One Direction - Five Amazing Years

Eins: Luize

„Wen von den Jungs findest du am hübschesten? Lass mich raten, es ist Liam, richtig?"

„Lass gut sein, Olivia. Ich wette, sie weiß noch nicht mal, von wem du redest. Sie träumt doch nur noch von Edward Cullen.", antwortet Diana für mich und bindet ihr langes braunes Haar zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen. Olivia starrt mich entsetzt an. „Du kennst One Direction nicht?" Ihre Stimme klingt schrill, so erschrocken ist sie. Dann zieht sie ihr Handy aus der Tasche ihrer dunkelblauen Jacke, die perfekt zu ihrer Schuluniform passt, und spielt ein Musikvideo ab. Es ist dasselbe Video, welches gestern in den Nachrichten lief, dieselben 5 Jungs, die an einem Strand umherlaufen und singen.

Ein Junge mit braunen Locken und schwarzkariertem Hemd beginnt, sein Solo zu singen, als Olivia plötzlich schreit: „Harry! Oh mein Gott, Harry!" Ich zucke zusammen und halte mir das rechte Ohr zu, auf welchem ich demnächst wahrscheinlich taub sein werde. Diana scheint Olivias Verhalten nicht zu stören, im Gegenteil, sie stimmt in das Geschrei mit ein, als der Refrain beginnt. „Ok, das reicht!", rufe ich und versuche verzweifelt, Olivia das Handy aus der Hand zu reißen. Ich sehe meine beiden besten Freundinnen an und wir fangen an, zu lachen.

„Und, was sagst du?", fragt Diana und wischt sich die Freudentränen aus den Augen. Ich sehe sie entschuldigend an und zucke die Achseln. Ich weiß einfach nicht, was ich davon halten soll. „Aber es gibt doch bestimmt einen der Jungs, der dir gefällt.". Olivia sieht mich hoffnungsvoll aus ihren grauen Augen an und streicht ihr rotes Haar glatt.

Früher habe ich sie immer um ihr Aussehen beneidet, ihre helle Haut mit den vielen Sommersprossen, die wunderschönen Augen und ihr volles Haar, sie sieht niedlich aus. Doch hinter diesem niedlichen Aussehen steckt ein starker Charakter. Und obwohl sie mit ihren einsfünfzig ungefähr zehn Zentimeter kleiner ist als ich, und noch mal weitere zehn kleiner als Diana, sollte man sich nicht mit ihr anlegen.

„Zeig mir nochmal ein Bild von ihnen.", sage ich und lächle Olivia aufmunternd an. Ich möchte sie nicht kränken, denn wenn sie einmal Fan von einer Band ist, ist jeder, der diese hasst für Olivia nur noch Luft. Sie zeigt mir ein Bild, auf dem die Jungs dieselben Outfits tragen, wie in dem Video. Ich deute auf den mit der roten Hose, der mir gestern schon auffiel. „Das ist Louis Tomlinson, er ist der Älteste von ihnen. An Heiligabend wird er schon zwanzig. Und das hier," – sie zeigt auf den Jungen im schwarzkarierten Hemd – „ist Harry Styles. Er ist der Jüngste. Er ist siebzehn und wird am ersten Februar achtzehn. Ich liebe seine Locken." Fünf Minuten später kenne ich die Namen und Geburtstage der ganzen Gruppe. Der Blonde, Niall Horan, ist Ire, der Junge mit der gebräunten Haut und den fast schwarzen Haaren ist Zayn Malik und der Junge mit den hellbraunen Locken und den Leberflecken am Hals ist Liam Payne.

Unser gemeinsamer Schulweg kam mir noch nie so lang vor, aber die zwanzig Minuten scheinen heute einfach nicht vorbeizugehen. Ich kann den Namen One Direction echt nicht mehr hören. Umso erleichterter bin ich, als mein Handy in meiner Rocktasche vibriert und Diana unterbricht, die mir gerade einen Vortrag über Zayns tolle Stimme hält. „Papa", steht auf dem Display. Ich seufze und gehe ran. „Was gibt's?", frage ich und fahre mir genervt durch mein Haar. „Mir ist ein Termin dazwischengekommen, kannst du heute Nachmittag ein Interview übernehmen? Die Karteikarten mit den Fragen liegen zuhause auf meinem Schreibtisch. Claus holt dich mit dem Auto von dort ab und fährt dich zu meinem Büro und bringt dich danach auch wieder nachhause." Mein Vater klingt gestresst, ich kenne diesen Ausdruck in seiner Stimme zu gut. „Ja, mache ich, um welche Zeit ist das Interview?" Ich verdrehe die Augen, ich hasse es, seine Angestellte zu spielen. „Halb vier beginnt der Termin, Claus holt dich kurz vor drei ab, damit du dich noch ein bisschen vorbereiten kannst. Du kannst Gary auch mitnehmen. Wir sehen uns heute Abend, ich hab dich lieb." In diesem Moment legt er auf, ohne dass ich noch etwas erwidern kann.