Einunddreißig: Diana

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Im Augenwinkel sehe ich, wie Liam mir in immer kürzer werdenden Abständen fragende Seitenblicke zuwirft. Als ich es nicht mehr aushalte, bleibe ich auf der Treppe stehen und verschränke die Arme vor der Brust.

„Habe ich was im Gesicht?", frage ich schärfer als beabsichtigt und halte mir augenblicklich die Hand vor den Mund. „Entschuldigung, war nicht so gemeint.", schiebe ich schnell hinterher.

Liam kratzt sich verlegen am Hinterkopf, seine Augen wandern über das Treppengeländer, zurück zu mir, bleiben kurz an meinem Ausschnitt hängen, bevor sie wieder mein Gesicht erreichen.

„Ich habe mich nur gefragt, aus was für einer Situation ich dich gerade gerissen habe. Ehrlich gesagt kann ich nicht einschätzen, wie ich mich dir gegenüber jetzt verhalten sollte."

Ich runzele die Stirn und sehe Liam an, in seinem Blick liegt so viel Mitleid und Schuldbewusstsein, dass ich ihn am liebsten in den Arm nehmen würde, aber ich halte mich zurück und zucke die Schultern, unfähig, etwas zu erwidern.

„Ich meine,", beginnt Liam, „Olivia hat nicht Unrecht. Du hast seit unserer letzten Begegnung wirklich abgenommen, und das, obwohl du vorher schon sehr schlank warst. Ich verstehe, warum sie sich Sorgen um dich macht. Aber es ist nicht mein Recht, dir da reinzureden."

Er zuckt die Schultern. Seine Worte versetzen meinem Herz einen Stich und ich muss schlucken, bevor ich antworte.

„Keine Ahnung, was los ist."

Vorsichtig sehe ich Liam an, er wirkt nachdenklich.

„Wollen wir vielleicht jetzt etwas essen gehen und dabei reden? Das täte uns beiden gut, glaube ich.", schlägt er vor.

Mein Magen knurrt und lässt mir damit keine Möglichkeit, das Angebot abzulehnen. Liam nimmt meine Hand und führt mich die Treppen hinab und aus dem Haus. Die Sonne steht hoch am Himmel, aber obwohl es noch angenehm warm ist, neigt sich der Sommer langsam dem Ende zu.

Ich bin froh, die bedrückte Stimmung im Haus hinter mir zu lassen. Deprimierende Gedanken an Sam kleben an jeder Ecke und auch der Streit mit Olivia liegt mir schwer im Magen, als wäre das Haus von Trübseligkeit besessen.

Schweigend schlendern Liam und ich die Straßen entlang, entfernt hupen Autos, Kinder spielen in den Parks, Spaziergänger unterhalten sich auf den Gehwegen, als würde jeder von ihnen den Septembertag voll auskosten wollen.

Wir erreichen ein kleines Café, in dem nicht besonders viel los ist, und Liam hält mir die Tür auf, damit ich vor ihm eintreten kann. Auf den schwarzweißen Fliesen stehen runde Tische mit jeweils zwei bis vier Stühlen, von denen wir uns einen im hintersten Bereich des Lädchens aussuchen und die Karte aufschlagen.

Bilder von hübschen, aufwendig dekorierten Kuchenstücken lächeln mich an und ich schlucke.

Eine Kellnerin tritt zu uns, zieht einen Block aus ihrer Schürze und sieht uns an. Ich bedeute Liam, zu beginnen.

„Einen Kaffee Latte und ein Stück von dem Schokokuchen, bitte."

Sein Blick wandert zu mir und ich stocke. Ich überfliege erneut die Karte, alles was ich sehe, sind zu viele Kalorien.

„Für mich das gleiche.", sage ich schließlich.

Ein Stein fällt von meinem Herzen, als die Kellnerin lächelnd verschwindet.

„Also, dann erzähl mal."

Erwartungsvoll mustere ich Liam, er trommelt mit den Fingerspitzen auf den Marmortisch, seine Augen sind halb geschlossen. Zum ersten Mal fällt mir auf, wie erschöpft er aussieht.

One Direction - Five Amazing YearsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt