Was, wenn es Liebe ist?

Die Überraschung

Das Verstecken spielen ist etwas, was mir gar nicht leicht fällt. Besonders vor Mona, die immer wieder so dumme Anspielungen macht, dass ich doch aufhören soll, Cleo so anzuschmachten. Aber wie sollte ich auch anders? Cleo sieht gut aus, sehr gut sogar! Was natürlich auch zur Folge hat, dass die Jungs auf sie stehen. Viele Jungs, sehr viele. Ich platze dann immer fast vor Eifersucht, Cleo scheint das irgendwie zu mögen, dieses Wissen, dass ich sie nur für mich alleine will, sie nicht teilen will. Das schöne ist aber, dass sie den Jungs nie auch nur das kleinste bisschen das Gefühl gibt, eine Chance bei ihr zu haben. Ich würde ja sagen, dass das klar ist, denn die spielen alle nicht auch nur annähernd in ihrer Liga, aber wer tut das schon?

Auf einer Skala von eins bis zehn ist Cleo eine 25. Ich dagegen, bewege mich wohl irgendwo zwischen unsichtbar und unwichtig. Ich bin etwa einen halben Kopf grösser als Cleo, meine blauen Augen wechseln oft ins grau, vor allem, wenn es mir nicht so gut geht, oder ich wieder mal viel zu viel am Grübeln bin. Meine Augen sind tatsächlich das einzige an mir, das ich optisch mag. Meine Haare wechseln regelmäßig ihre Farbe und meine Frisur wandelt sich auch sehr häufig. Aktuell trage ich den "Mona hatte Lust mir den Kopf zu rasieren", was bedeutet, dass sie mir eigentlich einen Undercut rasieren sollte, sie aber einfach mal aus Spaß mit dem elektrischen Rasierer über den Kopf gefahren ist. Meine Haare sind jetzt also ober ca. 2 cm, an den Seiten noch kürzer, immer mit Gel und Wachs in Form gebracht und aktuell Wasserstoff-Blond. Cleo hätte, denke ich, lieber, wenn ich sie mir wieder etwas wachsen lasse. Ich ehrlich gesagt auch, aber die Übergangszeit ist immer so blöd, da weiß ich nie, was ich mit meinen Haaren anfangen soll.

Aber zurück zum Versteckspiel, denn das ist noch lange nicht vom Tisch. Ich will Cleo ja alles geben, was sie glücklich macht, aber jedes Mal, wenn sie ihre Hand von mir wegzieht, wenn jemand in den Raum kommt, tut es weh. Es tut weh, dass ich sie nicht halten darf, wenn wir mit Mona gemeinsam einen Film schauen. Sich zurück zu halten, liegt einfach nicht in meiner Natur. Aber für Cleo will ich das können, für sie will ich alles richtig machen. Ich liebe sie.

Es ist ein immer wieder kehrender Kampf mit mir selbst, denn ich weiß, dass Cleo mich nicht verletzen will, im Gegenteil. Es gibt Tage an denen macht mich das ganze einfach nur fertig, aber ich bin froh, dass das auch schnell wieder vergessen ist. Wenn ich mit Cleo alleine bin, kann ich wirklich alles um mich herum vergessen. Ihre Nähe tut mir einfach nur gut, sie tut mir gut. Alles an ihr ist einfach nur perfekt und vielleicht ändert sich ja auch irgendwann mal alles. Irgendwann sind wir alt genug, um weg zu gehen, nur sie und ich. Irgendwann...

Am kommenden Wochenende bauen sie bei mir im Ort ein Open Air Kino auf, nur für ein Wochenende. Da will ich unbedingt mit Cleo hin, nur sie und ich. Ich verbringe echt gerne Zeit mit unseren Freunden und wir machen das wirklich jedes Wochenende, wenn wir ausgehen, aber dieses eine Mal, will ich sie für mich.

Die Tickets habe ich bereits besorgt. Titanic! >Mats, bist du irre? Schon wieder?< Sogar meine innere Stimme wehrt sich schon dagegen. Immerhin durfte ich mir den Film mit ihr schon mindestens 10 mal im Kino anschauen, aber es macht sie glücklich. Und was Cleo glücklich macht, mach mich glücklich. Und mittlerweile ist Cleo auch nicht mehr ganz so böse, wenn ich am Ende nicht weine, sondern lache.

"Ich habe eine Überraschung für dich, fürs Wochenende. Also mach bitte nichts aus, was wir dann nicht halten können, ja?" Mir war klar, dass sie das nicht so im Raum stehen lassen wird, ohne wissen zu wollen, worum es geht. Ich liege auf dem Bett und Cleo sitzt aufrecht auf mir. erst versucht sie mich mit Küssen dazu zu bringen, ihr zu sagen, was ich vor habe. Als das nicht klappt, macht sie ihren Herz zerreißenden Schmollmund "Biiiiiiiiiiiitteeeeeeeee, sag mir was es ist. Ich hasse Überraschungen und das weißt du genau." Aber auch das zieht heute nicht, auch ich kann mal hart sein. Ganz abgesehen davon, dass Cleo es liebt, wenn ich sie überrasche

"Nur noch drei mal schlafen, dann ist Samstag und du erlebst es live." Dann fährt sie die wirklich harten Geschütze auf, sie flüstert mir ins Ohr "Was, wenn ich dich bis dahin gar nicht mehr küsse?" >Ok Mats, mal ehrlich, ist es das wert? Oder warte, sie spielt doch nur mit dir, das hält sie doch selbst nicht aus. Verdammt, verdammt, verdammt."<

Mein Schweigen hat in der Tat keinerlei Auswirkungen, außer, dass mich Cleo immer wieder mit ihrem Hundeblick ansieht und mich anstupst, als wäre sie ein Welpe, der spielen will. Ob ich ihr wohl sagen soll, dass ich das derart süß finde, dass es mich eher davon abhält, es ihr zu sagen? >Nee, sicher nicht. Einfach genießen!<

Es ist Samstagmorgen, Cleo ist schon munter, als ich aufwache. Sie starrt mich an. "Und?" fragte sie aufgeregt und sehr ungeduldig. "Und was?" entgegne ich ihr müde, aber wohl wissend, was sie von mir wissen will. "Jetzt hör auf, mich auf die Folter zu spannen und sag mir endlich, war wir heute machen!" Cleo umarmt mich und ich bekomme einen wirklich zärtlichen Kuss, der mich fast vergessen lässt, was ich überhaupt vor habe.

"Bald." Ich küsse ihre Stirn, klettere aus dem Bett und strecke mich verschlafen. "Ich verspreche dir, es lohnt sich."

Nach dem späten Frühstück zocken wir noch etwas auf dem N64, Ocarina of time. Okay, ich zocke, Cleo sitzt zwischen meinen angewinkelten Beinen und kuschelt sich an mich. Ich liebe dieses Spiel, ich muss mich nur immer sehr bemühen, von der richtigen Seite aufs Pferd aufzusteigen, sonst schimpft Cleo mit mir, ich muss nochmal absteigen und von der richtigen Seite rauf. Ja, sie ist da etwas speziell, aber das ist mit einer der Gründe, warum ich sie so sehr liebe.