Die letzte Woche ist für mich wie ein komplettes Rodeo gewesen. Zwischen Schule, Volleyballspielen und dem Recherchieren, welche Studiengänge für mich infrage kommen, tut eine kleine Verschnaufpause sehr gut. Auch wenn diese bedeutet, dass ich wieder in diesem schäbigen Sozialraum meiner Schule sitze.
Es tut gut.
Vielleicht liegt es aber auch an dem blonden Mädchen vor mir, welches jede Nacht anfängt, in meinem Kopf rumzuspuken, als wäre sie ein Geist, der mich heimsucht. Es ist zum verrückt werden, kaum sind die Augen geschlossen erscheint ihr Gesicht, ihr strahlendes Lächeln und das glockenhelle Lachen.
Ava hat ihre ganzen Unterlagen vor mir ausgebreitet und ich habe das Gefühl, dass es bei jedem neuen Treffen immer mehr wird. Bald kommt sie mit einem Rollkoffer an, gleichzeitig muss ich aber auch mit Bedauern feststellen, dass das Interview wahrscheinlich eines der Letzten sein wird. In zwei Tagen ist das Halbfinale und nächste Woche sogar schon das Finale.
Die Zeit ist rasend schnell vergangen und es fühlt sich an, als hätte ich erst vor ein paar Sekunden den Aufschlag gemacht, um das Turnier einzuläuten. Mit dem Stuhl kippelnd beobachtet ich, wie Ava feinsäuberlich ein paar Notizen in ihren Kalender schreibt und ein paar Dinge abhakt.
Wird hinter meinen Namen, wenn wir hier fertig sind, auch einfach ein Haken gesetzt? Ein unwohles Gefühl steigt in mir auf, schlängelt sich langsam wie eine Anakonda um meinen Hals und drückt zu. Ich möchte nicht daran denken, einfach nur ein bedeutungsloses Wort auf ihrer To-do-Liste gewesen zu sein.
Aber das bin ich nicht, oder?
Mit zusammengekniffenen Augen versuche ich etwas in ihrem Gesicht zu erhaschen, ein Zucken ihres Mundwinkels ... irgendetwas, was mir sagt, dass ich mehr bin, als nur ein Name auf dieser Liste. Doch, als sie ihren Kopf hebt und sich unsere Blicke treffen, zuckt sie zusammen und blinzelt verwirrt.
»Ähm ... hab ich etwas im Gesicht?«, fragt sie und streicht sich verlegen eine Haarsträhne hinters Ohr.
Ich schüttle den Kopf. »Nein, sorry. Ich war in Gedanken und wollte nicht starren.«
»Kein Problem.« Sie setzt sich gerade hin, schnappt sich einen Stift und fängt direkt mit der ersten Frage an. Heute ist sie sehr professionell, schießt es mir durch den Kopf, während ich die erste Frage beantworte und von der Leistung meines Teams in den letzten Spielen erzähle.
Die Zeit vergeht zu schnell nach meinem Geschmack und ich fühle eine gewisse Enttäuschung, als Ava anfängt ihre Sachen in dem Rucksack zu verstauen. Was soll ich jetzt machen? Mich weiter an meine Zukunft setzen oder in der Halle ein paar Aufschläge üben? Connor hat das Wochenende keine Zeit, hat etwas über ein Treffen und einen alten Bekannten gemurmelt. Wenn ich genau nachdenke, ist Connor seit ein paar Tagen sehr merkwürdig drauf. Dreht sich in alle Richtungen um, sucht praktisch nach etwas ... oder nach jemandem.
»Also gut Noah, ich –«
»Lass uns was trinken gehen!«
Ava hält in ihrer Bewegung inne, genau wie ich selbst. Mir sind diese fünf Wörter plötzlich aus dem Mund gepurzelt, ohne, dass ich darüber nachgedacht habe. Etwas in meinem Kopf hat einen Kurzschluss verursacht, hat dazu geführt, dass bei der Reizweiterleitung zwischen den Synapsen was schiefgelaufen ist.
Ja, rede dir das weiter so ein. Idiot.
Still setzt sie sich wieder zurück auf den Stuhl und wirft einen kurzen Blick auf die Uhr hinter mir. »Eigentlich wollte ich mit dem Artikel weiter machen ...« Ihre Stimme ist leise, geradezu entschuldigend.
Sie will nicht.
Was soll sie schon mit dir?
Du bist halt doch nur ein Name auf der Liste!
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Chasing Dreams
RomanceAvas größter Traum ist es, Journalismus zu studieren. Sie hat ein Ziel in ihrem Leben und keiner wird sie von diesem Weg abbringen. Doch als Ava den - in ihren Augen - arroganten Noah Carter während des Volleyball-Frühlingsturniers interviewen muss...