Part 30

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„... habe mich verliebt...dass das so schnell geht hätte ich nicht gedacht", stammelte ich vor mich hin. Taddls eisblaue Augen blitzten auf und seine rissigen Lippen brachten ein schwaches Grinsen zum Vorschein. Im nächsten Moment schlangen sich seine Arme um meine Hüften und seine Lippen legten sich sanft auf meine. Der Tod muss nicht immer schlimm sein, wenn man die wenigen Tage die man noch hatte davor genießen kann. Eines Tages kam meine Mutter in das Zimmer von mir und Taddl.

„Mensch Kinder, ihr könnt doch nicht einfach so depressiv zusammengekauert zusammen in einem Bett liegen", sagte sie.

„Lass uns doch einfach, viel mehr können wir doch eh nicht mehr machen, also was soll's?", erwiderte ich.

„Ich habe mit Dr. Würth geredet. Ihr beide setzt euch jetzt zu mir ins Auto und wir fahren in die Stadt", voller Euphorie schleppte sie mich aus dem Bett und zog mich zum Spiegel, dort zog ich mir eine Mütze über, schminke war längst überflüssig geworden, meine bläulichen Adern konnte man mit keinem Make-Up der Welt mehr verstecken. Taddl kam mir nach und zog sich ebenfalls eine Mütze über.

„Warum fahren wir in die Stadt?", fragte ich meine Mutter, als wir im Auto saßen.

„Ich weiß nicht, ich wollte mit euch ein wenig bummeln gehen", sagte sie.

„Du weißt schon, dass Taddl und ich größere Sorgen haben, als Klamotten", zischte ich.

„Josephine, nicht in diesem Ton!", sagte sie streng. In der Stadt angekommen, rollten ich und Taddl in unseren Rollstühlen meiner Mutter hinterher. Plötzlich stoppte Taddl an einem Brautmodengeschäft.

„Was ist los? Geht's dir nicht gut?", fragte ich ihn schnell.

„Was hältst du davon, wenn wir da rein gehen und uns ein Kleid und ein Anzug aussuchen, indem wir dann beerdigt werden", ich schaute kurz zu ihm und gab ihn einen Kuss, rief meine Mutter zu uns. Sie war natürlich alles andere als begeistert von der Idee.

„Mama, bitte ich will wenigsten selbst entscheiden, was ich anziehe, wenn ich sterbe", zögernd lief sie mit uns in das Geschäft. Taddl sah nahezu verloren in dem Geschäft aus. Meine Augen flogen von einer zu anderen Ecke, musterten die Kleider.

„Jose, wie findest du den hier?", fragte er schließlich. Auf seinem Schoß lag ein schlichter schwarzer Anzug mit einem knallgrünen Hemd und einer Fliege.

„Grün ist die Farbe der Hoffnung", murmelte ich, während ich den Stoff des Anzugs anfasste.

„Wunderschön", sagte ich ein bisschen lauter.

„Warte mit dem umkleiden, bis ich auch ein Kleid habe, okay?", grinste ich.

Schließlich zogen wir uns um, ihm stand der schwarze Anzug mit dem grünen Hemd perfekt, ich hatte ein Kleid in demselben Ton an. Es war schlicht und in A-Linie geschnitten, dazu schwarze lack Schnürer. Eine Perlenkette rundete das ganze ab.

Meine Mama hatte Tränen in den Augen, als wir beide auf wackeligen Beinen gleichzeitig aus der Umkleide kamen. Ich zog sie in den Arm.

„ich kann nicht glauben, dass du bald nicht mehr da bist", schluchzte sie.

„Dafür muss ich das alles nicht mehr erleiden", flüsterte ich.

Sie löste sich von mir und ich wackelte rüber zu Taddl.

„Ich glaube ich habe noch nie so einen gut aussehenden Toten wie dich gesehen", sagte ich und richtete seine Schleife.

„ich liebe dich", sagte er.

„ich dich ebenfalls", während er mich küsste, lief mir eine Träne über die Wange. Wir kauften schließlich beide Outfits und rollten zurück zum Auto und hinterher zur Klinik.

„Mama, du musst dir keine Sorgen um mich machen, wenn ich sterbe, dann habe ich dem Krebs letztendlich nicht die Chance gegeben, mich zu töten", erklärte ich.

„Was meinst du?", fragte sie.

„Nichts, ich bin nur dann an einem Besseren Ort", ich nahm sie in den Arm, es fühlte sich an wie ein Abschied, ein Abschied vom Leben, für immer, dabei war es noch gar nicht vorbei...


Catch me if you can - Krebs du kriegst mich nicht! [Abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt