesen, was zwischen uns passiert ist...
Mein Mund öffnete sich schockiert. Wie... konnte das sein?
„V/N-chan, du hast sogar noch einen Knutschfleck!", pikte mir Matsukawa mit seinem Zeigefinger urplötzlich und etwas zu heftig in meine linke Halsseite. Ich knallte sofort meine Hand auf die Stelle, als hätte ich eine Mücke erschlagen wollen. Wieso brannte es dort plötzlich so? Und stimmte das? Wie groß war der? Ich brauchte einen Spiegel!!
Ich friemelte mit dem Telefon und aktivierte die Kamera. Wollte in den Selfie-Modus, um mich zu vergewissern, dass mich Makki nur verarschte, doch gefror mir in der nächsten Sekunde nahezu das Blut in den Adern, als ich eine samtig weiche Stimme vor uns vernahm:
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So wie wir waren (OikawaxReader)
RomanceEin halbes und aufregendes Jahr an der Aoba Jousai Oberschule liegt hinter dir. Viele Tränen sind geflossen, viele Tage hast du gelacht und dabei vor allem einen Menschen in dein Herz gelassen: Oikawa Tooru. Doch deinen Freund zieht es nach Argentin...