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16.12.2021 - ein Moment, in dem beinahe das ganze Leben zerstört


Langsam öffneten sich meine Augen. Wieder diese Leere in mir. Ich hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, immer die toten und leeren Augen vor mir. Ich hatte einen Menschen vor meinen Augen sterben sehen. Seine Seele war aus seinem Körper gewichen. Nur noch eine Hülle und das Blut, welches seinen Körper nach und nach verließ.

Langsam stand ich auf, ging ins Bad, wusch mich und machte mich soweit fertig. Meine Haare waren zu einem Zopf gebunden und ich in Jogginsachen. Langsam ging ich nach unten, wo die Männer in ein Gespräch vertieft waren. Sie aßen, doch der bloße Geruch des essens sorgte bei mir für Übelkeit. Und dann ging es ganz schnell. Ich rannte los, lief ins Bad und warf die Tür hinter mir zu. Dann kam das kleine bisschen Essen von gestern auch wieder aus mir heraus.

Es war, als würde alles um mich herum klarer werden. Ich hatte die Männer, die mich liebten und ihr Kind in meinem Bauch. Dieser Gedanke holte mich aus meiner Starre.

Ich setzte mich neben die Toilette, klappte den Deckel zu uns und begann zu weinen, so zu weinen, wie ich es noch nie zuvor getan hatte. Mein schlurzen erfüllte den Raum, mein Körper zitterte und die Leere löste sich mehr und mehr aus meinem Inneren.


Erzähler PoV

Sie saß dort gekrümmt neben der Toilette, hatte ihre Beine an ihre Brust gezogen uns zitterte.

In der Küche hatten die Männer mitbekommen, wie die Tür zugeknallt wurde. Schnell war Fernando los gelaufen und ging nun durch die Tür. Dort saß sie. Weinte, zitterte. Der Anblick ließ sein Herz schmertzen.


Lissa PoV

Fernando hob mich hoch und trug mich ins Wohnzimmer. Ich krallte mich in sein Hemd. Meine Finger zitterten eben so stark wie mein restlicher Körper. Ich hatte jedoch endlcih wieder Gefühle und genau das war wie eine Befreiung.

"Ich hatte ihn immer wieder vor Augen. Ich konnte kaum schlafen, denn jede Minute sah ich ihn. Er... Er.."

"Shhh. Prinzessin alles wird gut. Er hätte dir wehgetan."

Ich nickte und kuschelte mich mehr an ihn. Alejandro legte eine Decke über mich und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

"Alles gut meine Schöne."

"Ich mach ihr einen Tee und Leonardo besorgt noch was zu essen."

Ich hörte, wie sich die anderen beiden auf den Weg machten und irgendwie fühlte ich mich schuldig. Ich hatte sie vernachlässigt und das so wirklich. Wieder liefen mir stumme Tränen die wangen hinab. Ich hatte nichtmal gemerkt, dass es wenn auch nur für eine kurze Zeit aufgehört hat. Doch nun merkte ich, dass mein Zittern endlich nachgelassen hatte und ich genoss die Entspannung meiner Muskeln ein wenig.

"Ich... ich bin nicht stark genug Fernando. Ihr seht mich viel zu hoch an. Ich meine was wenn ihr vor euren Feinden jemanden erschießt und ich steh daneben. Werde ich dann jedes Mal so reagieren? Wede ich euch blamieren und jedes mal von den toten Augen verfolgt."

"Nein mi amore. Denk nicht so."

"Fernando hat rechte liebste. Niemals denkst du so."

Ich setzte mich nun in die Decke eingewickelt neben Fernando und sah die anderen beiden an. Sie hatten mir eine Brühe gebracht udn frisches Obst und daneben ein dampfender Tee und Orangensaft. Ich nahm mir die Brühe und schlürfte sie ein wenig, damit sich mein Magen etwas an das Essen gewöhnt und nicht verrückt spielt.

"Du musst wissen, dass es uns allen so ging, als es das erste Mal geschah. Nur haben wir sogar länger gebraucht um aus der Starre zu kommen. Wir waren um die 10 als wir die ersten Menschen töten sollten. Unser Vater war immer darauf aus, das wir hart werden. Sonst überlebt man das Spiel nicht."

"Leonardo hat Recht mi amore. Und so hart es klingen mag, du wirst dich an das ganze gewöhnen. Es wird nicht weniger schlimm, doch du lernst damit um zu gehen. Das mussten wir alle."

Ich nickte und stellte den leeren Teller vor mir auf den Tisch. Dann schnappte ich mir den Orangensaft, trank diesen und machte mich dann ans Obst.

"Ich werde mich für euch dran gewöhnen. Ich könnte niemals zulassen, dass jemand lebt, der euch töten will. Dann lieber er, als auch nur einer von euch."

Alejandor zog mich nun mit dem Obsteller auf seinen Schoß und fütterte mich ein wenig.

"Was hälst du davon, wenn wir ein bisschen lesen gehen. Du kannst dich ein wenig entspannen, während wir hier noch arbeiten."

Ich nickte, nahm die Decke, das Obst und den Tee und ging damit in die Bibliothek. Nunja es geschah nichts mehr spannendes. Irgendwann schlief ich ein und das zum Glück ohne jeglichen Gedanken an die mich jagenden toten Augen.


-Ende Tag 16

Wörter 775

Ein Weihnachtswunder kommt selten alleineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt