Ein Komischer Abend

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Nach dem Mittagessen findet Cleo es völlig in Ordnung, dass ich noch etwas trainiere. Was soviel heißt wie, sie will, dass ich noch trainiere, sie verpackt das nur immer in so netten Worten, die dann so klingen, als hätte ich eine Wahl. Also schnappe ich mir meinen Handschuh und laufe damit kurze Sprints, bis ich kaum mehr kann. Dann legen wir uns gemeinsam ins Gras und schauen in den Himmel.

Kurz vor 16 Uhr laufen wir los in Richtung Videothek, um uns die Filme zu holen, die wir uns heute Abend ansehen. Ich bete innerlich zu allen Göttinnen die es gibt, dass es Titanic noch nicht zum Ausleihen gibt. Den Film musste ich mir jetzt bestimmt fünf Mal im Kino ansehen, genug ist wirklich genug.

Wir suchen uns gemeinsam zwei Filme aus, mehr Geld ist dafür momentan nicht drin, noch arbeite ich ja nicht für meinen Vater. Beim Rückweg holen wir uns im Supermarkt noch Paprika Chips und Mikrowellen Popcorn, Cleo hat für uns Energy Drinks mitgebracht. Verpflegung gesichert, wunderbar.

Zuhause angekommen hüpfe ich nochmal schnell unter die Dusche, denn dank des mehr oder weniger freiwilligen Trainings war ich doch recht verschwitzt, so kann ich mich beim besten Willen nicht in Cleos Nähe wagen. Als ich wieder in mein Zimmer komme, liegt Cleo gemütlich in meiner Hängematte, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, ihre Augen sind geschlossen und sie lächelt sichtlich zufrieden. Ich könnte jetzt stundenlang hier stehen und sie ansehen und hätte noch lange nicht genug davon. Ich weiß nicht, wie man so schön sein kann und dann auch noch so klug.

Als sie die Augen öffnet, versuche ich so zu wirken, als hätte ich sie jetzt nicht bereits minutenlang angestarrt, aber ich befürchte, Cleo hat das ohnehin längst mitbekommen. Nein, mir ist das jetzt nicht endlos peinlich. Wieso auch? Ich schreie innerlich um Hilfe und wünschte, ich könnte mich gerade selbst ohrfeigen. Alternativ wäre im Boden versinken noch akzeptabel für mich, aber auch das passiert natürlich nicht.

"Mum meinte, dass Abendessen ist fertig, hast du hunger?" frage ich sie, in der Hoffnung, dass das jetzt kein unendlich peinlicher Moment wird, in dem Cleo klar wird, wie kitschig verliebt ich in sie bin und das sie das nicht ertragen kann und für immer aus meinem Leben verschwindet. Ja, Kopf Ping Pong ist etwas Wundervolles.

Cleo aber lächelt nur und streckt ihre Hände nach mir aus, um sich von mir aus der Hängematte, welche ziemlich hoch hängt, heben zu lassen. Diesen Wunsch erfülle ich ihr natürlich nur zu gern. Alles scheint okay zu sein und wir gehen gemeinsam zum Essen runter. Nach dem Essen hilft mir Cleo noch beim Abwasch, wenn sie da ist, ist sie ein Teil der Familie, für alle. Meine beiden Brüder, die beiden sind acht und zehn Jahre alt, sie lieben Cleo und ich kann das absolut verstehen. Wie kann man sie auch nicht lieben?

Normalerweise würden wir uns jetzt noch mit ihnen gemeinsam etwas ansehen und die Jungs würden bei uns bleiben, bis sie ins Bett müssen, denn der einzige Fernseher steht in meinem Zimmer. Den habe ich mir auch selbst zusammen gespart und von unserem Nachbarn gekauft. Aber Cleo will heute nicht und erklärt den Jungs, dass wir heute alleine schauen wollen. Gar nicht ihre Art, ich hoffe, dass alles okay ist bei ihr. Wir spielen aber noch was mit ihnen, damit sie nicht zu traurig sind.

Im Zimmer angekommen, mache ich alles dunkel und hänge die Hängematte ab, Cleo schüttelt die Kissen auf, dass wir es uns dann auf dem Bett gemütlich machen können.
Die Snacks und Getränke sind bereit.

Da mein Bett mit allen Seiten offen im Raum steht, kann man sich nicht gut anlehnen, nur am Kopfteil, aber das ist irgendwie nur so halb gemütlich. Daher liegen wir eigentlich immer darin, Cleo vorne, ich hinten. Sie liegt auf meinem linken Arm und der rechte ist um sie geschlungen und ich halte sie von hinten am Bauch, während ihre rechte Hand auf meiner ruht. Heute hat sie ihre Finger stets in meine geflochten und hält mich eng an sich.

Nach dem ersten Film machen wir eine kurze Pause, ich mache nochmal Popcorn und starte dann den zweiten Film. Wir legen uns wieder ins Bett und kuscheln wie gewohnt.

Cleo hält meine Hand ganz fest und drückt sie an sich, dabei schiebt sie aus Versehen meine Hand ein Stück weiter nach oben, was beinahe in einem Herzstillstand endet. Merkt sie das nicht? Vorsichtig platziere ich meine Hand wieder auf ihrem Bauch, da ist sie gut aufgehoben und Cleo bekommt nicht das Gefühl, ich wolle ihr an die Brüste. Das passiert ihr heute immer und immer wieder, ich halte das kaum aus, ihren Körper so zu spüren, es macht mich komplett verrückt. Es ist schon nach Mitternacht und zum Glück ist der Film bald zu Ende, denn dann kann ich mich ganz unauffällig anders hinlegen.

Als der Film zu Ende ist, muss ich mich über Cleo beugen, um den Videorecorder auf zurückspulen zu schalten und den Fernseher abzustellen. Ich habe nämlich keine Fernbedienung und Cleo ist heute sichtlich zu faul um das zu tun. Ich mache noch schnell das Radio an, ich kann mit Musik einfach besser einschlafen. Als ich mich wieder hinlegen will, muss ich natürlich wieder über Cleo rüber, die sich in der Zwischenzeit auf den Rücken gedreht hat und mich plötzlich festhält, als ich direkt über sie gebeugt bin, meine Arme links und rechts von ihr abgestützt, mein Gesicht ganz nah über ihrem.

>Verdammte Scheiße Cleo, willst du mich foltern? Gibt's keine bessere Position zum reden? Hast du bei all dem "es wird sich nichts ändern" vergessen, was ich für dich empfinde? Merkst du denn gar nicht, wie hart das für mich ist? Ich sterbe innerlich tausend Tode.<

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