Versteckspiel

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Als wir, wie so oft, mit unseren Freunden ins Kino gehen, um dort was zu trinken, verhalten wir uns, als wäre nie etwas passiert. Keiner soll wissen, was zwischen uns ist. Ich weiß es ja selbst nicht so genau, Cleo will darüber nicht reden, ich versuche es zu verstehen und zu akzeptieren. Sie sitzt neben mir, wir berühren uns kaum, sie trinkt nicht aus meinem Glas, wie sie es sonst immer getan hatte. Es fühlt sich an, als würde jetzt das passieren, wovon ich damals Angst hatte, als Mona ihr so brühwarm erzählt hatte, was oder eigentlich wie ich für sie empfinde.

Ich bemühe mich, sie nicht merken zu lassen, wie sich das für mich anfühlt, denn es fällt mir nicht leicht, sie nicht zu berühren. Ich wünsche mir, der ganzen Welt zu zeigen, dass ich sie küssen darf und nicht sonst jemand.

Der Abend geht langsam zu Ende, wir bezahlen unsere Drinks und laufen in die dunkle Nacht hinaus. Es ist angenehm warm, Cleo trägt eine eng geschnittene, weißes Bluse, die zum Anbeißen aussieht, dazu kurze Hosen und ihre über alles geliebten weiße Globe Schuhe. Das heißeste Skater Girl der Welt, nicht, dass sie mit einem Skateboard besonders viel anfangen kann, aber der Look steht ihr einfach zu gut.

Wir laufen zu zweit in Richtung Bahnhof, die anderen müssen in eine andere Richtung, die einen zum Bus, die anderen fahren mit dem Fad nach Hause. Heute nehmen wir den Weg am dem kleinen Bach entlang, er ist kürzer als der andere Weg, aber dafür dunkel und irgendwie unheimlich. Höhe Bäume links und rechts und man sieht kaum, was 2 Meter vor einem passiert. Sobald uns keiner mehr sehen kann, und die Dunkelheit sozusagen verschlungen hat, bleibt Cleo stehen, zieht mich an sich und küsst mich. Ich bin verwirrt.

Sie hält meine Hand und wir brauchen viel länger zum Bahnhof, als wenn wir den langen Weg genommen hätten, da wir alle paar Schritte stehen bleiben um uns zu küssen. Wir holen jede verpasste Minute nach, bis wir am Bahnhof ankommen. Cleo hält zwar weiterhin meine Hand, aber nicht mehr so, wie zuvor. Keine Küsse mehr, kein Gefühl von Verlangen.

Kaum habe ich meine Zimmertür hinter uns abgeschlossen, ist eine Spannung in der Luft, die man gefühlt durchschneiden könnte. Ich entscheide mich, dass es mir egal ist, wie sie sich im Kino verhalten hat, reden ist gerade das letzte worauf wir beide Lust haben. Es dauert nur Sekunden, bis Cleo nackt auf meinem Bett liegt und mich um meinen Verstand bringt. Dieses Mädchen lässt mich alles um uns herum vergessen, da ist nur noch pure Leidenschaft und Verlangen und das erfüllende Gefühl von Liebe, die so tief geht, dass man nicht mehr klar denken kann.

Wenn ich arbeite ist Cleo entweder in meinem Zimmer und wartet, bis ich endlich fertig bin, oder sie fährt mal Heim, frische Klamotten holen und sich bei ihrer Mum blicken lassen. Wenn ich fertig bin, wartet sie meistens auf mich, wir essen gemeinsam zu Abend, sehen uns einen Film an und knutschen.

Ok, ja, die Filme laufen eigentlich nur nebenbei, wirklich was davon mitbekommen tun wir beide nicht.

Mir geht es gut dabei, dass Cleo jeden Abend in meinen Armen einschläft und morgens darin wieder aufwacht. Es beruhigt mich, denn auch wenn wir nicht offiziell ein Paar sind, so weiß ich, dass sie nicht bei jemand anderen ist, sondern bei mir sein will.

Immer wenn das Wochenende naht, überlegen wir uns, was wir unternehmen könnten. Viel kosten soll es nicht, aber Spass machen. Und am liebsten nicht zu weit weg. Ich hasse es, wenn der Heimweg so lange dauert, denn das bedeutet, dass es länger dauert, bis ich Cleo wieder küssen kann und darauf will ich wirklich nicht länger warten als nötig.

Wir haben uns entschieden, dass wir am Wochenende ins Schwimmbad gehen. Ich bin ja tatsächlich kein großer Fan davon, mich in meinen Bikini zu schmeißen, aber der Gedanke daran, Cleo mit Sonnencreme einzureiben und sie den ganzen Tag in ihrem Badeanzug zu sehen ist einfach ein viel zu gutes Argument um nein zu sagen.

Wir fahren mit den Rädern in ein Schwimmbad ein paar Orte weiter, es ist größer als das bei uns und es hat einen Teil mit Naturgewässer.
Unseren Platz belegen wir ziemlich weit hinten, abseits von all dem Trubel und den vielen anderen Badegästen. Als Cleo ihr T-Shirt auszieht, muss ich mich zusammenreißen, sie nicht anzustarren. Aber mal ehrlich, wie weiß das und macht es mir gerade nicht besonders leicht.

Um halbwegs fit zu bleiben, und, vor allem, um mich etwas abzukühlen, geht's für mich gleich ins Wasser, Bahnen ziehen. Ich tauche in den Fluss ein und schwimme los. Vom einen Flussufer zum anderen, immer und immer wieder. Jedes mal, wenn ich zurück schwimme, sehe ich Cleo, wie sie mir dabei zusieht. Sie wirkt zufrieden, wie sie dasitzt und lächelt. Wie so oft, hat sie ein Buch in der Hand, ich frage mich da oft, wie in den schönen Kopf noch mehr Wissen passt. Cleo liebt es zu Lesen, fast so sehr wie das Reiten. Aber ich denke, an das Reiten kommt nichts und niemand bei ihr ran. Das ist bei ihr mit so viel Leidenschaft verbunden, dass sogar ich mich hin und wieder in die Nähe eines Pferdes traue, auch wenn ich nach einem kleinen Unfall doch mehr als nur Respekt vor diesen Tieren habe.

Ich habe das Gefühl, dass Cleo heute öfter zu mir sieht als in ihr Buch, das ist komisch, normalerweise sitzt sie stundenlang da und verschlingt ein Buch nach dem anderen. Vielleicht ist ihr Buch auch einfach nicht so spannen, wie sie es sich erhofft hatte.

Gerade als ich mir überlegt habe, eine Pause einzulegen, legt sie das Buch zur Seite, steht auf und geht Richtung Wasser, ohne stehenzubleiben springt sie Kopfüber ins Wasser, so elegant und mit einer Perfektion, als wäre sie ein Filmstar auf der Leinwand. Ich habe mich so auf Cleo konzentriert, dass ich plötzlich Wasser im Mund habe, weil ich untergehe. >Mats, reiß dich zusammen! Es muss ja nicht jeder mitbekommen, wie sehr du auf sie stehst. Trainieren Mats, beweg dich.< 

Ich weiß ja, dass es niemand wissen soll, aber jetzt gerade fällt es mir sehr schwer, ihr nicht nahe sein zu können. Cleo taucht nur wenige Zentimeter vor mir aus dem Wasser auf und hält sich an mir fest. > Oh Göttin, steh mir bei! < Jetzt gerade bin ich echt froh, kein Junge zu sein, sonst hätte ich noch recht lange im Wasser bleiben müssen.

"Ein bisschen härteres Training geht noch, oder?" fragt Cleo um mir dann ins Ohr zu flüstern "Belohnung gibt's später!". Mit diesen Worten schwimmt sie zurück ans Ufer, joggt leichtfüßig zum Handtuch, welches sie sich mit ans Ufer genommen hatte und schnappte sich den Tennisball, den sie mitgebracht hatte. Zurück an Ufer grinste sie mich an und holte aus, um den Ball zu werfen. "Komm schon, auf geht's, Bewegung." grinst sie frech. Das tolle an dieser Übung ist, dass ich nicht nur stupide von einem Ufer zum anderen schwimme, Cleo weiß, dass mir das so viel mehr Spaß macht und sie liebt es, mich hin und her zu jagen. Ich soll ja gesund bleiben.

Was, wenn es Liebe ist?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt