Nun saß ich hier mit Tante Zühal, meiner Mutter, die Mutter von Eymen's zukünftige Frau Minel und sahen gemeinsam zu, wie Eymen und Minel am Nebentisch sich unterhielten. Ich brodelte schon vor Eifersucht, doch konnte es einer sehen? - Nein! Ich wippte mit meinem Fuß nervös hoch und runter, bis ich einen warnenden Stoß von meiner Mutter bekam. Ich seufzte genervt auf, griff nach meinem Handy und fing an in jeglichen sozialen Plattformen meinen geringen Datenvolumen unnötig zu verschwenden. Doch das tat nicht weh, solang ich die Turteltauben nicht sehen musste. So verbrachte ich gerade Mal fünf Minuten bis ich eine Nachricht aus einem Gruppenchat empfang. Ohne lang zu überlegen, tippte ich auf den Banner. ‚Und wie läuft's mit dem Verkuppeln, Detektiv Bade?', las ich die Nachricht von Ercan, den er in unsere Geschwistergruppe versandt hatte. Ich seufzte erneut auf. Nun war ich auch noch der Detektiv unter meinen Geschwistern. 'Alles im Grünen Bereich krch!' Ich fing an zu schmunzeln, worauf ich einen zweiten warnenden Stoß von meiner Mutter bekam. Genervt blickte ich auf und erhaschte die stummen Blicke auf mir ruhen, sodass ich mein Handy in meine Tasche räumte und grimmig aus meinem Eiskaffee schlürfte, während ich gezwungen die Turteltauben beobachtete.
Die Uhr schlug mittlerweile auf 17:36 Uhr und sie unterhielten sich immer noch. Dieser Anblick zerfraß mich innerlich komplett auf. Wie konnte man mit einer fremden Person über zwei Stunden reden? Wütend nahm ich einen letzten Schluck aus meinem Glas Wasser. "Mama ich fahr nach Hause, wünsch euch noch viel Spaß!", ließ ich sie wissen, schnappte schnell nach meiner Tasche und lief auf das geparkte Auto zu. 'Endlich!', rief meine innere Stimme laut. Glücklich das ich ohne große Probleme davon flüchten konnte, kurbelte ich mein Autofenster runter und ließ random ein Lied abspielen, worauf ich nur die Lautstärke komplett aufdrehen konnte.
[..]
20:17 Uhr und ich war auf dem Weg nach Hause. Ich fuhr den Tank komplett aus und konnte schon einen Streit zwischen meinen Schwestern und mir vorhersehen. Ich seufzte laut auf, parkte das Auto in unseren Hof rein und begegnete dort Eymen am Auto angelehnt eine Zigarette rauchen. Verwirrt von diesem Anblick, versuchte ich ruhig und gelassen aus dem Auto auszusteigen. Ich lief unsicher auf ihn zu und überlegte wie ich ihn ansprechen sollte, gar ob ich ihn überhaupt ansprechen durfte. Als ich nach wenigen Schritten doch vor ihm stand, atmete ich tief ein, bevor ich ihn auf mich Aufmerksam machte. "Alles in Ordnung?" Meine Stimme war wieder einmal leise, sehr leise. Allein seine Anwesenheit machte mich nervös. Er sah noch vor kurzem den dunklen Himmel an, bevor er zu mir runter blickte. Er lächelte mich leicht an und stiehl somit meinen Atem. Er hat mich angelächelt? - Er hat mich angelächelt! "Sollen wir eine Runde fahren?", schlug er lächelnd vor und kratzte sich am Nacken. Er sah mich zurückhaltend an, was in mir nur noch pure Verwirrung auslöste. Seit wann macht er sich die Mühe, mit mir zu sprechen? Ich zuckte mit den Armen und sah hoch, auf die geschlossenen Rollläden unserer Wohnung. „Ercan ist nicht da", informierte er mich resigniert und sprang aus der Motorhaube runter. "Gut, von mir aus.", ließ ich ihn ebenso resigniert wissen, doch innerlich spürte ich jede Zelle vor Nervosität zittern. Er nickte lediglich mit dem Kopf und lief gelassen auf die Fahrerseite zu. Als sein Rücken zu mir gewandt war, ergriff ich die Möglichkeit, meine Augen für einen kurzen Moment zu schließen. Dabei zwickte ich mir ungläubig in den Arm. Er wollte mit mir seine Zeit verbringen? Er wollte mit mir abhängen? "Auf was wartest du noch? Steig doch ein!", nahm ich Eymens verwirrte Stimme wahr. Ich schlug meine Augenlider erschrocken auf und sah peinlich berührt zu ihm rüber. Er sah mich belustigt an. "Was grinst du so blöd?", fragte ich ihn giftig und kreuzte meine Arme vor meiner Brust. "Oh man, auf was habe ich mich nur eingelassen!", beschwerte der Herr sich lachend, worauf mein Mund nur noch offen blieb. "Idiot", murmelte ich beleidigt vor mich hin und lief auf die Beifahrertür zu.
21:27 Uhr und es herrschte Stille im Auto. Wir fuhren seitdem auf dem Autobahn und ich hatte mittlerweile das Gefühl, dass Eymen selbst keine Ahnung hatte, wohin er uns hinfuhr. Es vergingen weitere zehn Minuten und mittlerweile hielten wir an einer Raststätte an, doch wieder sprach keiner von uns. Ich nahm all meinen Mut zusammen und ließ die erste Frage zögernd fallen. „Ist alles ok bei dir?" Er sah zu mir rüber. Seine Augen spiegelten die Leere. Keine Gefühle, keine Emotionen, einfach nichts! Für die ersten Sekunden hielt ich Stand mit seinem Blick, doch kurzerhand brach ich den leeren Blickkontakt ab und sah beschämt aus dem Fenster, in die leere Nacht hinein. Vielleicht konnte die dunkle Nacht mir mehr erzählen, als Eymen es überhaupt getan hatte. "Ich will nicht mit Ihr heiraten", ließ er mich nach einer langen Pause wissen. "Ihr kennt euch doch noch gar nicht, Eymen!", versuchte ich ihm vergeblich leise zu erklären. Ich sah weiterhin aus dem Fenster raus. Die Autos rasten hintereinander an der Raststätte vorbei. "Ich liebe Sie aber nicht.", flüsterte er genauso leise wie ich. Mein Kopf wandte sich augenblicklich zu ihm rüber und meine Augen trafen seine. "Ich liebe eine andere Frau", fuhr er sein Satz fort und stach somit mit seinem Geständnis in mein blutendes Herz. Er war verliebt? Einerseits war ich froh, dass er Minel nicht heiraten wollte, doch einerseits versetzte er mir mit seiner letzten Aussage einen Stich im Herzen und schlug endgültig meine Atemwege weg. Ich musste ruhig bleiben und richtig handeln, doch leider kam als Endergebnis nur ein Zittern und Herumstottern zustande. „Weiß Minel von deinen Gefühlen Bescheid?" Meine Stimme verriet meine Angst. Angst, ihn endgültig zu verlieren. „Ja", ließ er den Satz locker aus dem Mund gleiten. 'Ich liebe eine andere Frau', hallten seine Worte in meinem von Schmerz betäubtem Kopf. Ich spürte die Not meiner Atemwege, ich konnte nicht mehr atmen, doch bemerken lassen war das Letzte was ich wollte. Meine rechte Hand glitt auf den Fensterknopf. Doch leider fuhr es weder hoch noch runter, da Eymen den Motor abgeschaltet hatte. Ich schloss meine Augen für eine Sekunde, griff gleich danach zum Türgriff und schloss somit meine Tür auf. Mich begrüßte sogleich die angenehme kühle Luft, sodass ich gleich danach aus dem Auto ausstieg. Ich wollte weg. Ich wollte sein Gefühlschaos nicht wissen. Ich sog die kühle Luft in mich ein und beruhigte mich somit ein bisschen, bis ich Eymen's Räuspern hinter mir wahr nahm. Ich schloss sogleich meine Augen. Ich wollte ihn nicht sehen. Nicht mehr hören. Jedoch war allein sein Geruch ausreichend genug, um die Gefühlsachterbahn in mir wieder starten zu lassen. "Warum hast du deiner Mutter nichts davon erzählt?", fragte ich benommen, da diese Frage mich eine Unmengen an Kraft gekostet hatte. "Ich wollte es ihr offenbaren, doch da kam sie auf die brillante Idee mich mit Minel zu verkuppeln", antwortete er mir meine Frage und setzte sich neben mich auf die Motorhaube. „Dann klär doch Tante Zühal und Onkel Necati schnellstmöglich auf? Sie werden das sicherlich verstehen. Allein das du dich noch mit Minel getroffen hast, ist bescheuert!" Ich spürte seine Blicke auf mir ruhen, während ich unbemerkt seinen bekannten Duft in mich einsog. „Ich weiß, aber bevor ich es mit meiner Frau nicht besprochen habe, will ich es nicht bekannt geben." Ich blieb stumm, schluckte schwer den trockenen Speichel runter und spürte, wie mein Kopf zu Platzen drohte. 'Meine Frau', wiederholten sich die Wörter in meinem Kopf, sodass ich seufzend lächelte. Ja Bade, was hattest du auch gedacht? "Wollen wir uns auf den Rückweg machen? Meine Mutter ist sicherlich schon zu Hause."
[..]
Meine Frau. Meine Frau. Meine Frau.
Seine Wörter hallten ununterbrochen in meinem Kopf, sodass es schon zum Explodieren drohte. Ich kam damit nicht klar. Zu wissen, dass er Augen für eine andere Frau hatte, brach mir meine Traumwelt zusammen.
„Wo warst du?!", hallte Ercan's wütende Stimme durch die ganze Wohnung, als ich die Wohnung müde betrat. Als er jedoch Eymen hinter mir sah, verstummte er augenblicklich und sah abwechselnd zu mir und zu Eymen rüber. „Sorry, für die Verspätung. Hab Bade kurz entführt, Bruder." Genauso wie mein Bruder, sah ich Eymen überrascht an. „Ich muss mit dir was Wichtiges besprechen", fuhr Eymen fort und zog Ercan mit in sein Zimmer, während Ercan mit seinem Zeigefinger auf mein Zimmer deutete. Genervt verstand ich die Ansage; Ich wurde in mein Zimmer verscheucht.
Für den Tag war es zu viel Adrenalinkick und doch wollten die bestimmten Sätze nicht aus meinem Kopf verschwinden. Was Eymen und Ercan danach besprochen haben, bekam ich nicht mit. Doch ich versuchte mit einem Trinkglas mein Glück, den meine jüngere Schwester Eylül wieder einmal nicht weg geräumt hatte. Das Ende an mein Ohrmuschel gedrückt, lauschte ich mit der Öffnung des Glases durch den petrol gestrichenen Wand die Diskussion zwischen meinem Bruder und Eymen. Nach einer halben Stunde gab ich auf, da ich nichts zu hören bekam. Gelangweilt nahm ich mein Handy zur Hand und schrieb während dessen mit meinen Schwestern, sodass ich erst jetzt bemerkt hatte, dass keiner meiner Familienmitglieder außer Ercan zu Hause waren. Es war still, bis ich Eymen laut aufschreien hörte. „Ich liebe Sie, Ercan!"
„Ich liebe Sie, Ercan!" Ein Grund, aus Atemnot zu sterben..
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Ohne Dich.
Romance„Ich liebe dich", ließ Sie Ihn wissen. „Ich will mich scheiden lassen", ließ Er Sie wissen. - Diese Geschichte wird überarbeitet! -