Kapitel 25

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Es war wie im Traum, als Bruno ein Ticken vernahm, dass sich in unregelmäßigen Abständen wiederholte. Unruhig wälzte er sich von der einen Seite auf die andere.

Das Ticken wurde nervtötender, als er realisierte, dass es gar kein Traum war; irgendwas in seinem Zimmer tickte!

Genervt stand Bruno auf. Es fühlte sich an, als wäre er erst vor wenigen Minuten eingeschlafen – was nicht unwahrscheinlich war, schließlich tendierte er dazu erst spät ins Bett zu gehen.

Grummelnd suchte er in diversen Schränken und Schubladen, nach etwas, was ticken könnte – ohne Erfolg.

Für eine Sekunde dachte er, dass er sich geirrt und doch geträumt hatte, aber dann ertönte das Geräusch wieder. Hinter ihm.

Er drehte sich um und konnte gerade noch sehen, wie etwas gegen sein Fenster flog, dort abprallte und hinunterfiel.

Deutlich zu müde für so etwas ging er zum Fenster, öffnete es und bekam einen Stein an die Stirn geworfen.

„Oh, verdammt!", Lucia atmete scharf ein und sah ihn entschuldigend an. „Lo siento!"

Bruno rieb sich die Stirn. Jetzt war er immerhin wach. „Warum?", seufzte er. „Und was machst du hier? Es ist mitten in der Nacht!"

„Es ist schon halb vier!"

„Das macht es nicht besser!", flüsterte er zurück.

Lucia zuckte mit den Schultern. „Ich lade dich auf ein Picknick ein"

„Und das konnte nicht bis in ein paar Stunden warten?"

„Ein Picknick zum Sonnenaufgang", fügte sie hinzu. „Ich habe einen wunderbaren Platz in den Bergen gefunden und wenn wir uns beeilen, dann sind wir rechtzeitig dort."

Er rieb sich den Schlaf aus den Augen. „Komm zur Haustür", rief er ihr leise zu. „Ich ziehe mich an."

Lucia hob ihren Daumen und Bruno schloss das Fenster. Seine Stirn tat weh, wo der Stein ihn getroffen hatte. Das würde eine Beule geben.

Er zog sich an, währenddessen fragte er sich, wie Lucia nur auf solche Ideen kam. Er war sich sicher, dass sie vor wenigen Stunden bestimmt, selbst noch nicht daran gedacht hatte, sich mit Bruno den Sonnenaufgang anzusehen.

Obwohl – es war romantisch. Und das rief quasi schon nach Lucia.

Bevor er herunterging, machte er noch kurz Halt im Badezimmer; er musste noch etwas wacher werden und zudem musste er auch dringend aufs Klo.

Dann aber schlich er endlich über die Treppe runter zur Haustür und hoffte einfach, dass Casita weder Mamá noch seine Schwestern wecken würde.

„Guten Morgen", begrüßte Lucia ihn strahlend, als er die Tür öffnete. Sie war ausgeschlafen und voller Energie.

„Wie machst du das nur?", fragte Bruno. „So ... früh aufzustehen?"

Sie zuckte mit den Schultern und nahm seine Hand, um ihn hinters Haus zu führen. „Ich weiß nicht. Aber komm, wir dürfen keine weitere Zeit verlieren – du hast echt lange gebraucht."

„Entschuldige, ich hatte nicht unbedingt damit gerechnet, dass mich jemand um fast vier Uhr morgens mit Steinen bewerfen wird", erwiderte er.

Lucia ignorierte diesen Kommentar.

Sie zog ihn zu einem Baum, wo zwei Pferde angebunden waren. Bruno sah sie argwöhnisch an. „Woher hast du die?", fragte er Lucia, „Sag mir nicht, du hast sie gestohlen."

„Nein, natürlich nicht!", sie begann eines der Pferde vorsichtig zu streicheln. „Ich habe sie mir ausgeliehen ... Alfredo Flores meinte zu mir, dass sie etwas Auslauf brauchten, und da dachte ich mir, dass wir auch so viel schneller vorankommen, oder nicht?"

Ich sehe dich, BrunoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt