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Etwas peinlich berührt huscht mein Blick zwischen Sophie und Connor, die sich spielerisch necken, und Noah, welcher noch immer wie von einem Blitz getroffen seinen Kumpel anstarrt, hin und her. Nachdem ich mich gestern von Noah verabschiedet habe, habe ich sofort nach meinem Handy gegriffen und Sophie angerufen.

Im ersten Moment habe ich mich ziemlich schlecht gefühlt, alles meiner besten Freundin zu sagen, ohne dass Noah sein Einverständnis gegeben hat. Vielleicht wollte er nicht, dass das jemand erfuhr. Aber ich wusste nicht wohin mit meinen Gefühlen, das Kribbeln in meinem Körper – ich stand fürchterlich unter Strom.

Vorsichtig schiele ich zu Noah rüber. »Alles okay?«

Brummend zuckt er mit den Schultern, blinzelt ein paar Mal und wendet sich von den anderen beiden ab. »Ich kann nicht glauben, dass sie gewettet haben.« Stirnrunzelnd schüttelt er den Kopf.

Ich nicke. Ist es so offensichtlich gewesen, dass sich zwischen uns Gefühle aufgebaut haben? Sophie ist von Anfang an Feuer und Flamme gewesen, in ihrem Kopf eine Liebesgeschichte zusammenzustellen. Aber es ist Sophie, sie tut so etwas gerne und hat eine großartige Fantasie. In den ersten Momenten, als meine Freundin das getan hat, konnte ich sie nicht einmal für voll nehmen.

Und jetzt?

Jetzt hat sich alles als wahr herausgestellt.

»Willst du?« Noah reicht mir seine kühle Coladose »Hab aber schon ein paar Schlucke draus genommen.«

»Ist okay.« Ich nehme einen großen Schluck und die Kohlensäure prickelt in meinem Mund. Neben Noah zu stehen fühlt sich sehr beruhigend an, er strahlt eine Ruhe und Gelassenheit aus, dass sofort alle Anspannung von mir abfällt.

Vorsichtig hebe ich meinen Blick und betrachte ihn von der Seite. Aus diesem Blickwinkel wirkt sein Gesicht viel markanter und die Nase gerader als von vorn. Im Hintergrund höre ich lautes Gejubel aus der Turnhalle. Eine Mannschaft muss entweder den ersten Satz oder gar das ganze Spiel gewonnen haben.

Connor und Noah spielen morgen im Halbfinale gegen die Mannschaft, die dieses Match jetzt gewinnen wird. Nächste Woche Freitag ist dann das Finale, es ist einfach nur verrückt, wie schnell die Zeit verflogen ist. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich mit Sophie eine endlose Diskussion hatte, warum ich das Volleyballteam nicht interviewen wollte.

Im Nachhinein kommen mir meine ganzen Argumente lächerlich und kindisch vor. Wäre ich damals direkt auf Noah zugegangen und hätte das Problem angesprochen, das mich seit Monaten bedrückt hatte, hätte man sich vielleicht viel Drama ersparen können.

Ich ziehe nachdenklich meine Unterlippe zwischen die Zähne. Aber hätte Noah dann seine weiche Seite gezeigt? Wahrscheinlich nicht, wahrscheinlich hätte er sich selbstbewusst und unantastbar gegeben. So wie er es immer tut, wenn er nicht möchte, dass andere sein wahres Ich erkennen.

Erschrocken zucke ich zusammen, als sich eine warme Hand meine schnappt und minimal zudrückt. Er hat, ohne hinzugucken, meine Hand ergriffen. Ein angenehmer Schauer durchzuckt meinen ganzen Körper und lässt mich lächeln. Ja, daran kann ich mich gewöhnen.

»Kann ich dir heute Abend etwas zeigen?« Fast hätte ich ihn nicht gehört, da er so leise seine Frage stellt, dass es sich nur wie ein Lufthauch anfühlte.

»Ja, klar.«

»Ich hol dich ab.«

»Okay ...«, hauche ich.

Was möchte er mir zeigen und dies abends?
Endlich haben Connor und Sophie aufgehört sich zu Kabbeln und sich zu uns gesellt. Ein Lächeln stiehlt sich auf Connors Lippen, als er unsere verflochtenen Hände bemerkt. Im ersten Moment sieht es so aus, als wollte er etwas sagen, doch dann lässt er es bleiben.

Ich schaue alle drei an. Dass wir hier zusammen mal stehen würden – vor Wochen noch undenkbar. Aber das hier möchte ich nicht mehr missen. Im Gegenteil, die kleine Gruppe, die entstanden ist, ist mir ans Herz gewachsen.

»Na, träumst du wieder, Avalein?«, säuselt Sophie und schnippst neckisch vor meinem Gesicht rum. Sofort steigt eine Röte in meinem Gesicht auf und ich starre peinlich berührt auf meine Schuhspitze.

»Wir wissen doch alle, von wem sie träumt«, schiebt Connor hinterher und hebt schelmisch die Augenbrauen. O Gott, gleicht mein Gesicht bestimmt einer überreifen Tomate. Auch bei Noah bilden sich am Hals rötliche Flecken.

