.09- Es ist aus

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Ich lauschte die lauten Raketten, die in der Luft in tausend Stücke zersprangen. Genau wie mein Herz. Ich sah zu, wie er von mir lief. Meine Augen füllten sich mit Tränen, die unkontrolliert an meinen Wangen herunterflossen. Schluchzent sackte ich auf den harten Asphaltboden und spürte somit den weißen Schneehaufen unter meinen Knien. Die kalte Winterluft klatschte mir auf meinen nackten Armen eine Gänsehaut und ich fing an zu zittern. 2012, herzlich Willkommen!

Februar 2012

Es vergingen zwei Monate und Eymen war wieder der Alte. Die Ignoranz kehrte wieder zurück und nahm mir somit meine letzte Hoffnung sowie meinen letzten Nerv mit.

„Bade, was ist zwischen euch gelaufen?", hörte ich Tante Zühal zum zehnten Mal neugierig fragen. Ich sah sie ausdruckslos an. Ihre neue Haarfarbe stand ihr wie angegossen, doch sie hat mit ihren Augenbrauen herum experimentiert. Die Form wurde sehr streng gezupft und wirkte mir gegenüber sehr unheimlich. „Nichts", erwiderte ich ihre Frage. Sie zog ihre rechte Augenbraue prüfend hoch. Egal ob sie es mir nun abkauft oder nicht. Es war nun mal die Wahrheit. Zwischen Eymen und mir war nichts los.

„Ich würde vorschlagen, die Verlobungsfeier nach deinem Semester zu feiern. Was meinst du Bade?", versuchte Tante Zühal die Stimmung aufzulockern und in ein anderes Thema zu lenken. Ich nickte zustimmend. Ich wollte Eymen bei mir haben. Er liebt mich, so wie ich ihn liebe. Da war ich mir zu Hundert Prozent sicher. Meine Mutter sowie Tante Zühal blickten sich verwundert in die Augen. „Mein Mädchen, meinst du das gerade ernst?", hörte ich meine Mutter verwundert sprechen. „Ja Mama. Tante Zühal sprich mit Eymen darüber. Aus meiner Sicht, steht nichts im Weg."

„Geht es dir eigentlich noch gut?!" Ich zuckte leicht nach hinten. „Was fällt dir ein, ohne mein Erlaubnis für die Verlobungsfeier zuzustimmen?" Seine Augen spuckten wortwörtlich Feuer, seine Stimme bebte vor Wut und jede seiner Wörter waren wie eine heiße Lava, die über meine nackte Haut seinen Weg suchte. Ich legte zur Beruhigung meine Hände auf seine Brust und blickte in seine Augen, die immernoch Feuer spuckten. Was war den daran falsch, sich nach einem halben Jahr zu verloben, wenn sie sich schon so sehr liebten? „Nenn mir einen plausiblen Grund, warum du dich jetzt nicht verloben möchtest", forderte ich ihn flüsternd auf. Er sah mich geschockt an, ging einen Schritt nach hinten und somit fielen meine Hände aus seiner Brust. Er fuhr mit seiner Hand durch seine dichten Haare und blickte verzweifelt durch die Gegend. „Du solltest rein, bevor einer es hier falsch versteht", verblüfft zog ich meine Augenbrauen in die Höhe. „Dein Ernst?" sprach ich verwundert, aber doch etwas enttäuscht von seiner Fluchtstrategie. „Gut. Dann sehen wir uns am Donnerstag!" Als er wieder nichts erwiderter, lief ich enttäuscht die Treppen hoch zu unserer Wohnung.

„Wann soll es den stattfinden?", wollte der ältere Mann, mitte vierzig, von uns wissen. „Zwischen März und Juni", sprach ich seelenruhig aus und blickte kurz auf meine linke Seite. Eymen saß gelangweilt mit mir auf dem braunen Ledersofa, während der Mann uns gegenüber hinter seinem Arbeitstisch saß und in seinem Kalender hin und her blätterte. „Wie wäre es am 16. April?", ich blätterte in meinem Kalender herum. Ich sah zu Eymen rüber, um auch seine Meinung zu hören. Doch er nickte nur gelangweilt mit seinem Kopf. Ich seufzte und stimmte für diesen Datum zu.

März 2012

Es war komisch zu wissen, dass ich innerhalb eines Monat verlobt werde. Je mehr sich meine Verlobungsfeier heranrückte, desto mehr spürte ich die Anspannung und die Glücksgefühle unserer Familien. Und nach längerer Zeit hatten Eymen und ich wieder die Zeit für uns gefunden. Nach einer längeren Zeitspanne, genoss ich endlich die Zweisamkeit mit Eymen. Wir fuhren etwas abseits der Stadt in ein Café und unterhielten uns nach monaten wie zwei verliebte Menschen. „Ich liebe dich", gab ich meine Gefühle offen zu und sah Eymen erwartungsvoll an. Er nahm meine rechte Hand in seine und küsste meinen Handrücken.

„Bade?", Eymen und ich sahen einen Jungen zu uns laufen, doch ich kannte ihn nicht. Etwas verwirrt betrachtete ich ihn von oben nach unten. „Kennt man sich?", er sah mich verwirrt an. „Willst du mich verarschen?", hörte ich ihn fragen. „Nein?", ich legte meine Stirn in Falte und dachte scharf nach, ob ich den jungen Mann vielleicht doch kannte. „Wir hatten doch noch vor kurzem ein Date!" Wie vom Blitz geschlagen sah ich ihn geschockt an. Was quaselt er den da?! „Wie bitte?!", hörte ich nun die wütende Stimme von Eymen. „Bade stimmt das?" - „Nein!" - „Du lügst!", mischte sich der Junge ein und brachte Eymen somit zum Platzen. Er schlug auf den jungen Mann ein, zog mich gewaltig mit sich nach draußen und schuckte mich unachtsam auf den Boden. „Es ist aus! Bitti! Finito!", schrie er außer sich und klatschte auf seine Hände, um mir seine Wörter zu verdeutlichen. Er zog den Ring aus seinem Finger aus und schmiss sie mir auf mein Gesicht. „Es ist aus!", schrie er nochmal wütend, lief die breite Straße runter und ließ mich rücksichtslos alleine. Genauso wie am Silversterabend..

Ohne Dich.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt