.24/2 - Madrid

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Still fuhren wir händchen haltend durch die dunkle Landstraße. Dabei strich er sachte meinen Handrücken. „Hast du morgen wirklich einen Termin?", versuchte ich zögernd ein Gesprächsthema zu öffnen. Er sah mich kurz flüchtig an, doch mir verging sein kurzes Schmunzeln nicht aus den Augen. „Nö. Ich wollte nur nicht, dass sie auf die Idee kommen, dass du gehen wolltest" Überrascht sah ich ihn an. „Habe ich was Falsches gemacht?", wollte er nun verunsichert wissen, doch ich schüttelte mit dem Kopf. „Danke", flüsterte ich nun erschöpft und war ihm wirklich dankbar. Mir kam es auf der Verlobungsfeier wirklich so vor, als wüsste jeder von dieser Situation bescheid. „Das ist wirklich eine schöne Geste von dir, Schatz", bedankte ich mich herzlich und sah müde aus dem Fenster raus. „Für dich mach ich das Gerne, vergiss das nicht", versprach er mir und küsste meinen Handrücken flüchtig, bevor er wieder konzentriert auf die Straße blickte. Im Hintergrund ertönten leise Lieder ab, die meine Müdigkeit hervorriefen. So kämpfte ich mit meinen Augenlidern, die sich schwer öffnen ließen und fiel in ein kurzes Nickerchen ein. „Bade?", vernahm ich Eymen, der seine Hand auf meinem Oberschenkel abließ. „Hmm", nuschelte ich grimmig. „Man ich entführe dich aus der Verlobungsfeier und das ist der Dank?" – „Hmm Hmm", erwiderte ich müde und versuchte weiter zu schlafen. Doch der Schlaumeier ließ nicht nach und zwickte mich an meinem Oberschenkel. „Aua!", rief ich schmerzerfüllt und riss meine Augen zeitgleich erschrocken auf. „Idiot!", war das einzige was mir einfiel, bevor ich meinen Oberschenkel in der Dunkelheit zu überprüfen versuchte. „Ach das war doch nur ein Nadelstich", bemerkte er beiläufig und legte seine rechte Hand grinsend wieder auf den Schalter. „Was du nicht sagst!", schnaubte ich zähneknirschend auf und sah aus dem Fenster raus. „Bist du jetzt sauer auf mich?", wollte er sich schüchtern erkunden, doch ich war festentschlossen, ihm nicht zu antworten. „Dann eben nicht", hörte ich ihn beleidigt auf schnauben. So fuhren wir weitere fünf Minuten weiter. Während ich nun hellwach durch die vorbeisausende Dunkelheit sah, lauschte ich Eymen zu, wie er flach atmete. „Badee", zog er meinen Namen in die Länge und griff nach meiner Hand. Ein Lächeln huschte augenblicklich über meine Lippen, doch ich versteckte sie sogleich in meine genervte Mine und sah ihn augenverdrehend an. Ich gab immer noch keine Reaktion und sah ihn nur an. „Schau mal, wir haben seit fünf Minuten kein Wort mehr ausgetauscht!", stellte er entsetzt fest und deutete auf das Display des Autos. „Es tut mir doch leid. Es war nicht beabsichtigt, dir weh zutun, dass weißt du auch", fuhr er mit seiner bemitleidende Masche fort. „Ich weiß", ließ ich ihn heißer wissen und sah wieder aus dem Fenster raus. „Haben wir uns vertragen?" Ich zuckte mit den Schultern. „Vielleicht. Vielleicht auch nicht", gab ich knapp von mir und versuchte ihn vorsichtig aus dem Augenwinkel zu beobachten. „Bade!", knurrte er leise. Lautlos kicherte ich vor mich hin und wandte meinen Kopf von ihm ab. „Wie sieht es jetzt eigentlich mit dem Jobangebot von Herrn Al-Hamid aus? Hast du ihm schon geschrieben?", startete er einen Neuversuch und sah mich kurz an. Ich erwiderte den kurzen Blickkontakt und haftete ihn sogleich auf sein Seitenprofil. „Nein, noch nicht. Ich werde ihm morgen früh eine E-Mail schreiben", ließ ich wissen. „Hmm. Und wann werden nochmal deine Prüfungsergebnisse bekannt gegeben?" – „Frühestens nächste Woche, aber ich mache mir da kein Kopf drüber. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich alles bestanden habe." Hoffte ich zumindest. „Na das hoffe ich mal", sprach er meine Gedanken laut aus und sah mich motivierend an. Stille herrschte wieder im kleinen Raum. Nur die leise gestellte Musik im Hintergrund begleitete unsere Stille, sodass ich zur Ablenkung mit meiner Hand im Takt auf meinen Oberschenkel schlug. „Bist du immer noch sauer auf mich?", hörte ich ihn unerwartet wieder fragen. Mein Blick fuhr direkt zu ihm hoch und erblickte einen kurzen entschuldigenden Blick. Allein dieser Anblick brachte mich lauthals zum lachen. Er wich beleidigt meinem Blick und brummte vor sich hin. „Nein, ich habe dir verziehen, Idiot!", rief ich schmunzelnd und griff ihm an seinem Arm. „Wusste ich es doch", ließ er nach und erwiderte sogleich meine Hand. „Was wäre ich ohne dich?", fragte er eher zu sich selbst und widmete seine Blicke intensiver, nachdem er in eine Parklücke vor unserer Wohnung das Auto parkte. Ich zuckte grinsend mit den Schultern und wollte aus dem Auto aussteigen. Doch noch bevor ich nach der Klinke greifen konnte, zog er mich am Arm abrupt zurück und drückte seine Lippen wieder auf meine.

Ohne Dich.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt