Kapitel 28

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Auch wenige Tage später hatte Bruno sich nicht überwinden können, mit seiner Mutter zu sprechen. Er war sich nicht sicher, ob er sich einfach nicht traute oder ob er befürchtete, dass es alles nur schlimmer machen würde – aber er wusste, dass es sich nicht zum Besseren wenden würde.

Lucia hatte seine – noch nicht – gefällte Entscheidung diesbezüglich hingenommen und sprach ihn darauf auch nicht an. Stattdessen hatte sie vorgeschlagen, dass sie doch die Plakate für ihr Theaterstück entwerfen können.

Was sie auch taten.

Sie hatten sich von der kleinen Schule in Encanto stapelweise Papier „geborgt" und sich mit Buntstiften und Köpfen voller Ideen auf dem Boden von Lucias Zimmer begeben und ließen ihrer Kreativität freien lauf.

El reloj de arena maldito die verfluchte Sanduhr stand in geschwungenen Großbuchstaben ganz oben. Bruno hatte die Aufgabe übernommen, die Überschrift und die Informationen zu schreiben – mit einer Sauklaue wie Lucia sie hat, wäre es fatal, wenn sie es tun würde.

Lucia aber übernahm dafür die Gestaltung. Sie hatte Sandglas in der Mitte gezeichnet, dass rot glimmerte und wo die einzelnen Sandkörner sanft auf eine Person fielen, die gekrümmt auf dem Boden des Sandglases saß. Dahinter stand jemand anderes, der seine Arme um das Sandglas hielt.

„Warum wirst du nicht Künstlerin anstelle von Schauspielerin?", fragte Bruno, als er ihr mal über die Schulter schaute. Er war immer wieder neu beeindruckt von ihrem Talent. Gut, die Hände der einen Person dort waren etwas ... abstrakt, aber darauf kam es ja nun einmal nicht an ...

„Schauspielerei ist auch eine Form der Kunst", antwortete Lucia. „Kannst du dir ein Datum vorstellen?"

„Mh?"

„Die Aufführung. Wir müssen ein Datum und eine Uhrzeit auswählen, ansonsten bringen die Plakate ja kaum was."

Bruno kratzte sich am Hals. „Ich weiß nicht", meinte er. „Vielleicht in ein paar Tagen? Wir können die Texte und so ja schon ganz gut. Und die Bühne können wir auch heute anfangen zu bauen."

„Heute ist ... Mittwoch, richtig?", Lucia zählte an ihren Fingern ab. „Also, dann vielleicht Samstag? In vier Tagen?"

„Klingt perfekt", Bruno blickte auf die Uhr, die auf Lucias Nachttisch stand. „Um fünfzehn Uhr? Damit auch die Langschläfer da sind?"

„Du willst nur nicht früh aufstehen", lachte Lucia und Bruno zuckte mit den Schultern. „Vielleicht.", er setzte sich auf Lucias Bett. „Vielleicht will ich dir aber auch nur genug Zeit schaffen, um dich darauf vorzubereiten – du weißt schon, damit dir der Eimer nicht schon wieder auf dem Kopf feststeckt.", es hatte sich bei einer ihrer Proben dazu ereignet, dass Lucia den falschen Eimer genommen hatte, einer, der viel zu klein war. Sie bekam ihn nicht mehr runter und gerat in Panik, während Bruno, der darüber lachen musste, ihr half, ihn wieder herunterzukriegen. Am Ende hatten sie es auch geschafft, nur taten Lucias Ohren danach sehr weh – und sie weigerte sich einen auch nur einen Hauch zu kleinen Eimer auf den Kopf zu ziehen.

„Du bist unglaublich", Lucia schüttelte lächelnd den Kopf. Sie ließ den Buntstift fallen, den sie in der Hand hatte und setzte sich neben Bruno.

„Aber weißt du, was das Stück noch tausendmal besser machen würde?", fragte sie, während sie seine Hand drückte.

Bruno wusste genau, worauf sie hinauswollte. „Ich werde mir nicht meinen Bart abrasieren.", stellte er klar.

„Aber warum denn nicht?". Dramatisch ließ sie sich nach hinten fallen und seufzte. „Du wärst dann eine viel bessere Dame."

Ich sehe dich, BrunoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt