Nach den ersten Überraschungen, die mich im Innern der Limousine erwartet hatten, wurde die Fahrt recht langweilig und einschläfernd.
Meine Verblüffung über Mr Holmes' Assistentin, die sich vom Beifahrersitz kurz zu mir umdrehte, um sich als Anthea vorzustellen, konnte ich nur mit Mühe verbergen. Anthea war in meinen Augen bildhübsch und bis Mr Holmes auf der anderen Seite eingestiegen war, beobachtete ich sie einige Sekunden lang, während sie schon wieder auf das Smartphone schaute, von dem sie sich für den Rest der Fahrt nicht mehr trennen sollte.
Eigenartigerweise passte es nicht in das Bild, dass Mr Holmes eine solche Assistentin hatte, der es nun auch nicht gerade an Selbstbewusstsein zu mangeln schien und es fiel mir komischerweise schwer, mir die beiden bei der Zusammenarbeit vorzustellen. Andererseits war sie vermutlich sehr umgänglich, wenn sie die ganze Zeit über so still war wie während der Fahrt.
Zu meinem eigenen Missfallen achtete ich während der Fahrt genauestens auf jede Interaktion zwischen den beiden, da mit nach ihrem Anblick die typische Assistentin-Chef-Geschichte nicht mehr aus dem Kopf wollte, wobei ich mir nur schwer vorstellen konnte, dass ein Mr Holmes seine Souveränität für eine solche Beziehung aufs Spiel setzen würde. Aber für welche Art von Beziehung würde er es dann tun?
Nach einer Weile wunderte ich mich über diese Gedanken allerdings nur noch und schalt mich im Stillen dafür. Zum Glück konnte ich das alles noch meinem alkoholvernebelten Gehirn zuschreiben.
Der Fahrer des Wagens stellte sich alles noch stillerer Gefährte als Anthea heraus und sprach kein Wort, wobei er seinen Blick zudem kein einziges Mal von der Straße nahm.
Kurz verschwendete ich auch einen verwunderten Gedanken daran, dass Mr Holmes mitten in der Nacht zwei Personen zur Verfügung standen, die damit zudem nicht das kleinste Problem zu haben schienen. Aufgrund der Anwesenheit der beiden verkniff ich mir allerdings einen Kommentar dazu. Man musste ja nicht jedes Mal gleich einen schlechten ersten Eindruck hinterlassen.
Mr Holmes' Anweisung, die Heizung hochzudrehen, stimmte mich außerdem mild, schließlich konnte ich mir recht sicher sein, dass er dabei winzigen Gedanken verschwendete.
Auf irgendwelche Worte an mich selbst wartete ich jedoch vergeblich, weshalb ich mich nach einigen Minuten damit begnügte aus dem Fenster zu sehen, während mir tatsächlich wohlig warm wurde.
So ließen mich die angenehme Wärme und das weiche Lederpolster nach einer Weile schläfrig werden, wobei ich mir immer wieder einredete, dass ich vor Mr Holmes Haltung wahren musste. Würde ich einschlafen, während ich neben ihm in seiner Limousine saß, würde er mich damit auf Ewig aufziehen können und das musste um jeden Preis vermieden werden.
Der Alkohol und die Uhrzeit arbeiteten jedoch gegen mich, sodass mir mein Kopf tatsächlich nach einer Weile auf die Brust fallen wollte. Schnell richtete ich mich daraufhin wieder auf und warf einen verstohlenen Blick auf Mr Holmes, der den Blick jedoch aus dem Fenster gerichtet hatte. Das leichte Zucken seines Mundwinkels verriet ihn allerdings, was mir doch tatsächlich die Hitze in den Kopf trieb.
Nachdem ich mich daraufhin jedoch krampfhaft vom Schlafen abhielt, gab ich irgendwann auf und ließ meinen Kopf gegen die kühle Fensterscheibe sinken.
Ich merkte, wie sich meine Gesichtsmuskeln entspannten, mein Atem ruhiger wurde und ein kleines Stück der Anspannung von mir abfiel, obwohl ich auf engstem Raum mit drei Personen saß, die ich kaum bis gar nicht kannte.~°°°~
Ein leichtes Ruckeln an meinem Arm weckte mich aus meinem Nickerchen auf und ich fuhr fast erschrocken hoch, entdeckte neben mir allerdings nur Mr Holmes, der auch schon im selben Moment aus dem Wagen stieg.
Ich blickte ihm noch etwas benommen hinterher, bis seine Tür wieder zuschlug und stieg dann selbst aus, um überrascht festzustellen, dass wir uns in der Baker Street befanden.
Mr Holmes stand bereits vor der schwarzgestrichenen Tür und drehte sich nun mit aufforderndem Blick zu mir um, sodass ich mich mit einem Seufzen in Bewegung setze.
Vom Klingeln konnte ich ihn mit einem schnellen Griff nach seiner Hand noch abhalten und war beinahe überrascht darüber, dass mein müder Körper noch so schnelle Reaktionen zeigte.
„Sie können doch nicht das ganze Haus aufwecken", erklärte ich auf seinen verständnislosen Blick hin tadeln. Immer wieder stellte ich fest, dass es den zwei Holmes-Brüdern offenbar tatsächlich etwas an Mitgefühl und Verständnis fehlte.
„Sie werden ohnehin nicht länger schlafen können", wollte er sich rechtfertigen, aber ich zog seine Hand erneut weg, als er wieder auf den Klingelknopf drücken wollte. Beinahe entrüstet wandte Mr Holmes sich daraufhin ganz mir zu und öffnete schon den Mund, als ich ihm zuvorkam: „Die Vermieterin!"
Mit einem leisen Seufzen und einem düsteren Blick zückte er daraufhin sein Handy, was mich zufrieden lächeln ließ.
Sherlock kam auf die SMS seines Bruders hin tatsächlich recht schnell an die Tür und ich war beinahe überrascht darüber, dass er einen Schlafanzug trug.
Bevor er uns einließ, wanderte sein Blick ein paar Mal zwischen Mr Holmes und mir hin und her, was mich genervt schnauben ließ, als ich als erstes an ihm vorbeilief, um möglichst leise die Treppe zu erklimmen. Vielleicht würde wenigstens John von diesem Anschlag verschont bleiben.
Als ich die hellerleuchtete Wohnung betrat, hörte ich allerdings bereits ein Klappern aus der Küche, das meine Hoffnungen enttäuschte: John war bereits wach und kochte in der Küche Tee.
„Guten Morgen", grüßte ich ihn, als ich mit schuldbewusster Miene in die Küche trat.
John sah tatsächlich gar nicht allzu müde aus, als er mir lächelnd zunickte und dann den Tee aufgoss.
„Tut mir leid, dass wir hier so reinplatzen", entschuldigte ich mich, doch John winkte nur ab, bevor er mir eine der dampfenden Tassen reiche, die ich dankend entgegennahm.
„Wahrscheinlich hätte ich sowieso nicht mehr besonders lange schlafen können", entgegnete er nur, was mich zwar kurz die Augenbrauen zusammenziehen ließ, allerdings fragte ich nicht nach. Was genau John nachts wachhielt, ging mich nun wirklich nichts an.
Als plötzlich ein lautes, quietschendes Geräusch erklang, zuckte ich heftig zusammen und schüttete mir dabei einen Teil des heißen Tees über meine Hand.
„Siehst du", meinte John noch, bevor er seine Tasse abstellte und die Küche mit einem müden Lächeln verließ. Erst da erkannte ich das Geräusch als das Schreien eines Kindes.
Es brauchte daraufhin einige Sekunden, bis ich mich in Bewegung setzte und meinen verschütteten Tee aufwischte. Dabei schossen mir viel zu viele Fragen in den Kopf, mit denen ich dann auch das Wohnzimmer betrat, nachdem ich meine Tasse neben Johns abgestellt hatte.
Meine Verwirrung musste mir uns Gesicht geschrieben stehen, als ich in dem anliegenden Raum auf die zwei Holmes-Brüder traf, die sich, ihren zwar verhaltenen, aber belustigten Gesichtsausdrücken nach zu urteilen, prächtig über mich amüsierten.
„Sie wussten nichts von Rosie", stellte Sherlock leicht lächelnd fest, während ich in Richtung der Tür starrte, von wo aus das Geräusch des schreienden Kindes kam. Es ergab für mich noch immer keinen Sinn und für nachts um halb vier war das wirklich alles ein wenig zu viel.
Als John den Raum mit einem Baby auf dem Arm wieder betrat, hatte ich mich noch immer nicht ganz gefasst und gab vor Überraschung einen erstickten Laut von mir. Es wollte einfach nicht in meinen Kopf hinein, was sich mir da ganz offensichtlich zeigte: John hatte ein Kind und ganz offensichtlich zog er es allein groß. Ein etwa einjähriges Kind trennte man schließlich nicht freiwillig von seiner Mutter, auch wenn die Eltern noch so zerstritten waren.
John schien meine Überraschung etwas falsch zu deuten, denn er kam recht zügig auf mich zu, als er mich erblickte und blieb vor mir mit dem nun verstummten Kind stehen.
„Das ist Rosie, meine Tochter", erklärte er dann und grinste mir dabei stolz entgegen, was ich nur mit einem wenig eloquenten „Oh" beantwortete. Dabei wanderte mein Blick von Johns Gesicht langsam zu Rosie, was mich hart schlucken ließ.
In den letzten Jahren hatte ich Treffen mit alten Bekannten, die nur über Schwangerschaften, Hochzeiten und Geburten redeten, so gut es ging vermieden. Ich behauptete jedes Mal, dass mich das Gerede unglaublich langweilte und ich einfach nichts für Kinder übrighatte. Dabei musste ich mir jedes Mal insgeheim eingestehen, dass ich einfach nur eifersüchtig war.
Beinahe jede meiner alten Freundinnen hatte mittlerweile eine intakte Beziehung oder glückliche Kinder. Beides war zwar nicht immer der Fall, jedoch zeigten mir die Unterhaltungen mit ihnen doch jedes Mal, was ich nicht hatte und wohl auch nie haben würde.
Mit Anfang dreißig machte man sich schließlich auch langsam Gedanken darüber, dass man irgendwann keine Kinder mehr bekommen konnte.
Aus dieser Eifersucht hatte sich irgendwann Bitterkeit entwickelt, sodass ich mich tatsächlich schon dabei erwischt hatte, dass ich Kinder in einem Supermarkt zurechtgewiesen hatte, als sie so herumgealbert hatten, wie es vermutlich jeder in seiner Kindheit getan hatte.
Gewurmt hatte mich auch jedes Mal, dass ich nie eine der Freundinnen gewesen war, die zu Babypartys eingeladen wurde oder die frischgebackenen Eltern besuchen durfte, um das Neugeborene zu begrüßen.
Dabei hatte ich meinen Ärger allerdings jedes Mal herunterschlucken müssen, schließlich hatte ich mir ein Leben ohne enge Freundschaften selbst ausgesucht.
So hatte ich mich in den vergangenen Jahren nur alle paar Monate mit einer Freundin getroffen und für so ein paar Stunden hatte ich das Gerede dann auch aushalten können, ohne in Selbstmitleid und Verbitterung zu versinken.
Nun stand John plötzlich mit einem Baby vor mir, von dem ich weder etwas geahnt noch gewusst hatte. Natürlich sollte ich eigentlich froh darüber sein, dass es Menschen gab, die einem nicht direkt unter die Nase rieben, dass sie ein Kind hatten. Es überraschte mich allerdings so sehr, dass ich völlig versteift dastand, als John mit seiner Tochter vor mir stand.
„Kannst du sie kurz halten?", fragte John da plötzlich, was mich aus der Betrachtung des winzigen Menschen riss. Überrumpelt blickte ich ihm mit offenem Mund ins Gesicht und brachte erneut nur einen unartikulierten Laut über die Lippen, der eigentlich einen Widerspruch ausdrücken sollte.
John grinste daraufhin jedoch erneut und blickte noch einmal auf seine Tochter hinunter.
„Frauen können sowieso immer besser mit Babys umgehen", meinte er dann noch, als er mir das Kind dann auch schon reichte, sodass ich mich im nächsten Augenblick mit einem Baby auf dem Arm wiederfand.
Das kleine Gesichtchen war vom Weinen noch ein wenig rot und die Wangen glänzten noch feucht. Die blauen Augen, die bei Säuglingen immer noch ein Stück zu groß waren, blickten mir entgegen, während sich die Lippen schmatzend aufeinander bewegten.
Ich wusste nicht recht mit der Situation umzugehen, schließlich hatte ich noch nie ein kleines Kind auf dem Arm gehabt, was in meinem Alter sicherlich nicht oft vorkam.
In meiner Verwandtschaft hatte es im Laufe meines Lebens nie Nachwuchs gegeben und enge Freunde, die mich ihr Kind halten ließen, hatte ich eben nicht.
Woher sollte ich also eine Ahnung davon haben, was man alles mit einem so kleinen Kind machen konnte und was nicht.
Ich hatte Angst, Rosie irgendwie wehzutun, weshalb ich es kaum wagte, mich zu bewegen.
Der winzige Körper auf meiner Hüfte erschien mir so zerbrechlich und fragil. Rosies Haut sah so unglaublich zart aus, dass ich Angst hatte, sie mit meinen Fingern, die von den ganzen Getränken des Abends noch etwas klebrig waren, zu berühren.
Es waren ungewohnte, eigenartige Gefühle, die da in meinem Inneren wüteten, und ich konnte und wollte sie nicht ganz klar benennen.
Ich musste ein eigenartiges Bild abgeben, wie ich da stocksteif mitten im Raum stand und Rosie auf dem Arm hatte.
Plötzlich war ich recht froh, dass sich die Holmes-Brüder hinter mir befanden und sich nicht weiter über mich amüsieren konnten. Für ihre wunderbare Beobachtungsgabe wäre ich in diesem Moment ein gutes Opfer gewesen.
Plötzlich gab Rosie wieder ein lautes Quaken von sich, was mich ein wenig in Panik versetzte.
Wohlmöglich hatte ich ihr wehgetan, als ich so in Gedanken versunken war.
Rosie begann zu zappeln und schien sich auf meiner Hüfte nicht länger wohlzufühlen. Ihre kleinen Hände drückten gegen meinen Oberkörper. Sie schien von mir weg zu wollen.
Ich schluckte trocken und wandte mich dann hilflos in Richtung Küche, in der John verschwunden war.
Gerade, als das Quengeln wieder zu einem lauten Schreien anschwoll, erschien John mit einer Schüssel Brei in der Tür und seufzte leise, bevor er die Schüssel abstellte und mir zur Hilfe eilte.
„Ich habe irgendwas falsch gemacht. Ich glaube, ich habe ihr wehgetan", begann ich schon vor mich hinzureden, als John mir seine Tochter langsam abnahm.
„Tut mir leid", fügte ich noch leise hinzu, als Rosie sich schon an ihren Vater klammerte. Zu beruhigen schien sie sich dennoch nicht.
John warf nur einen kurzen Blick auf seine Tochter, bevor er mich beruhigend anlächelte.
„Quatsch, sie hat nur Hunger. Am Abend wollte sie nicht so richtig essen", erklärte er dann und wandte sich in Richtung Küche um.
Ich blieb etwas unbeholfen im Wohnzimmer stehen und spielte nervös mit meinen Fingern, während ich John hinterherblickte. Ich fühlte mich so hilflos und unfähig. Wie konnte es sein, dass ich nicht einmal in der Lage war, ein Kind zu halten?
Nach einem Augenblick blinzelte ich ein paar Mal und wandte mich dann den Holmes-Brüdern zu, die ich überraschenderweise für eine ganze Weile aus meinen Gedanken ausgeschlossen hatte.
Sie mussten mich lächerlich finden.
Sherlock saß an seinem Laptop und würdigte mich keines Blickes. Vermutlich war er schon längst wieder in Gedanken versunken und bekam nichts von dem mit, was um ihn herum passierte.
Mr Holmes allerdings erwiderte zu meiner Überraschung meinen Blick, als ich kurz zu ihm sah.
Er hatte auf dem braunen Sessel platzgenommen und blickte mir beinahe nachdenklich entgegen.
Schnell wandte ich mich wieder ab und ließ mich am anderen Ende des Raumes auf dem Sofa nieder.
Ich hatte mich wirklich blamiert.
Wie konnte es sein, dass mich eine wortwörtlich so kleine Sache wie ein Kind so aus dem Konzept brachte? Sie mussten mich allesamt für vollkommen unfähig halten.
Eine Weile lang herrschte eine für mich unangenehme Stille, in der ich mich erfolglos zu beruhigen versuchte. Die Begegnung mit Rosie hatte mich unglaublich aufgewühlt, sodass sich zu den vielen Gedanken, die wegen des USB-Sticks in meinem Kopf schwirrten, nun auch die über mein Leben gesellten.
Ich war doch tatsächlich eine dieser verbitterten, einsamen Frauen geworden und hatte dabei nicht einmal etwas im Leben erreicht. Ich hatte ja nicht einmal eine wirkliche Arbeit! Würde Mrs Doyle mich nicht schon so lange kennen, hätte sie mich niemals eingestellt.
Es musste für jeden offensichtlich sein, dass ich ein emotionales Wrack war.
Voller Wut auf mich selbst entledigte ich mich endlich meines Mantels und blickte dann wieder zu den zwei Männern am anderen Ende des Raumes. Es gab nun wirklich Wichtigeres zu tun, als über mein verkorkstes Leben nachzudenken.
„Also, warum bin ich hier?", fragte ich müde und blickte zwischen den beiden Brüdern hin und her.
Auf meine Frage hin erhob sich Sherlock von dem unordentlichen Schreibtisch und ließ sich dann gegenüber seines Bruders nieder.
Sie gaben ein beinahe lustiges Bild ab, wie sie da beide mit überschlagenen Beinen saßen und sich einmal mehr ein Blickduell lieferten. Wahrscheinlich würde ich nie verstehen, was in diesen beiden Männern vorging.
„Es ist offensichtlich, dass wir es mit Amateuren zu tun haben", wandte sich Sherlock dann schließlich an mich und seufzte ob meines fragenden Blickes kurz genervt.
„Die Einbrecher waren keine Spezialisten. Ihr Panzertape war leer und sie haben viel zu viele Spuren hinterlassen. Es ist klar, dass sie nicht besonders gut vorbereitet waren", erklärte er dann und kniff daraufhin wieder nachdenklich die Augen zusammen. In seinem Kopf musste es gerade nur so vor sich hin rattern.
„Für gewöhnlich tragen ordinäre Einbrecher keine Spritzen mit Betäubungsmittel mit sich herum", widersprach Mr Holmes. Innerlich klopfte ich mir auf die Schulter, derselbe Gedanke war mir auch gekommen.
Sherlock blickte seinem Bruder daraufhin mit leicht geneigtem Kopf entgegen, sagte aber nichts. Er war sich also tatsächlich doch gar nicht so sicher, wie es zuerst schien.
Vielleicht lag es lediglich an meiner emotionalen Instabilität oder dem Restalkohol in meinem Blut, allerdings beschloss ich in diesem Moment, mein Schweigen zu brechen.
Ich war mittlerweile so weit, dass ich den Holmes-Brüdern und John so weit vertraute, dass sie nichts Schlechtes mit den Informationen anstellen würden. Wie das Ganze für mich ausgehen würde, war mir mittlerweile beinahe egal. Früher oder später würden sie ohnehin alles über mich erfahren. Für das MI6 sollte es schließlich kein Problem sein, ein wenig in der Vergangenheit zu wühlen.
„Ich verstehe nicht, woher sie von dem Stick wussten", meldete ich mich also zu Wort, woraufhin mir die gesamte Aufmerksamkeit galt.
„Wieso sollten sie nicht von dem Stick wissen?", fragte Mr Holmes daraufhin. Vermutlich bereitete er sich innerlich wieder auf einen Schlagabtausch mit mir vor, den er sowieso gewinnen würde.
Ich gab ihm die Möglichkeit darauf aber gar nicht. Ich war zum Reden bereit.
„Es hätte niemand außer Mrs Doyle mehr von dem Stick wissen dürfen", antwortete ich und beobachtete mit Genugtuung, wie sich auf Mr Holmes' Gesicht für kurze Zeit ein Ausdruck der Überraschung abbildete.
„Sie wissen von dem Stick", entgegnete Sherlock und betrachtete mich nun wieder eingehend. Ich lächelte kurz müde und konnte nicht leugnen, dass es sich gut anfühlte, einmal mehr zu wissen als die beiden.
„Peter Gardener ist tot, Mr Doyle ist tot und sein Komplize Carl auch. Nach Mrs Doyles Wissen ist niemand außer ihr jemals eingeweiht worden. Entweder hat einer der zwei anderen also doch geredet oder das Ganze ist anderweitig entdeckt worden", führte ich also aus, wobei mir gleich darauf eine Frage auf der Zunge lag, mit der ich mich an Mr Holmes wandte.
„Woher weiß das MI6 von dem Stick?"
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Lügenleben || Mycroft Holmes
Hayran KurguJulie ist baff, als ihr offenbart wird, dass das nette ältere Ehepaar Doyle, das sie seit Jahren kennt, in staatliche Intrigen verstrickt ist. Aber viel Zeit bleibt ihr nicht, um diese Information zu verdauen, schließlich will nicht nur ein geheimni...