„Ardy, was machen wir denn jetzt?"
„Taddl ich weiß es nicht"
„Ist sie tot?"
„Nein, sie lebt. Ich fühle ihr Herz schlagen. Langsam aber es schlägt"
„Guck, guck, guck Ardy sie bewegt ihre Wimpern"
„Gott sei Dank, Jose? Jose hörst du mich?"
Ich hörte beide hektisch reden, doch verstand nur dumpfe Töne, besonders Taddls tiefe stimme. Als ich dann wieder zu mir kam, bekam ich meine Augen kaum auf.
„Jose, geht es dir gut?", fragte Ardy besorgt.
„Mal abgesehen davon, dass ich immer noch Krebs habe. Geht's mir relativ gut", stotterte ich und kam zu mir. Ardy half mir, mich aufzusetzen.
„Wieso sitze ich auf dem Küchenboden? Vorhin saß ich doch noch auf dem Stuhl da", sagte ich.
„Du bist in Ohnmacht gefallen und einfach vom Stuhl gekippt. Es dauerte knapp 5 Minuten bis du wieder zu dir kamst", erklärte Taddl.
„Wie ich meinen Körper hasse", stöhnte ich.
„Soll ich dich ins Bett tragen oder schaffst du es alleine?", fragte Ardy mich.
„Ach, wenn du mich schon so nett fragst, darfst du mich auch gerne tragen", sagte ich und lachte leicht.
„Deinen Humor lässt du dir echt nicht nehmen", sagte Taddl. Ardy hob mich vorsichtig hoch und trug mich wie eine Braut über die Schwelle in sein Zimmer. Ich hielt mich an seinem Hals fest. Er roch verdammt gut. Als er mich in seinem Bett nieder ließ fragte er mich noch:
„Brauchst du noch irgendwas?".
„Ein Glas Wasser vielleicht", sagte ich. Als Ardy mir das Wasser vorbeibrachte und das Zimmer wieder verlassen hatte, machte ich mir Gedanken. Ich wollte nicht so an ihn gebunden sein und auch nicht auf seine Hilfe angewiesen sein. Ich hab' sowieso Angst, dass er mich verlassen wird. Verlassen für eine, die besser ist als ich. Netter, hübscher, fitter und vor allem gesünder. Vieles ging mir durch den Kopf, so viel dass ich gar nicht bemerkte, dass Taddl auf einmal vor dem Bett stand.
„...ob ich deinen Rat haben kann". Das war das erste und letzte, was ich von Taddls Satz mitbekam. Ich schüttelte den Kopf und kam in der Realität an.
„Sorry Taddl, was hast du gesagt?", fragte ich ihn.
„Ich brauch' mal deinen Rat", sagte er.
„Schieß los, wo drückt der Schuh?", fragte ich ihn.
„Sie hat mich verlassen", sagte er mit gesenktem Kopf.
„WAS?!", fragte ich zum Verständnis.
„Du hast mich schon verstanden", sagte er. Ich schluckte daraufhin nur.
„Aber, aber was waren denn ihre Gründe? Bitte sag' mir jetzt nicht, sie hat sich nur wegen deinem Krebs verlassen", sagte ich und klopfte auf den Platz neben mir. Er rückte neben mich und nickte nur.
„Taddl, wenn sie dich nicht zu schätzen weiß, wie du bist, dann ist sie auch deine Tränen nicht Wert", sagte ich.
„Sie war aber alles für mich und jetzt ist sie einfach weg. Wer will denn jetzt auch noch einen halbtoten Buben wie mich an seiner Seite haben?", er schluchzte als er das sagte.
„Sag doch bitte so was nicht! Du weißt, ich habe genau so gedacht und sieh mich an. Ich bin mit Ardy glücklich", sagte ich und legte einen Arm um ihn, doch zum Schluss flüsterte ich noch leise „Noch", ich hoffte Taddl würde es nicht bemerken.
„Wer war eigentlich das Mädchen von gestern Abend, diese Luna?", fragte ich Taddl.
„Luna ist vor kurzem auch nach Köln gezogen", sagte Taddl und richtete sich wieder auf.
„Hm, kanntet ihr sie schon vorher?", fragte ich ihn, jetzt guckte mich Taddl mit großen Augen an.
„Bist du etwa eifersüchtig?", fragte er mich.
„Nun ja, ich hab' eben dieselben Zweifel wie du. Außerdem habe ich gesehen wie sie ihn angeschaut hat", sagte ich und atmete tief aus.
„Glaub' mir, Ardy liebt dich...du weißt nicht wie oft er nachts zu mir gekommen ist und einfach von dir geschwärmt hat und das hat sich bis heute nicht geändert. Vertrau' ihm einfach", seine eisblauen Augen blitzen auf als er das sagte. Ich nahm ihn in den Arm, in diesem Moment kam Ardy ins Zimmer.
„Jo, Taddl wir müssen ein... -kaufen", seine stimme sank erheblich, als er mich und Taddl sah. Ich ließ Taddl los und er sagte:
„Okay ich komme ja schon".
„Ich denke, ich werde mal nach Hause fahren, ach Shit, ich habe ja mein Longboard ja gar nicht hier", sagte ich und stieg aus dem Bett und zog mir meine Mütze über den Kopf.
„Du kannst mein 2. haben, dann fahren wir zusammen zum Bahnhof", sagte Ardy.
„Danke, dann fahre ich weiter", sagte ich und ging auf Ardy zu, ich wollte mich an ihn schmiegen, doch er war total abweisend. Ich blickte nach unten und ging aus dem Türrahmen, an ihm vorbei in den Flur und zog mir meine Schuhe an.
Ich wartete noch kurz bis Taddl sich vorm Spiegel fertig gemacht hat.
„Taddl, es ist doch egal was andere von dir denken!", sagte ich lächelnd.
„Du wirst ja auch nicht an jeder Ecke erkannt. Jose wie sehe ich denn bitte aus? Ich habe ja gar keine Augenbrauen", er schaute mich mit einem verzweifelten Blick an.
„Du brauchst dann wohl einen Augenbrauenstift", sagte ich. Und lachte.
„Jetzt darf ich auch noch anfangen mich zu schminken", sagte er ironisch.
„Oder dir ist egal, was andere von dir denken", widersprach ich ihm.
„T komm jetzt!", sagte Ardy fordernd. Es fühlte sich total ungewohnt, komisch und auch zum Teil nicht richtig an, als Ardy plötzlich meine Hand nahm. Er schaute mich an und hatte ein kleines Grinsen auf den Lippen, dieses kleine Grinsen nahm mir den Atem, so schön war es. Ich griff seine Hand fester und wir machten uns auf den Weg. Draußen wurde es langsam dunkel und kalt. Als wir schließlich am Bahnhof ankamen, verabschiedete ich mich von den beiden und fuhr über die Hohenzollern Brücke. Ein fieser Wind kam mir entgegen, aber er pustete mir meinen Kopf frei. Ich fasste einige Gedanken.
Um Ardy nicht zu verlieren, darf ich ihn jetzt nicht vernachlässigen und ich darf auch nicht mehr so viel mit Taddl alleine machen. Ich muss ebenfalls dieser Luna zeigen, dass ich zu Ardy gehöre und nicht sie!
Diese 3 Punkte müssen doch nicht so schwer sein!
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Catch me if you can - Krebs du kriegst mich nicht! [Abgeschlossen]
FanficWie man Love Struggle mit zwei Jungs, dem besten Freund, eine verheimlichte Krankheit und die Leidenschaft zu Tanzen gleichzeitig unter den Hut bekommt, kannst du hier lesen