»Halt die Klappe, Connor«, zischt Noah zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ihm ist es sichtlich unangenehm, dass wir jetzt im Mittelpunkt stehen. Sanft streiche ich mit dem Daumen über seinen Handrücken, um ihm zu zeigen, dass er sich nicht aufregen braucht.

Mit einem zufriedenen Seufzer stemmt Sophie ihre Hände in die Hüfte. »Wollen wir ein Eis essen gehen?« Sofort stimmen Noah und Connor zu und auch ich nicke anschließend. Der heutige Samstag ist wunderschön und man merkt, dass wir nun im Frühling angekommen sind.

Die Sonne scheint mit ihrer ganzen Kraft und die Blumen blühen mit ihrer wundervollen Stärke. »Müsst ihr nicht hierbleiben?«

Noah schüttelt den Kopf. »Wir waren heute zufällig hier. Morgen spielen wir und Montagnachmittag helfen wir bei den Ständen aus.«

»Na, wenn das geklärt ist«, Sophie tänzelt voraus, »dann kann es ja losgehen.« Noah setzt sich in Bewegung und bleibt dann stehen, als er bemerkt, dass Connor plötzlich in eine andere Richtung geht. Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen hoch.

»Ich komme gleich.« Er lässt meine Hand los und geht mit zwei großen Schritten zu seinem besten Freund rüber. Sie scheinen ein paar hitzige Sätze auszutauschen. Ich beobachte, wie Connor energisch den Kopf schüttelt, während Noah übertrieben die Augen verdreht und seine Hände in den Hosentaschen verdreht.

Auf seinem Gesicht ist ein einziges Spiel der Emotionen zu erkennen, während er eisern seinen besten Freund anschaut. Etwas unwohl die beiden bei einem Streit zu beobachten, drehe ich meinen Kopf nach links und erhasche plötzlich eine bekannte Person.

Einen Jungen, welchen ich vor ein paar Tagen gesehen habe. Mit Connor in dem Klassenraum. Der Typ scheint mich nicht zu bemerken, weil er direkt auf Noah und Connor starrt. Seine Mundwinkel zucken und dann verziehen sich seine Lippen zu einem teuflischen Grinsen.

Etwas sagt mir, dass hier etwas gerade gewaltig schiefläuft, und mir gefällt es nicht. Ganz und gar nicht. Ich bemerke nicht, dass Noah sich von Connor abgewendet hat und wieder zu mir rübergekommen ist. Erst, als ich seine warme Nähe spüre, reiße ich meinen Blick von den Typen los und schaue Noah erwartungsvoll an. »Und?«


»Er kommt gleich nach ... muss noch schnell etwas abklären ...«, bringt Noah gepresst zwischen seinen Zähnen hervor und ich sehe, wie er seine hinteren Zahnreihen aufeinanderdrückt, weil sich sein Kiefer so hart anspannt, dass das Zugucken schon fast wehtut.

»Alles okay?«, stelle ich die Frage und weiß ganz genau, dass nicht alles ‚okay' ist.

»Ja ... also«, er atmet geräuschvoll aus, »ich habe das Gefühl, dass er mir etwas verheimlicht.« Sein Blick gleitet sorgenvoll wieder zu Connor, der in der Turnhalle verschwunden ist, und beißt sich auf die Unterlippe. »Aber vielleicht bilde ich es mir auch nur ein.«

Ich brumme nachdenklich. »Oder er möchte dich nicht damit belasten.«

»Aber das ist Quatsch. Er hilft mir auch immer, dann kann er sich von mir auch mal helfen lassen.« Er seufzt erneut und greift dann wieder nach meiner Hand. »Ich spreche morgen noch einmal mit ihm.«

Ich nicke. Vielleicht muss Connor erst einmal sein Problem mit sich selbst ausmachen. Aber es interessiert mich schon, warum er sich merkwürdig verhält. Auch gerade beim Gespräch hatte ich das Gefühl, dass der sonst so aufgeweckte Connor Hale nicht wirklich bei der Sache war.

Noch einmal schaue ich über den Platz und suche den Typen, doch er ist verschwunden. Genau wie Connor – mir gefällt er Gedanke nicht, dass sie zusammen verschwunden sind. Doch etwas kitzelt daran und ich weiß, dass ich es Noah eigentlich sagen sollte. Doch die Sorgenfalte zwischen seinen Augen sticht nun stärker hervor, als sonst.

Ich verschiebe es auf später. Was soll schon passieren?







Was für ein Geheimnis hat Connor wohl? 🤔 Wie immer hoffe ich, dass euch das Kapitel gefallen hat

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Was für ein Geheimnis hat Connor wohl? 🤔
Wie immer hoffe ich, dass euch das Kapitel gefallen hat. Heute kam es etwas später, aber ich habe die wundervolle Sonne genossen. ☀️

Ich wünsche euch einen wundervollen Sonntag Abend!😊

Eure A.❤️


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