Kapitel 14

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Bruno kickte gerade mit seinen Füßen kleine Steine umher, als Lucia wieder aus der Haustür gestürmt kam. Sie war immer so durch den Wind, als könnte sie niemals stillstehen. „Du glaubst nicht, was gerade passiert ist!", rief sie und drückte ihm ein Blatt in die Hand.

„Was denn?", Bruno sah sich das Blatt an; es war ein unausgefüllte Formular für dieses Theater, in dem Lucia arbeiten wollte.

„Ich bin hoch in mein Zimmer gerannt, hab das Blatt da geholt und bin dann wieder runtergerannt und fast die Treppe heruntergefallen-"

„Hast du dir wehgetan?", fragte Bruno besorgt.

Sie schüttelte den Kopf. „Ne, aber warte. Das Beste kommt erst jetzt: Denn als ich gerade wiederaufstand, fragte Adella mich, wo denn die Farbeimer und so wären"; sie senkte ihre Stimme. „Die vom Dachboden, du weißt schon ... jedenfalls sagte ich, dass ich sie in den Keller geräumt habe"

„Ihr habt doch gar keinen Keller", sagte Bruno verwirrt.

„Ja, das hat sie auch gesagt.", Lucia zuckte mit den Schultern. „Ich meinte nur so; Was? Wo habe ich das Zeug denn dann hingebracht? Ich glaube, sie ist nun vollständig davon überzeugt, dass ich den Verstand verloren habe, denn sie ließ mich ohne weitere Fragen gehen."

„Deine Schauspielkünste sind wirklich zu beneiden", neckte Bruno sie und Lucia sah ihn empört an. „Wo kommt denn der Sarkasmus auf einmal her?"

„Er war schon immer da", sagte Bruno. „Aber jetzt mal im Ernst: Machst du dir keine Sorgen, dass Adella wütend werden könnte, wegen der Möbel? Ich meine, wir können sie auch zurückbringen ..."

„Ach, was", Lucia schüttelte den Kopf. „Mir ist egal, was die Alte denkt. Und wegen der Möbel werde ich mir einfach noch was ausdenken. Vielleicht schaffe ich es ja, sie zu überzeugen, dass sie nie irgendwelche Möbel auf dem Dachboden gelagert hatte."

„Du bist unglaublich", Bruno zog sie zu sich und flüsterte in ihr Ohr. „Und jetzt lass uns wohin gehen, wo uns niemand sieht."

Lucia kicherte, während sie rot wurde und hakte sich bei ihm unter. Sie wollten gerade in Richtung des Flusses gehen, als eine zugeschlagene Haustür sie stoppen ließ.

„Lucia Castillo!", brüllte Adella über den ganzen Platz. „Komm her!"

„Verdammt", murmelte Lucia und schluckte. Bruno sah in ihren Augen, dass sie keine Ahnung zu haben schien, warum Adella so wütend auf sie war. Sie löste sich von seinem Arm und ging langsam auf ihre Tía zu.
Bruno folgte ihr.

„Kannst du mir erklären, was das hier sein soll?", sie hatte ein Blatt Papier in der Hand, auf dem etwas geschrieben stand.

„Ein beschriebenes Blatt", antwortete Lucia. Bruno wusste nicht, ob sie Adella absichtlich provozierte oder nicht.

„Und was steht da drauf?"

„Woher soll ich das wissen?", erwiderte Lucia. „Du hältst es doch in der Hand."

Mittlerweile hatte das ganze Dorf mitbekommen, dass sich Adella und Lucia stritten. Sämtliche Köpfe wurden aus den Fenstern gestreckt und die Leute auf dem Marktplatz kamen immer näher. Jeder anderen Familie wäre es nun unangenehm geworden, aber nicht Adella. Sie kam einen Schritt näher auf Lucia zu und hielt ihr das Blatt vor die Nase. „Lese!", verlangte sie.

Lucia schwieg.

„Ich sagte, dass du lesen sollst!", keifte Adella. „Laut!"

Hiermit möchte ich, Lucia Castillo,", begann sie mit stockender Stimme zu lesen. „mich bei Ihnen im Theater als Schauspielerin bewerben ..."

Ich sehe dich, BrunoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt