.45 - Akzeptanz

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Angespannt sah ich auf meine Hände runter und kämpfte mit den steigenden Tränen. Es war mir einfach unangenehm, dass man unsere Namen aus einem anderen Licht beachtete.

Als er damals mir den Schal um meinen Hals band, hatte ich keine Sekunde an eine romantische Näherung gedacht. Meine Gedanken schwirrten eher an Eymen. Eymen, der zu dem Zeitpunkt einfach zu eifersüchtig, besitzergreifend und in gewissen Zügen handgreiflich wurde. Und nun war ich ihm schlichtweg egal.

Wütend biss ich mir auf die Unterlippe. Ich dachte schon wieder an ihn. Wann wollte dieser Fluch enden?

„Trennen Sie sich deswegen?", brach Herr Al-Hamid zögernd die bedrückte Stille nach einer Schweigeminute. Dabei entging mir nicht, wie überlastet er selber mit der Situation war.

Mein Kopf schoss augenblicklich in die Höhe und fing an verneinend den Kopf zu schütteln. „Nein!", rief ich panisch auf und riss meine Augenbrauen in die Höhe.

Grübelnd legte er seinen Kopf schief und sah mir stumm in die Augen. Ein warmer, satter Braun schimmerte mir entgegen und ließ mich beruhigen. Es strahlte eine Geborgenheit aus, der wie eine Salbe um meine Wunde wirkte. Ich bewunderte ihn regelrecht und war erstaunt, wie er mich mit nur einem Blick beruhigen konnte. So als wolle er mir mitteilen, dass ihm die Situation aufrichtig leid tat.

„Verstehe", murmelte er nun nachdenklich und brach den intensiven Blickkontakt ab, um in die Ferne zu sehen. Still nickte ich mit meinem Kopf.

Ich konnte mir selber nicht leugnen, dass ich für einen Moment diese Spekulation tatsächlich wünschte. Nicht weil ich auf meinen Chef stand. Es war eher der Wunsch, Eymen somit eine auszuwischen. Ich wollte, dass er denselben Schmerz zu spüren bekam, der mir am eigenen Leib abging. Ich wollte ihn leiden sehen. Wenn sogar, vor Schmerzen schreien hören.

„Ich ignoriere Ihre Arbeitsverweigerung und lehne Ihre mündliche Kündigung ab", fuhr er fort und kreuzte seine Arme vor seiner Brust, während er seine Beine nach vorne ausstreckte.

„Bitte?!", rief ich überrascht auf und war sichtlich überfordert. Verdattert zog ich meine Augenbrauen zusammen und konnte ihm nicht folgen.

Herr Al-Hamid warf mir einen seitlichen Blick zu und nickte bestimmt. „Sie haben schon richtig gehört, Frau Gürmen. Ich lasse Sie nicht gehen", schmunzelte er am Ende und ließ seine Grübchen hervorstechen.

Eine Gänsehaut überfuhr meine Arme und warf mich aus der Bahn, dass er mich abrupt mit meinem Geburtsnamen ansprach.

„Aber ich ka-" – „Ich lasse mir schon etwas einfallen, keine Sorge", schnitt er meinen Satz abrupt ab, warf mir einen weichen Blick zu und löste seine Arme von seinem Brustkorb, um sich mir komplett wenden zu können.

„Jetzt schauen Sie mich nicht so an! Ich brauche Verstärkung im Team und Sie wollen im Ernst das Handtuch so früh werfen?", wollte er belustigt wissen und hob fragend eine Augenbraue in die Höhe.

„Ja", ließ ich ihn trotzig wissen. Es störte mich ungemein, dass er trotz der Lage mich noch im Team haben wollte. Ich meine, wie hatte er sich das nun vorgestellt? Ich konnte unmöglich noch mit Lisa, gar Eymen arbeiten!

„Und außerdem brauche ich Ihr Einverständnis zur Kündigung nicht. Ich komme Ihren Wünschen einfach nicht nach und schon werden Siemich kündigen", setzte ich rotzig Widerstand ein und lächelte ihn gefälscht an.

„Versuchen Sie es ruhig aus. Aber ich wette darauf, dass Sie es nicht Mal übers Herz bringen werden können", zuckte er lachend mit den Schultern.

Augenverdrehend ließ ich mein Kopf zur Seite schwenken.

„Arschloch", nuschelte ich vor mich hin und ärgerte mich über das Erkenntnis, dass er Recht hatte.

Ohne Dich.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt