.27 - Das Meeting

3.1K 162 25
                                    

Die Bekenntnis zu hören, wie sehr ich ihm wichtig war, tat so gut. Es war wie ein Medizin, der meiner blutenden Wunde eine Kruste verlieh. Es tat mir gut, ihn endlich so gut gelaunt zu sehen. Seine geschäftliche Reise hatte eine positive Auswirkung auf unsere Ehe, womit ich seinen Vorgesetzten innerlich dankte. Wie lange hatte ich nach so eine Zuneigung, gar auf eine Versöhnung, gesehnt? – Ich weiß es nicht mehr.

Als er mich vor unserer Wohnungstür abließ und die Treppen noch einmal hinunterlief, um seinen Koffer zu holen, schloss ich die braune, schwere Wohnungstür auf. Glücklich über die Bekenntnis endlich in den eigenen vier Wänden zu wohnen, zog ich meine Schuhe aus und lief gezielt auf unser Schlafzimmer zu. Ich schmiss mich auf das große Bett fallen und zog die Postkarte in die Höhe. Ein Lächeln zierte über meine trockenen Lippen, als ich den kleinen Notiz darauf sah.

Du fehlst mir. – Eymen

Zufrieden ließ ich meinen Arm fallen und schloss meine Augenlider. Ich habe ihm gefehlt, sowie er mir gefehlt hat. Trotz das wir ein Streit hatten, vermissten wir uns. War das normal? Ich lauschte Eymen zu, wie er die Wohnungstür schloss und ins Schlafzimmer rein lief. Seine dominante Parfümwolke schwebte augenblicklich im Raum, sodass ich zufrieden aufseufzte. „Wie ich es vermisst habe", nuschelte ich leise, ohne meine Augen zu öffnen. Unerwartet vertiefte sich die Matratze auf meiner linken Seite, doch ich rührte mich nicht vom Fleck. „Kannst du laut sagen", stimmte mir Eymen heißer zu. Sein Atem kitzelte meine Halsbeuge, sodass mich sogleich eine Gänsehaut überfuhr. Er strich mir achtsam eine Strähne aus meinem Gesicht und hielt an meinem Ohr an. Gespannt wartete ich geduldig auf seinen nächsten Zug, doch innerlich folterte Eymen mich mit seinem zögerlichen Handeln. „Wie war es so ohne mich?", wollte er wissen, bevor er mir einen feuchten Kuss auf meiner Halsbeuge hinterließ. „Wie war es ohne mich in Berlin?", stellte ich ihm eine Gegenfrage und wagte meine Augen zu öffnen. Ich erblickte Eymen direkt vor mir schelmisch grinsend. „Scheiß langweilig", beichtete er seufzend und warf sich auf den Rücken. Diesmal richtete ich mich zu ihm und schlang meinen Arm um seinen Bauch. Ohne lang zu warten, schloss er mich sogleich in seine Arme und hinterließ mehrere kurze Küsse auf meinen Haaransatz. „Ich liebe deinen Geruch", nuschelte er benebelt und zog mich enger zu sich. Ich sah zu ihm auf und konnte meinen Glück nicht fassen. Er und ich. Hier. Alleine und Glücklich. Zufrieden huschte mir ein Lächeln über meine Lippen. Und als ob Eymen es bemerkt hätte, sah er zu mir runter. Sein Griff um meine Taille wurde fester. Und ich fing an zu grinsen. Er hatte mich wirklich vermisst. Sein Atem prallte auf meinen Lippen und ich konnte die Sehnsucht in seinen Augen sehen.

Am nächsten Morgen bereitete ich mich als Erste für den bevorstehenden Arbeitstag vor, bevor Eymen mich aus dem Bad verscheuchte. Seufzend lief ich zurück ins Schlafzimmer und zog meine enge schwarze Hose an, dessen Reisverschluss mittlerweile schwer zugeht. „Na toll, jetzt habe ich auch noch zugelegt", rief ich empört aus und stampfte in die Küche. Ich musste dringend mit einem Diät anfangen, dass war mir klar. „Was ist schon wieder los?", rief Eymen hysterisch aus dem Bad. „Was heißt hier schon wieder?!", forderte ich ihn entsetzt auf und streckte gleich danach meinen Kopf aus der Küche. Eymen, der mich nun unentschlossen ansah, trat aus dem Bad raus und lief auf mich zu. Als er vor mir stand, strich er sachte um meine Arme und schenkte mir die Zuneigung, nach der ich mich schon tagelang gesehnt hatte. „Sag mal, hast du deine Tage oder warum bist du so schnell reizbar?" Erschaudert zog ich meine Augenbrauen zusammen und wich einen Schritt zurück. „Was weißt du schon darüber!", wich ich ihm unbeherrscht aus und lief auf die Kommode zu. „Jetzt beeil dich! Wir müssen los!", wies ich ihn genervt an und war dabei meine Stiefeln anzuziehen. „Bist du dir sicher, dass es dir gut geht, Schatz?", ignorierte er meine Aufforderung und sah mich mit einem prüfenden Blick an. „Schau mich nicht so an, Eymen! Mir geht es gut! Jetzt beeil dich. Bitte." Ich wusste nicht im Geringsten warum ich so plötzlich schlecht gelaunt war. Vielleicht würde ich tatsächlich meine Tage bekommen, doch so schlecht gelaunt war ich bisher nie.

Ohne Dich.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt