17. Kapitel: In Lagerhallen und Krankenhäusern

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Ohne die wärmende Decke aber mit dem Lauf einer Schusswaffe an der Schläfe wurde ich recht zügig aus dem Raum befördert, nachdem die zwei meine Handgelenke mit einem Kabelbinder zusammengebunden hatten.

Wir liefen durch einen weiteren recht kleinen Raum, bevor sich hinter der nächsten Tür eine riesige Lagerhalle eröffnete.
Es fielen keine weiteren Schüsse mehr, als wir die Halle betraten und die zwei gaben sich offensichtlich Mühe damit, leise zu sein. Besonders geschickt stellten sie sich nicht an.
Zu meinem Glück hatten sie mich nicht auch noch geknebelt, sodass ich mich bemühte, möglichst aufmerksam zu bleiben, um den richtigen Moment zum Schreien abzupassen. Ich wollte meine Chance nicht vertun, allerdings war ich mir auch dessen bewusst, was auf dem Spiel stand.
Ich konnte nicht riskieren, dass jemandem meinetwegen etwas passierte. Nicht noch einmal.

Ich wurde zügig durch enge Gänge entlang hunderter Regale gezogen und hatte die böse Vorahnung, dass die zwei mich dorthin brachten, wo sie sich einer gewissen Verstärkung sicher sein konnten.
Einer der beiden sprach immer wieder in das kleine Gerät in seinem Ohr und seinen leisen Worten nach zu urteilen, hatten sie offenbar vor, die Lagerhalle so schnell wie möglich zu verlassen.
In mir stieg nun doch eine gewisse Panik auf.
Die gesamte Situation ließ meinen Körper auf Hochtouren arbeiten, schließlich hatte ich noch wenige Minuten zuvor unterkühlt auf kaltem Asphalt gelegen und sollte nun durch eine Lagerhalle sprinten und mich gleichzeitig versteckt halten.
Ich spürte, wie mein Körper trotz meiner vorherigen Zweifel wieder belebt wurde und das Denken und Bewegen mir etwas leichter fiel. Eine gewisse Trägheit blieb zwar, jedoch war ich so weit, dass ich mir einen gewissen Plan zurechtlegen konnte, auch wenn dieser recht simpel und wenig ausgereift war.

Vor jeder Ecke hielten wir an, damit einer der beiden vorsichtig nachsehen konnte, ob uns hinter dem nächsten Regal schon jemand erwartete.
Es wunderte bei dem wenigen Geschick tatsächlich sehr, dass die zwei sich in dieser vollgestellten Halle tatsächlich zurechtfanden und wir nach einem endlos langen Weg tatsächlich auf zwei weitere Männer trafen.
Die zwei sahen deutlich fähiger aus und hielten zudem jeder eine Waffe in den Händen, die sie im ersten Augenblick beide auf mich richteten.
„Sie benimmt sich", meinte einer meiner zwei Begleiter daraufhin und ich spürte, wie ich mich doch deutlich entspannte, als die zwei ihre Pistolen herunternahmen.

„Sie sind nicht durch eine der Türen an der Seite gekommen. Das Tor sollte frei sein", begann daraufhin die Diskussion.
„Das Tor braucht zu lange zum Öffnen", wurde widersprochen und ich nutzte diese und die folgenden Informationen, um mich ein wenig in der Halle orientieren zu können.
Die Regale um uns herum waren nicht ganz so hoch wie an anderen Stellen und ich konnte den schummrigen Gang recht weit hinabsehen, sodass ich nach einer Weile ungefähr wusste, wovon die vier redeten.
Zudem wusste ich in etwa, wo sich meine Retter befinden mussten, sodass ich meinen Plan nach einem kurzen Umsehen doch wieder über den Haufen warf.
Ich musste schnell handeln und vielleicht auch ein wenig Glück haben, aber ich war mir recht sicher, dass ich Erfolg haben könnte, wenn ich mich auf meine plötzlich wieder auftauchenden Instinkte verließ.

Diese sagten mir nämlich, dass ich in einem Moment, in dem die leise Diskussion etwas hitziger wurde, einfach loslaufen sollte.
Und das tat ich.

Ich riss mich mühelos aus dem lockeren Griff des Mannes los und verschwand mit wenigen Schritten hinter der nächsten Ecke.
Sofort hörte ich das Fluchen hinter mir und ich hatte vermutlich großes Glück, dass die Halle an genau dieser Stelle so zugestellt war, dass es verschieden Abzweigungen gab.
So konnte ich meine Verfolger nämlich offenbar für wenige Sekunden abhängen.

Danach lief ich im Zick-Zack durch die Gänge und hielt bei jeder Kreuzung Ausschau nach links und rechts.
Rufen wollte ich noch nicht, schließlich würde ich damit auch die Verfolger in meine Richtung lenken.

Lügenleben || Mycroft HolmesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt