Dreißig: Olivia

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„Und ihr habt wirklich einfach Paul angerufen und er hat euch aus der Klemme geholfen? Das stelle ich mir mega aufregend vor.", kommentiere ich, als Luize ihre Erzählung von der Beerdigung des armen kleinen Mädchens beendet hat. 

Diana und ich haben es uns auf Issis Bett bequem gemacht, während diese auf dem Sofa sitzt und aus dem Fenster schaut. Jetzt dreht sie sich allerdings zu uns. 

„Also so aufregend ist es wirklich nicht. Eher peinlich. Du glaubst gar nicht, was ich mir für eine Standpauke von Paul anhören musste. Er ist wirklich ein guter Kerl, aber wenn es um unsere Jungs geht versteht er echt keinen Spaß. Außerdem können Fans ziemlich anstrengend sein, wie ihr ja wisst."

Gespielt beleidigt verschränke ich die Arme vor der Brust. Diana runzelt die Stirn. 

„Aber warum musstest du dir was anhören? Du bist doch nicht für die Sicherheit der Jungs zuständig." 

Luize nickt. 

„Eigentlich bin ich das nicht, aber ich arbeite für One Direction und eng mit Paul zusammen. Das heißt, wenn sie etwas anstellen, bekomme automatisch ich den meisten Ärger. Wobei das ziemlich unfair ist, ich sollte mal mit meinem Vater darüber reden." 

Meine beste Freundin grinst.

Verträumt drehe ich mich auf den Rücken und starre zur Decke. 

„Trotzdem irgendwie chillig. Man kann anstellen, worauf man Lust hat und alle anderen müssen sich um die Konsequenzen kümmern. Das wäre was für mich." 

Diana kichert über meine Bemerkung, aber Luize schüttelt bestimmt den Kopf. 

„Für eine Woche oder von mir aus auch einen Monat ist das vollkommen in Ordnung, aber die Jungs leben so seit über zwei Jahren. So langsam steigt es ihnen zu Kopf, sie sind verzogene Schnösel."

Offensichtlich meint sie ihre Aussage nicht hundertprozentig ernst, dennoch hat sie Recht. Seit der Gründung bei X Factor ist einige Zeit vergangen, in der es für One Direction nur bergauf ging.

Sie haben ihr erstes Album veröffentlicht, das zweite wird im November folgen und nach der ersten Tour wird auch die zweite nicht lange auf sich warten lassen.

Weltweit singen Fans zu den Liedern der Jungs mit und sparen ihr Taschengeld für Konzerte und Merch, dass man da anfängt, die Nase zu weit über dem Boden zu tragen, ist nur logisch.

„Ich hol uns mal was zu essen, habt ihr Hunger?", fragt Luize und erhebt sich von dem großen Boxspringbett.

Ich nicke zustimmend, während Diana dankend ablehnt.

Verwundert sehe ich zu ihr.

„Bist du sicher, du hast seit dem wir los sind nichts gegessen."

Wir haben uns direkt nach dem Frühstück, das für Diana aus einem Glas Wasser und für mich aus einem Croissant bestanden hatte, auf den Weg nach London gemacht, um unsere beste Freundin zu besuchen, und dass Diana noch immer keinen Hunger haben sollte, erschien mir äußerst seltsam.

Ihr Magen knurrte verräterisch und Luize und ich tauschten vielsagende Blicke, bevor Issi aufstand und das Zimmer verließ.

„Di, ist alles in Ordnung bei dir?", frage ich Diana, als wir ungestört sind.

Müde sieht sie sich in dem Zimmer um, abwechselnd neigt sie sich nach links und rechts, das Boxspringbett unter ihr knarzt leise.

„Ja, es ist alles super. Warum fragst du?"

Ich verdrehe die Augen. Ich kenne Diana besser, als es die meisten anderen Menschen in ihrem Leben tun und erkenne, dass sie mir etwas vormacht. Sie meidet meinen Blick und knetet stattdessen ihre Hände, ein klares Anzeichen dafür, dass sie lügt.

