Kapitel 3

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Als die Sonne immer weiter hinter den Bergen von Encanto verschwand, trommelte Mamá ihre Kinder zusammen, da es Zeit wurde runter ins Dorf zu gehen, um Adella und ihre Nichte zu besuchen. Alma war sehr auf Lucia gespannt. Adella hatte ihr schon vor Wochen von der Ankunft ihrer Nichte erzählt und ihr ein freundliches, lebensfrohes Mädchen beschrieben, das stets ein Lächeln im Gesicht trägt.

„Pepa! Julieta! Bruno! Wo bleibt ihr?", rief sie durchs Haus. „Casita, würdest du sie bitte herschicken?", fragte Alma. Casita schlug zustimmend mit den Türen. Und dann kamen auch schon die empörten Schreie: „Casita! Lass meine Schuhe stehen!"
„Mamá, ich komme doch schon!"
„Lass doch die Wolle in Ruhe, ich bitte dich Casita!"

Alma schmunzelte, während sie zuhörte, wie ihre Kinder versuchten, sich fertig zu machen und sich gleichzeitig darüber zu beschweren.

Julieta war die erste von den Drillingen, die im Hausflur auftauchte. Sie schaute betreten zu Boden. „Pepa ist schuld daran, dass wir zu spät sind"

Alma zog eine Augenbraue hoch. „Ach, ja?"

Julieta wollte etwas sagen, aber da kam auch schon Pepa die Treppe hinuntergestürmt. „Glaub ihr kein Wort!", rief sie. „Es war alles Julietas schuld!"

„Gar nicht!"

„Und ob!"

„Mädchen!", ging Alma dazwischen. „Was ist nur heute los mit euch? Sonst vertragt ihr euch doch auch immer."

„Sie drehen durch, Mamá", meinte Bruno, der gerade ankam. „Das habe ich dir doch schon vor Wochen erzählt."

Seine Schwestern sahen ihn empört an, aber seine Mutter begann zu lachen. „Wo du recht hast ...", sagte sie langsam. „Aber gut. Wir müssen los, wir sind sowieso schon zu spät.", Casita öffnete die Haustür für die Familie und sie machten sich auf dem Weg zum Haus von Adella.

Während sie durch das Dorf liefen, bemerkte Bruno, dass Pepa ihn immer von der Seite musterte. Sie versuchte es unauffällig zu machen, aber irgendwie gelang ihr das nicht so. Pepa war im Allgemeinen eine sehr auffällige Person, was größtenteils an ihren roten Haaren und der riesigen Wolke lag, die manchmal um ihren Kopf schwirrte, aber wenn sie versuchte unauffällig zu sein, war sie meistens nur noch auffälliger als ohnehin schon. Deshalb war es für Bruno auch nicht schwierig zu erkennen, dass sie ihn beobachtete. „Was ist los?", fragte er sie schließlich.

„Nichts", Pepa sah wieder weg und Bruno zuckte mit den Schultern. Doch keine dreißig Sekunden später huschten ihre Augen wieder zu ihm. „Pepa", sagte er. „Was?"

„Warum machst du das eigentlich?"

„Was mache ich?"

„Du tretest nicht auf die Fugen vom Bürgersteig. Warum?", sie zuckte mit den Schultern. „Ich meine, du machst das nun schon seit Monaten, vielleicht sogar Jahren, aber warum?"

„Ich weiß nicht", es war wie mit dem Klopfen auf Holz, Bruno wusste nicht warum. Er tat es einfach. „Es ist wie ein Reflex, oder so."

Pepa nahm das schulterzuckend ab, aber Bruno begann darüber nachzudenken. Warum tat er sowas? Es musste doch einen bestimmten Grund dahinter geben. Es ist eigentlich sinnlos, aber Bruno hatte das Gefühl, dass er es machen musste. Als würde sonst irgendwas schreckliches Geschehen. Wie eine versuchte Vermeidung von einer seiner-

„Wir sind da", sagte Mamá und riss Bruno aus seinen Gedanken. Sie standen vor einem Haus, mit vielen Rosen im Vorgarten. Mamá ging nach vorne zur Haustür und klopfte, während Bruno und seine Schwestern ihr folgten.

Von innen ertönte laute Rufe, ein Poltern und schließlich das Klicken der Haustür, als sie sich öffnete. „Hallo?", fragte jemand und Bruno erkannte die Stimme sofort.

Ich sehe dich, BrunoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt