Zu Tooru nach Argentinien zu fliegen war nicht gerade das einfachste aller Vorhaben und bis aus diesem Realität würde, musste weitere Zeit vergehen. In der nächsten Woche igelte ich mich in mein Zimmer ein, hing über Laptop und Handy, musste meinen Urlaub auf Arbeit bewilligt bekommen und Buchungen durchzuführen. Ich konnte meinen Chef jetzt nicht auch noch um einen finanziellen Vorschuss bitten, welcher eh nicht ausgereicht hätte, und so fragte ich peinlicherweise bei meinen Großeltern an... Es war mir endlos unangenehm, aber ich musste das machen. So konnte es nicht weitergehen. Und zum Thema Weitergehen...
Ob es Tetsurou und ich schafften, nach unserer Eskapade normal miteinander agieren? Keine Ahnung. Am Morgen danach war es seltsam. Am Tag darauf ebenso. Am dritten Tag flachten die nervösen Gefühle zumindest ein bisschen ab und wir konnten uns wieder in die Augen sehen und normal miteinander sprechen...
Ich weiß auch nicht, ob Azusa und die anderen uns eigentlich drauf hatten ansprechen wollen, warum wir uns in den ersten Tagen nach dem Mitternachtsausflug so seltsam verhielten, denn ihre Blicke waren sehr neugierig. Ließen sie uns genau deswegen in Ruhe? Weil sie sich denken konnten, dass was im Busch war? ... Würden sie auch schweigen, wenn sie wüssten, dass es seitdem ein bisschen anders zwischen uns lief, wenn wir allein waren?
Nein, es kam nicht wieder dazu, dass wir uns küssten oder... andere Dinge taten. Trotzdem wurden die Umarmungen häufiger und inniger, wenn wir allein waren. Seine Fingerspitzen berührten mich dabei zärtlicher. Jene Berührungen wurden jedoch anzüglicher, wenn seine Hüfte bewusst auf meine traf, sofern wir in der Bahn eng beieinander stehen mussten... Solange ich das Halten meiner Hand akzeptierte, wenn wir auf dem überladenen Bahnsteig liefen, ich mich im Gedrängel in der Bahn noch mehr an ihn schmiegte, statt ihn wegzuschieben, und daheim auch nichts dagegen unternahm, wenn er sich im Gegenzug direkt hinter mich an die Spüle stellte, um das benutzte Geschirr in selbige zu legen und ich so seine warmen Atem im Nacken fühlte, würde er dies auch nicht unterlassen.
Kein Kuss. Keine flirtenden Worte. Trotzdem ging mir das Herz nicht nur einmal wie ein Kolibri. Er signalisierte mir ganz klar, dass er da war. Dass er sich in meinen Kopf festsetzen wollte... Und das schaffte Tetsurou mehr als erfolgreich. Als wäre ich auf Drogen, konnte ich dem Drang nicht widerstehen, ihm nahe sein zu wollen. Eben, weil er hier war. Und das ängstigte mich eindeutig vor mir selbst. Hätte Tetsurou sich nicht beherrscht und sich in jener Nacht klar dagegen ausgesprochen, hätte ich nachgegeben und mit ihm geschlafen. Dass ich's immer noch wollte...
Mich begann einfach nur noch alles zu nerven, weil mir die Zeit nicht schnell genug verging, und die Semesterabschlussprüfungen (während sich Yamamoto an der Nekoma mit seinen Trimesterklausuren rumschlagen musste), taten ihr Übriges, meine Stimmung runterzuziehen.
Ich hatte daher wenig Sinn für das erste gemeinsame Abendessen mit den beiden Jungs, seit langem. Wegen der Hitze hatten wir uns für kalte Sobanudeln mit Salat und ein paar einfache Beilagen entschieden, damit wir nicht lange am Herd stehen müssten. Appetit hatte ich allerdings keinen. Tetsurou schwieg sich über meine Miniportion aus, obwohl mir sein Gesicht ganz klar die Frage stellte, ob das mein Ernst wäre. Ich wandte meine Augen von ihm ab.
„Hat dich Azusa mit ihrem Diätwahn angesteckt?", stichelte er aber auf Grund dieser abweisenden Reaktion öffentlich herum und ließ Yamamoto mit den Stäbchen im Mund verwundert aufsehen.
Unsere Freundin hatte ihrem Bauchspeck nämlich den Kampf angesagt, weil sie mit Kei noch einmal ans Meer fahren wollte. „In einem sexy Bikini – also nicht der Pinkweiße von neulich. Sondern wirklich sexy!!" Ich fand's übertrieben. Tetsurou fand's übertrieben. Laura und Terushima fanden's übertrieben und Kei... wusste nichts von ihrem Vorhaben, aber er würde es gewiss ebenso übertrieben finden.
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So wie wir waren (OikawaxReader)
RomanceEin halbes und aufregendes Jahr an der Aoba Jousai Oberschule liegt hinter dir. Viele Tränen sind geflossen, viele Tage hast du gelacht und dabei vor allem einen Menschen in dein Herz gelassen: Oikawa Tooru. Doch deinen Freund zieht es nach Argentin...