„Also, denken Sie auch, dass man die Gaben Ihrer Kinder steigern könnte?"
Brunos Aufmerksamkeit wurde wieder geweckt.
Was hatte Lucia gerade gesagt?
„Es ist nicht unwahrscheinlich"; meinte Mamá. „Schließlich hat sich keiner der Drillinge je an ihre Grenzen gewagt. Es könnte gutmöglich sein."
„Und haben Sie auch eine Idee, wie man das anstellen könnte?"
„Leider nicht.", Mamá seufzte. „Es ist schwierig. Ich weiß nur sehr wenig über die Gaben und was hinter ihnen steckt. Ich werde wohl noch einige Jahre brauchen, um all diese Fragen zu klären."
„Moment mal", unterbrach Bruno sie. „Worum geht es hier auf einmal?"
„Deine Gabe, beziehungsweise die Gaben von dir und deinen Geschwistern", erklärte Lucia. „und ob dahinter noch mehr steckt."
„Warum?"
„Weil ich mich für dich interessiere", Lucia klimperte mit den Augen.
„Du bist viel zu neugierig"
„Aber du kannst dich nicht mehr beschweren, weil du mir schon dein Einverständnis gegeben hast. Ha!", Lucia sah ihn triumphierend an.
„Einverständnis wofür?", fragte Mamá plötzlich. Bruno hatte vergessen, dass sie mit im Raum saß.
„Ähm", Bruno wusste nicht was er sagen sollte. Irgendwie kam es ihm nicht richtig vor, Mamá von dem Vorhaben Lucias zu erzählen – perdón, das Vorhaben von Lucia und ihm, denn natürlich war Bruno einverstanden.
Er sah hilfesuchend zu Lucia, die ebenfalls nervös aussah. „Ja – ähm", stammelte sie. „Wir reden natürlich von ... ähm ... dem Antrag!"
„Dem Antrag?", wiederholten Mamá und Bruno beide. Er ahnte schlimmes ... Lucias Lügen konnten sich tief verstricken.
„Genau", Lucias Ton nach zu urteilen, hatte sie keine Ahnung, was sie als nächstes tun würde. „Der Antrag."
Sie wühlte in ihren Taschen. „Mh", sie sah sich um. „Leider habe ich den Ring vergessen ... na ja ... Aha!", sie hatte eine dünne Schnur gefunden und knotete die beiden Enden zusammen.
„Also", sie räusperte sich und kniete sich auf den Boden. „Bruno Madrigal", sagte sie. „Wenn ich zu dir sehe, dann sehe ich Sonnenschein, der durch süßen Honig strahlt. Ich bin eine Träumerin und du bist mein Traum. Mein Herz gehört dir, einzig allein dir. Ich verspreche dir, dass es keinen Tag gegeben hatte, wo du nicht in meinem Kopf warst – nicht, seitdem ich dich das erste Mal gesehen habe. Ich liebe dich und nur dich. Einfach alles an dir. Du lässt mich meine Augen verdrehen und mich gleich danach lächeln. Und deine Augen – Ay dios mio, sie machen mich verrückt!", sie lachte.
Bruno schluckte. Seine Wangen brannten und in seinen Augen sammelten sich Tränen der Rührung.
Was sollte das? Wieso machte Lucia so einen Aufstand? Und wieso geraten ihre Lügen immer so schnell außer Kontrolle?
Sie würde doch nicht etwa--?„Ist es nicht wundervoll, wie jemand, der vor kurzem noch ein Fremder für mich war, jetzt meine ganze Welt ist, ganz ohne Warnung? Bruno, du bist meine Welt. Du bist die einzige Person, von der ich mich mit seinem stinkigen Morgenatem anhauchen lasse. Verdammt, ich würde sogar eine Spinne für dich töten – weil ich dich liebe. Willst du mich heiraten, Bruno Madrigal?"
Bruno war sprachlos. Am Anfang war er noch überzeugt gewesen, dass ein einfacher Spaß sei, aber jetzt war er sich nicht mehr sicher.
Er sah stumm zwischen Lucia und dem Fadenring hin und her.
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Ich sehe dich, Bruno
FanficAls Lucia, die Nichte der bestimmten und altmodischen Adella, zu Besuch nach Encanto kommt, wird das Dorf unruhig. Denn nicht nur ist Lucia eine besondere kleine Persönlichkeit, die nichts auf sich sitzen lässt, sondern versteht sie sich auch noch ä...