Ich schaue in Avas gerötete Augen, welche von Tränen nur so schimmern. Meine ganze Magengegend zieht sich zusammen, während ich sie unbeholfen an den Schultern packe und an mich heranziehe. Ich bin nicht gut mit Worten und habe Angst, die Situation in diesem Moment noch zu verschlimmern.
Sie scheint meine Geste und die unausgesprochene Mitteilung zu verstehen, denn ein paar Sekunden später umschlingt sie mich mit ihren Armen und ihr kleiner Körper bebt in unserer Umarmung.Mein Herz rast wie wild, während ich fieberhaft überlege, was wir nun als Nächstes machen sollen. Connors Gesicht schiebt sich in mein Blickfeld und ich erkenne sofort, dass ihn die Situation innerlich zerreißt. Sein Kiefer ist so stark aufeinandergepresst, dass die Muskulatur weiß hervorsticht.
»Es ist nicht deine Schuld«, forme ich lautlos mit meinen Lippen, doch Connor scheint meine Aussage nicht ernst zu nehmen. Er fährt sich mit gespreizten Fingern durch die Haare und schüttelt den Kopf. Das Bedauern ist ihm quasi quer übers Gesicht geschrieben.
Natürlich würde er nicht auf mich hören. Dieser Sturkopf. Aber keiner hätte ahnen können, dass so etwas passiert. Geistesabwesend streiche ich über Avas blonden Haarschopf und spüre, wie sie sich langsam beruhigt. Nur ihr zittriger Atem kitzelt an meinem Schlüsselbein, ansonsten ist ihr Körper still an meinen gepresst.
»Vielleicht sollten wir erst einmal unsere Sachen zusammensuchen und dann zu dir nach Hause fahren, Ava«, beginne ich langsam und durchbreche somit die bedrückende Stille.
Ava zieht sich aus meinen Armen zurück, fährt sich mit den Handballen über ihre verheulten Augen und nickt. »Ja, ich muss sowieso das Auto zurückbringen und mir wahrscheinlich eine Standpauke abholen.«
Ihr kleiner Scherz am Ende lässt meine Mundwinkel etwas zucken, doch mir ist in diesem Augenblick nicht nach Lachen zu Mute.
»Ich werde mit deinen Eltern reden«, grätscht mein bester Freund mit fester Stimme dazwischen und wüsste ich es nicht besser, würde ich denken, dass er sich gerade für einen Krieg vorbereiten möchte.
»Connor. Das ist nicht deine Schuld.« Stumm stimme ich Ava zu, die sich nun zu Connor gewandt hat, um ihn zu beruhigen. Was für ein merkwürdiges Bild wir in diesem Moment wohl abgeben.
Hektisch schüttelt er den Kopf. »Doch ... ich bin schuld. Ich – ich hätte euch nicht mitreinziehen dürfen. Wenn ich nur nicht so dumm gewesen wäre ...«
»Nein«, sage ich mit fester Stimme, packe Connors Unterarm und ziehe ihn zu mir und Ava hin. »Du bist nicht dumm. Der Typ ist dumm und ein Arschloch. Du hast nichts falsch gemacht!«
Brummend schließt Connor die Augen und lehnt seine Stirn an meine Schulter an. Noch immer scheint er unsere Worte nicht zu glauben und ich bin mir sicher, dass das noch ein gutes Stück Arbeit wird, ihn von der Wahrheit zu überzeugen.
Einen kurzen Atemzug bleiben wir noch so stehen, genießen die Körperwärme des jeweils anderen, dann packen wir unsere Sachen und begeben uns auf den direkten Weg zu Avas Haus. Die ganze Fahrt über sagt niemand ein Wort und die Stimmung fühlt sich identisch an, mit der von letzter Nacht.
Der Empfang ist wie zu erwarten chaotisch. Die Haustür wird von Avas Mutter aufgerissen, bevor das Auto überhaupt richtig in der Einfahrt steht. Plötzlich erscheint Sophie und wirft sich praktisch in Avas Armen, die nur halb aus dem SUV ausgestiegen ist.
»Ava, verdammt. Was ist passiert?« Ihr Blick fällt auf mich und dann auf Connor. Ihre Augen weiten sich ein Stück, als sie die blauen Flecke und Schürfwunden auf seinem Gesicht erhascht. Dann wiederholt sie die Frage noch einmal, aber mit viel erschrockener Stimme. »Was ist passiert?!«
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Chasing Dreams
RomanceAvas größter Traum ist es, Journalismus zu studieren. Sie hat ein Ziel in ihrem Leben und keiner wird sie von diesem Weg abbringen. Doch als Ava den - in ihren Augen - arroganten Noah Carter während des Volleyball-Frühlingsturniers interviewen muss...