Wie jeden Morgen sitze ich im Bus, um Cleo abzuholen. Mittlerweile kenne ich ihre Mama Hildegard und ihren Bruder Basti. Ich habe das Gefühl, mich recht gut mit ihnen zu verstehen.
¦ You and me, we used to be together
Every day together, always
I really feel that I'm losin' my best friend
I can't believe this could be the end
It looks as though you're lettin' go
And if it's real, well, I don't want to know ¦Dieser Song bringt mich immer in eine so tolle melancholische Stimmung, Gänsehaut! Danke, Gwen Stefani, danke No Doubt.
Gerade als ich aus dem Bus aussteige, wechselt der Song und ich muss unweigerlich grinsen. Nichts mehr ist melancholisch, nachdenklich, nein, das macht einfach nur Gute Laune und das tat mir gut. Ich will gut gelaunt sein, ich will ihr zeigen, wie gut gelaunt ich trotz der Aussicht auf Schule sein kann. Für Cleo ist Bildung sehr wichtig, sie sagt mir immer, dass sie weiß, dass mehr in mir steckt, dass ich mein Potenzial nicht ausnutze.
¦Can you tell me who will still care?
Can you tell me who will still care?
Oh, yeahMmmbop ba duba dop ba
Du bop ba duba dop ba
Du bop ba duba dop ba du
Yeah, yeah... ¦Kann man bei dem Song eigentlich schlecht gelaunt sein? Ich singe ganz leise den Hanson-Song mit, während ich Cleo abhole. Heute bin ich früh genug, denn ich nehme jetzt schon einen Bus früher, um bei ihr zu sein, bevor sie das Haus verlässt. Ich sitze mit ihrer Mama in der Küche und höre, wie Cleo ihren Kleiderschrank anmotzt. Mein Blick wandert zur Uhr. "Cleo, mach mal ein bisschen Tempo, wenn ich schon so früh aufstehe, will ich auch pünktlich in der Schule sein!" Da fliegt mir ein Oberteil ins Gesicht. Ok, sie braucht wohl noch einen Moment.
>Als könnte sie in irgendwas nicht gut aussehen. Einen verfluchten Müllsack könnte sie sich überziehen und sie wäre noch immer mit Abstand das Schönste, was ich je in meinem Leben gesehen habe."<Wir laufen gemeinsam in die Schule, Schulter an Schulter, lachend und fröhlich. Zwischenstopp in der Bäckerei. Ich liebe es, uns morgens was Leckeres zu holen, dass wir uns dann noch teilen.
In der Schule angekommen umarmen wir uns zum Abschied. Heute haben wir kein Deutsch, wir sehen uns also erst in der großen Pause wieder.
Ich habe einen Plan, Cleo wird er nicht gefallen, aber da die Mission bereits läuft, muss sie vorerst auch nichts davon erfahren. Mein Mathematik-Lehrer kann mich nicht leiden und das beruht, wie man sich denken kann, auf Gegenseitigkeit. Was in Englisch bereits einmal hervorragend geklappt hat, versuche ich aktuell in Mathematik umzusetzen. Ich will abgestuft werden, in die 2. Leistungsgruppe.
Und nein, nicht nur, weil ich da bei Cleo sein kann. Aber wenn ich ehrlich bin, ist es durchaus eine weitere Motivation dafür. Sie tut mir gut, sie bringt mich zum Lachen, ich stehe morgens gerne auf, ich freue mich sogar auf die Schule.Vor dem letzten Test wurde ich gewarnt, wenn ich eine 3 oder schlechter schreibe, komme ich bereits zur nächsten Stunde in die 2. Leistungsgruppe. Ihr könnt euch denken, wie unheimlich mich das gestört hat. Ich habe exakt so viele Aufgaben gelöst, wie ich für die 3 brauchte und habe dann nicht mehr weiter gemacht. Er will mich ohnehin nicht in seinem Klassenzimmer, daher wird er froh sein.
Es klingelt, Mathematik steht auf dem Plan, ich grinse auf dem Weg zur Klasse, wo ich bereits von dem alten Griesgram erwartet werde. "Du kannst gleich in deine neue Klasse, wir hier brauchen nur Schüler, die auch rechnen können."
Wortlos drehe ich mich um und grinse, ich muss mich zusammen reißen, um ihm nicht zu sagen, was ich gerade denke.Da ich nicht weiß, wie Cleo tatsächlich auf meinen Abstieg reagiert, versuche ich mal, mir das Grinsen zu verkneifen, auch wenn es mir alles andere als leicht fällt.
Ich betrete das Klassenzimmer und die Lehrerin grüßt mich mit einem freundlichen Nicken. Cleo zieht die Augenbrauen zusammen und sieht mich gewollt böse an. Ihre Lippen Formen ein deutliches "Wieso?", ohne, dass auch nur ein Ton ihren Mund verlässt.
>Weil ich bei dir sein will, in deiner Nähe fühle ich mich nicht nutzlos. Für dich will ich ein besserer Mensch sein. Deine Nähe macht mein Leben lebenswert."Ich zucke mit den Achseln und will mich gerade hinsetzen, da meint die Lehrerin, ich solle mich doch bitte zu Cleo setzen. >Jackpot!< Beinahe hätte ich es laut gesagt!
Die Stunde vergeht schnell und ich habe wirklich viel Spaß, ich mag Mathematik. Zahlen machen genau das, was sie sollen. Die fallen nicht einfach mal so aus der Reihe. Da ist immer eine Logik dahinter, eine Formel die aufgeht. Keine Überraschungen oder Unklarheiten. Ich mag das, ich liebe das.
Nach der Stunde werde ich am Arm gepackt und in die Ecke der Klasse gezogen, Cleo hat die Stirn in Falten, sie kocht regelrecht vor Wut. "Wow, beruhige dich Cleo, wir hatten doch jetzt echt ne tolle Stunde, das wird toll. Hier macht Mathe Spaß."
Sie war ein ganzes Stück kleiner als ich, aber jetzt gerade hatte ich das Gefühl, dass sie sich über jegliche Physik hinweg setzt und einfach so immer größer und größer wird. "Spaß? Ernsthaft? Du gehörst nicht hier her, du kannst das besser als jeder in der 1. Leistungsgruppe. Lass dich sofort wieder hoch stufen. SOFORT!"Ich hatte ja befürchtet, dass sie nicht so begeistert sein wird, wie ich, aber damit habe selbst ich nicht gerechnet. Und das Schlimmste ist, dass ich weiß, dass sie wirklich enttäuscht von mir ist. Das ist kein schönes Gefühl, ganz und gar nicht.
Am nächsten Morgen redet sie kaum mit mir, bis sie plötzlich stehen bleibt, sich zu mir dreht und sagt "Musste das wirklich sein? War das ernsthaft notwendig?". Sie sieht mir tief in die Augen und ich nicke. "Okay.", mehr kommt nicht mehr von ihr zu diesem Thema. Sie versteht, dass es wirklich sein musste, wie immer, auch ohne viele Worte.
Tag für Tag werde ich ihr beweisen, dass es so wirklich am Besten war. Für mich.
DU LIEST GERADE
Was, wenn es Liebe ist?
RomanceDie erste Liebe klingt toll, was aber, wenn sie nicht so verläuft, wie im Film und in all den Vorstellungen die man so davon hat? Was, wenn alles anders ist als bei den anderen? Wenn es eben nicht die Disney Love Story ist, die man sich wünscht? Dan...