Trotzdem lasse ich sie in dem Glauben, dass mich ihre Antwort zufriedenstellt.

„Nur so, du isst in letzter Zeit weniger als sonst und machst viel mehr Sport.", stelle ich nüchtern fest.

Ruckartig hebt Diana den Kopf, die Augen weit aufgerissen.

„Was ist so schlimm daran, dass ich auf mein Aussehen achte?"

Ich weiche zurück, die Hände beschwichtigend gehoben.

„Nichts, Di. Es ist nur so auffällig. Seit der Einweihungsparty benimmst du dich total seltsam. Und überhaupt, was ist das hier denn für ein Outfit? Das bist doch gar nicht du."

Ich deute auf ihr weitausgeschnittenes Top, unter dem ihre BH-Träger hervorblitzen.

Dianas Gesicht verfärbt sich dunkelrot.

„Nur, weil ich mich bewusster anziehe und ernähre, bin ich dir plötzlich ein Dorn im Auge? Du hast doch nur Angst, dass die Aufmerksamkeit aller nicht mehr auf dir und deinem niedlichen Gesicht liegt, sondern auf mir! Ich habe es satt, an zweiter Stelle zu stehen!", faucht sie.

Erschrocken hole ich Luft, wir haben vollständig aneinander vorbei geredet.

„Ich mache mir doch nur Sorgen um dich.", versuche ich, Diana zu beruhigen, aber sie springt vom Bett auf und reißt die Arme in die Luft.

„Auf deine Sorgen kann ich verzichten! Ich kann sehr gut selbst auf mich aufpassen!"

Sie rauft sich die Haare, Tränen glitzern in ihren Augen und ich stehe auf, um sie in den Arm zu nehmen, aber Diana weicht zurück.

Etwas knarzt hinter uns und ich drehe mich in Richtung Tür, wo Liam steht, die Hände in den Taschen seiner Hose vergraben. Er sieht uns aus seinen braunen Augen erschrocken an.

„Ich komme wohl zur falschen Zeit.", bemerkt er und wendet sich zum Gehen, aber Diana hält ihn zurück.

„Was gibt's?", fragt sie, die Stimme so ruhig, als wäre nie etwas gewesen.

Vorsichtig tritt Liam zurück in das Zimmer und sieht sich um, als würde in der Ecke etwas lauern, das ihn jeden Moment anfallen und verletzen könnte.

„Ich wollte eigentlich nur mit jemandem reden, die Jungs sind gerade nicht da. Aber ihr seht aus, als wärt ihr anderweitig beschäftigt."

Mein Blick wandert von ihm zu Diana, die ihre durchwuschelten Haare glattstreicht.

„Ich habe Zeit.", sagt sie und lässt mich stehen.

Fassungslos sehe ich zu, wie sie mit Liam den Raum verlässt, gleichzeitig tritt Luize mit einem Tablett mit Keksen und Tee durch die Tür. Sie sieht mich an, runzelt die Stirn und dreht sich zurück in die Richtung, in die Diana und Liam verschwunden sind.

„Was ist passiert? Ich habe euch streiten hören.", erklärt sie und stellt das Tablett auf dem Nachtschrank ab.

Planlos zucke ich die Schultern.

„Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ich mir Sorgen um Diana mache."


~Oh je, irgendwas scheint da bei Diana wirklich nicht in Ordnung zu sein. Mal sehen, ob Liam ihr dabei helfen kann. 

Diese Woche kommen außerdem 2-3 Updates, außerdem habe ich es geschafft, eine kurze Outline zu schreiben und ein neues Cover zu machen, das ich diesmal sogar echt schön finde. Vielleicht ist die Fanfiction hier also doch noch nicht verloren :)

One Direction - Five Amazing YearsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt