Der Schlimmste Tag Meines Lebens

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Bei Rebe und mir ist alles gut, übrigens auch bei ihr und Nina. Rebe steht ganz offen dazu und es ist ihr einfach sowas von egal.
Ich werde wieder jeden Morgen mit dem Versuch mich umzuwerfen begrüßt.

Bei Cleo und mir ist alles wie immer, wir sehen uns so oft es geht. Ich vermisse sie sehr oft und sie mich wohl auch, aber eben natürlich nicht so, wie ich sie.

Am Wochenende haben wir uns fürs Kino verabredet, Cleo, Mona, Rebe, Nina, ein paar andere Kollegen und ich. Ich freue mich auf den Abend, denn danach übernachten wir alle bei Mona.

Es ist Freitagabend und wir sind nach einem lustigen Abend im Kino auf dem Heimweg. Wir laufen vom Kino zum Bahnhof, Mona und ich ganz vorne, die anderen in Grüppchen verteilt etwas hinter uns. Mona ist mal wieder in einen Jungen verknallt und fragt mich, ob ich denn nicht auch einen Jungen toll finden würde. "Nein," sagte ich leise "aber sie!" und blicke zu Cleo.

 Mona schweigt einen Moment lang, zu lange, nach so einer Aussage, wenn man mich fragt.
"Aber wehe du sagst auch nur ein Wort zu ihr. Sie darf das unter keinen Umständen wissen, sie würde mich für immer hassen. Verspricht es mir!" mein Tonfall ist sehr ernst und ich wiederhole: "Versprich mir, es ihr nicht zu sagen!"
"Ja, schon gut, ich sag nix. Aber ernsthaft, du bist verknallt in Cleo? Seit wann? Warum weiß ich das nicht?"

Ich versichere mich nochmal, dass Cleo und auch alle anderen außer Hörweite sind. Beim Reden starre ich auf die Straße, ich schaffe es kaum, die Worte auszusprechen, aber jetzt gerade habe ich das Gefühl, dass es endlich raus muss. "Nein, nicht verknallt. Verliebt, unsterblich verliebt, ohne Zweifel aber auch ohne Hoffnung. Mein Herz schlägt mir zum Hals, wenn sie nur in meiner Nähe ist und wenn sie mich berührt, fühlt es sich an, als würde es stehen bleiben. Wenn sie bei mir schläft, liegt sie immer in meinen Armen zum Einschlafen, dann fühle ich mich vollkommen. Wenn sie nicht da ist, fehlt etwas, ich bin dann nicht ganz."

Ich will Mona gar nicht ansehen, ich weiß eh, was sie sagen will und will das nicht hören.
"Sag es ihr doch einfach."
>Einfach? Ernsthaft? Was daran soll bitte einfach sein?< mein Kopf versucht die richtigen Worte zu finden, aber außer "Kein Wort zu Cleo!" bekomme ich nichts raus.

Ich drehe mich um, klatsche in die Hände und versuche so gut gelaunt wie möglich zu verkünden, dass ich den Abend toll fand und ich meine Freunde liebe, jeden einzelnen davon. Ich umarme Rebe, ziemlich lange, wohl zu lange für Nina, die mich etwas böse ansieht. Rebe nimmt meine Hand und lässt dafür die von Nina los, wir rennen und lachen. Rebe und ich verstehen uns blind, sie wusste, dass ich kurz weg musste. Ob sie wohl auch weiß, was ich für Cleo empfinde? Ich will ihr das schon echt lange erzählen, aber seit sie mit Nina zusammen ist, kommt es mir so vor als würde sie denken, ich will sie kopieren oder einfach das tun, was sie tut.
Rebe ist nicht so, aber mein Kopf mach Ping Pong und ich kann das nicht steuern. Ich hasse Kopf Ping Pong!

Zwei Haltestellen müssen wir mit dem Zug fahren, Rebe eine mehr. Ich hasse es, zu wissen, dass sie dann alleine im Dunkeln nach Hause laufen muss, aber ihre Eltern wollen nicht so gerne, dass sie auswärts übernachtet.

Nina steigt mit uns aus und verabschiedet sich von Rebe mit einem Kuss. Rebe küsst mich zum Abschied auch auf den Mund, wie immer, natürlich nicht so, wie sie Nina küsst, aber es ist dennoch ein komisches Gefühl, zu wissen, dass diese Lippen zuvor noch Nina geküsst haben. Verdammtes Kopf Ping Pong.

Wir steigen aus dem Zug auf, ich springe die Stufen runter und winke Rebe zu, die aus dem Fenster lehnt und wir rufen alle laut zum Abschied.

Der Weg zu uns nach Hause dauert etwas zwanzig Minuten, wir laufen, denn um die Zeit würde hier auch kein Bus fahren, selbst wenn wir es wollten. Zum Glück ist es trocken und für einen Apriltag ziemlich angenehm.

Wir bringen Nina und ihren besten Kumpel heim, irgendwie gehört sie nur so richtig dazu, wenn Rebe dabei ist. Das mag gemein klingen, aber sie verhält sich auch nicht so als würde sie das ändern wollen. Ihr bester Kumpel steht auf Cleo, ich könnte jedes Mal kotzen, wenn er sie so anschmachtet und dabei fast sabbert.
Auch Cleo findet das nicht sonderlich schön, denn er akzeptiert kein nein, baggert immer weiter und schickt Nina los, mich zu überreden, dass ich doch Cleo überzeugen soll, ihm eine Chance zu geben. >Ja, klar, genau! Weil ich ja komplett bekloppt bin!<

"Cleo hat nein gesagt, reicht das nicht? Drei Mal übrigens und ich werde den Teufel tun, ihr gegen ihren Willen etwas schön zu reden."

Ich merke, wie Nina stinksauer wird, aber mir ist das egal. Ich verabschiede mich und laufe gemeinsam mit den anderen in Richtung Zuhause.

Das letzte Stück zu uns ist ein kurzer Anstieg und da wir die Nachbarn nicht wecken dürfen, versuche ich etwas leise zu sein. Ich laufe ein paar Meter vor den anderen und als ich mich ein paar Schritte vor unserem Haus umdrehe, sehe ich, wie Mona sich mit Cleo unterhält. Cleo dreht sich zu mir und ich sehe an ihrem Blick, dass Mona ihre Klappe nicht halten konnte.

Ich drehe mich um und laufe los, weg von Cleo, weg von allem. Zum Glück ist unsere Haustür nie abgeschlossen und ich laufe hinein, zieh die Tür hinter mir halb zu und lasse mich auf die Holztreppe sinken.

Das war es wohl mit der Freundschaft, jetzt habe ich Cleo für immer verloren. Die Tränen überkommen mich, Tränen der Trauer, der Wut, der Verzweiflung und Angst.

Wie sollte ich ihr jemals wieder unter die Augen treten können? Woher sollte ich den Mut dazu nehmen?

Ich blicke hoch und sehe wie Cleo die Einfahrt zu unserem Haus entlang läuft. Doch statt zu Monas Haus zu gehen, läuft sie zielsicher auf mich zu.

Was, wenn es Liebe ist?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt